Mich interessieren Länder, in denen ich noch nicht war und von denen ich noch nicht viel gehört habe. Die Republik Moldau ist so eins, gar nicht weit entfernt und noch in Europa, aber irgendwie war noch fast keiner dort, den ich kenne. Das hat mich schon länger gereizt und so bin ich hingeflogen, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Viele haben mich gefragt, wo Moldau überhaupt liegt. Fast keiner weiß, wie die Hauptstadt heißt. Und, Moldau, Moldawien - heißt es überhaupt so? Ich habe auch lange überlegt, was ich hier schreibe: Offiziell Republica Moldova, man sagt einfach Moldova (mit einer Betonung auf dem zweiten O, das finde ich eigentlich am hübschesten), umgangssprachlich oft Moldawien, was vom russischen олдавия Moldawija kommt. Auch die deutschsprachigen Länder sind sich nicht einig, in der Schweiz heißt es Moldova, in Deutschland und Österreich sagt man umgangssprachlich Moldawien und offiziell Republik Moldau, was nichts mit dem gleichnamigen Fluss zu tun hat. - Es ist also kompliziert!
Wissenswertes zu Moldau und Transnistrien
Klar ist, es handelt sich um einen Binnenstaat in Südosteuropa, der seit 1991 selbständig