Der Hafen wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Handelshafen dem Westen geöffnet, er ist meist eisfrei und hat daher eine große Bedeutung, vor allem als Industriehafen.
Am Hafen haben auch wir angelegt und nach der doch etwas anstrengenden Ankunftstag mit der Fahrt nach Yokohama waren wir froh, eine relativ normale japanische Stadt kennen zu lernen und ein wenig vom Land zu sehen. Dafür war Kushiro ideal; großartige Sehenswürdigkeiten gibt es nicht und da Sonntag war, hatten die meisten Einwohner frei und man sah ein wenig vom Leben.
Kushiro ist Eingangstor zum Kushiro-Shitsugen-Nationalpark, der für seine Mandschurenkraniche bekannt ist. Ich kenne diese Kranichart vor allem aus der chinesischen Kunst, in der diese inzwischen vom Aussterben bedrohte Art oft abgebildet wird - das Muster erinnert an Yin und Yang und die Vögel wirken majestätisch. Vor allem im Winter, wenn Schnee liegt, fahren viele zur Kranich-Beobachtung nach Kushiro.
Hafen von Kushiro
Der Hafen ist ein typischer Industriehafen mit Containern und vielen Stahlstangen, die von dort verschifft werden oder ankommen, außerdem Holz, wahrscheinlich aus den Wäldern der Insel. Er wird aber auch für Fischfangflotten genutzt.
Das Schiff hat um 7 Uhr früh angelegt. Wir haben länger geschlafen, gemütlich gefrühstückt und sind dann los. Es gab einen Shuttlebus in den Ort. Nach dem Verlassen des Schiffs waren Informationsstände aufgebaut und freundliche, höfliche Menschen versorgten einen mit Tipps und Stadtplänen. Dies war von Kushiro, vom Tourismusbüro denke ich, organisiert. Man fühlte sich gleich willkommen und konnte sich auch Tipps geben lassen, Prospekte mitnehmen oder Fragen stellen.
Hier ein Foto des Plans, der dort aushing. Japanisch und Englisch beschriftet.
Kulinarisches in Kushiro
Mit ein wenig Informationsmaterial in der Hand fühlte ich mich gleich zuhause. Außerdem war interessant, was alles auf japanisch und englisch darauf stand bzw. abgebildet war. Ich mag ja solche Prospekte!
Die Info über das lokale Essen fand ich einfach klasse: Ohne diesen Prospekt hätte ich nie erfahren, dass "Kushiro Ramen" auf Hokkaido die viertpopulärste Ramen-Art ist oder dass die grüne Farbe der "Kushiro Soba" von Chlorella-Algen kommt. So früh morgens waren die meisten Restaurants aber noch nicht geöffnet. Dieses hier habe ich fotografiert, da wurde gerade geputzt.
Ich fand die Tisch, die quasi Grills sind, beeindruckend! Das Essen da stelle ich mir mit einer Gruppe von Freunden super vor! Es gibt hier wohl die über Holzkohlen gegrillte Makrele, für die Kushiro im ganzen Land bekannt ist.
Außerdem ist Kushiro auch für fritiertes Hühnchen bekannt.
Bummel durch Kushiro
Hier ein paar Impressionen von Kushiro, die ich beim Spazieren durch den Ort aufgenommen habe.
Diese Baustellen-Abgrenzungspfosten haben wir in ähnlicher Art überall in Japan gesehen.
Wir haben uns treiben lassen, u.a. kamen wir auch an den Bahnhof, von dem aus man in den Nationalpark aber auch in andere Orte auf der Insel fahren kann. Es gibt aber auch Busse, so wie diesen hier.
Wir kamen an einer Markthalle vorbei, an der es so früh morgens natürlich auch viel Fisch gab. Kushiro liegt ja direkt am Meer und am Hafen gibt es Fischerboote.
Interessant fand ich, dass viel Käse angeboten wurde. Japan hätte ich nicht als Käse-Nation eingeordnet, aber auf Hokkaidō gibt es viel Milch, und daraus wird auch Käse fabriziert.
So sehen Straßenkreuzungen aus...
... und so Spielplätze und Parks. Mit Dampflokomotive. Morgens waren noch keine Kinder draußen zum Spielen.
Dieses Haus fand ich nett, im Vorgarten links wird Wäsche getrocknet und vor dem Haus gibt es viele Blumentöpfe. Das ist uns später überall in Japan aufgefallen, für ein bißchen Grün und Pflanzen wird viel Zeit und Liebe reingesteckt.
Überall begegnet einem der berühmte Mandschurenkranich.
Aus diesem Gebäude kam ein sehr seltsamer aber lauter Krach, den wir uns nicht erklären konnten.
Also sind wir rein und waren sehr erstaunt, darin eine Spielhölle zu finden.
Pachinko-Fieber in Japan
Pachinko nennt sich das und es gibt sie überall in Japan. Innendrin stehen hunderte Automaten, daneben tönt Musik und jemand spricht über Mikrofon. Die Maschinen piepsen, aber was richtig laut ist, sind kleine silbrige Metallkugeln, die man in diese grünen Behälter gibt und die man in die Automaten wirft. Man kann sich das ähnlich wie vertikale Flipper vorstellen, die Metallkugeln fallen über verschiedene Hindernisse (Pins), die immer wieder neu angeordnet werden, nach unten. Das verursacht auch dieses laut klackernde Geräusch, das wirklich ohrenbetäubend ist. Pachinko ist typisch für Japan, viele Japaner (meistens junge Männer) spielen stundenlang damit. Ihnen scheint der Lärm nichts auszumachen.
Die meisten der Metallkugeln fallen einfach durch die Automaten und sind dann weg. Einige landen in speziellen Löchern und der Spieler bekommt dadurch weitere Kugeln. Man kann durch Hebel etwas mitbestimmen, wie schnell die Kugeln beim Einwerfen auf das Feld geschossen werden. Die Details kenne ich nicht, aber mir wurde gesagt, dass man sehr schnell sehr viel Geld verlieren kann. Gewinnen kann man natürlich die Kugeln, aber diese werden nicht in Geld umgetauscht (Glückspiel ist in Japan meist verboten), sondern in Sachpreise (das können auch Goldbarren sein). Diese wiederum kann man verkaufen, oft anonym in dunklen Gassen und bei der Yakuza, wie ich gehört habe.
Pachinko ist übrigens das beliebteste Spiel in Japan und beherrscht die Freizeitindustrie; da werden Milliardenumsätze gemacht. Wir haben überall im Land solche kleinen Spielhöllen aber auch größere Freizeithallen gesehen, in denen es außer Pachinko auch andere Automatenspiele, Sportspiele oder auch 4D-Simulatoren gab.
Weitere Impressionen von Kushiro
Klar musste ich auch in einen Supermarkt. Hier macht Menschen-Beobachten Spaß, außerdem finde ich es immer interessant zu sehen, was es alles gibt und wie es präsentiert wird.
Schön fand ich die Abteilung mit frischem Obst und Gemüse. Ende August gab es schon viele Melonen und Kürbisse. Alles ist sauber, schön präsentiert und gut organisiert.
Beeindruckend fand ich die Auswahl an frischem Fisch, an verschiedensten Tofu-Sorten und auch an eingelegtem Gemüse, für das Japan ja bekannt ist. Die Japaner kaufen also ihr eingelegtes Gemüse auch im Supermarkt; früher haben das mehr Leute selber zuhause gemacht - wie bei uns ja auch.
Auch interessant ist die Auswahl an Sake. Das hier ist in einem anderen Laden aufgenommen, aber überall (auch in den 24-Stunden-Läden) gibt es Sake im Trinkglas, für ca. 1,50 Euro umgerechnet. Und der schmeckte gar nicht schlecht!
Als kleinen Imbiss haben wir uns aber keinen Sake mitgenommen, sondern Sushi und Sashimi, außerdem Grüntee-Mochi und etwas Gebäck.
Wir haben uns auf einer Bank an diesem Spielplatz nieder gelassen und unseren Imbiss verzehrt. Hier kam übrigens später auch ein Mädchen, das gespielt hat. - Essen in der Öffentlichkeit oder im Gehen ist in Japan übrigens nicht so gerne gesehen, aber es war außer uns ja keiner da.
Wir haben uns auch etwas in den Mehrfamilienhäusern umgeschaut; im zugänglichen Keller wurde ganz ordentlich Müll getrennt. Da gab es Behältnisse für Pappe/Papier, Restmüll, Verpackungen, Biomüll - fast wie zuhause.
Wir sind dann weiter und kamen zum Kushiro Fluss, der nach gut 150 km Lauf durch die Insel bei Kushiro ins Meer fließt. Es gibt eine Promenade, man kann schön entlang laufen. Hier legen auch Fischerboote an und am Fluss entlang gibt es Cafés und eine gewisse Infrastruktur.
Weiter ging's durch ein Viertel, in dem Restaurants und Nachtleben stattfinden - allerdings war es so mitten am Tag wie ausgestorben. Manches kann man lesen wie Japanische Tapas oder Japanese Slow Food, die Restaurants anboten, manchmal bin ich mir nicht sicher, ob die Übersetzung ins Englische immer so geklappt hat, wie sich das der Eigentümer vorstellt. Oder was versteht man unter charm charge in einem Nachtclub? ;-)
Besser gefallen hat mir da diese Statue, auch im Restaurantviertel nicht weit vom Fluss. Fische scheint es in Kushiro reichlich zu geben!
Wir sind dann weiter gelaufen. Am Fluss nahe der Mündung ins Meer findet sich die Kushiro Fisherman's Wharf MOO und daneben das EGG (Ever Green Garden).
Das EEG sieht man links im oberen Foto, es ist quasi ein großes Gewächshaus, in dem man eine Zeit verbringen kann.
Die Bilder vom MOO erspare ich Euch; das war eher wie ein Shoppingcenter mit Restaurants aufgebaut, auch viele kleine Läden und die Touristeninformation.
Um 17 Uhr legte das Schiff wieder ab, so dass wir vom MOO aus mit dem Shuttle zurück zum Hafen sind. Dort waren beim Auslaufen des Schiffs übrigens viele Einheimische, die das beobachteten. Es gab auch Musik, ein Posaunespieler war da und spielte. In Kushiro kommen nicht allzu viele Kreuzfahrtschiffe an, überall in der Stadt sieht man die Daten der Ankünfte und man hat den Eindruck, dass man sich über diese Abwechslung freut.
Dies ist Teil eines Reiseberichts über unsere 2-wöchige Reise nach Japan. Details dazu sowie Links zu den anderen Tagen finden sich hier.
Es scheint sehr wenig bis gar nichts in Englisch angeschrieben, das erstaunt mich, sind es doch über 40 Jahre seit meiner Ferienreise in Japan. Später war ich nur einige male noch in Tokyo, geschäftlich. Pachinko mit Lärm war schon 1976 überall :-)
AntwortenLöschenHallo Houdini,
Löschenschön, dass Du über mein Foto der Woche von 2019 hier bei dem etwas älteren Beitrag gelandet bist. In Tokyo ist viel auf Englisch zu sehen, in abgelegeneren Gegenden liest man viel Japanisch. ;-)
Aber ich glaube, die Menschen sprechen deutlich mehr Englisch als noch vor 40 Jahren, man kommt besser durch, wenn man reist als früher.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara!
AntwortenLöschenJapan ist sicher super spannend. Da wollen wir auch noch hin. Mit dem Hello Kitty Bus hast du definitiv was für mich gefunden. Ich liebe Hello Kitty 😍
Liebe Grüße
Ines
Hallo Ines,
Löschenich bin auch so ein Katzenfan und Hello Kitty mag ich auch gerne. Als ich den Bus gesehen habe, musste ich in sofort fotografieren! :-)
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
AntwortenLöschendieser Hello-Kitty-Bus ist ja der Knaller! So typisch japanisch, wie man sich das hier vorstellt...
Ich liebe es auch, einfach durch die Gegend zu schlendern und den Alltag der Menschen zu beobachten. Das ist manchmal noch interessanter als tolle Sehenswürdigkeiten. So bekommt man doch einen echten Eindruck vom Leben dort.
Liebe Grüße
Gina
Hallo Gina,
Löschenja, das ist irgendwie Japan pur - ohne diese Sehenswürdigkeiten, aber trotzdem interessant und sehenswert.
Mir sind solche Tage und Erlebnisse mindestens genauso wichtig wie die touristischen Highlights.
Liebe Grüße
Barbara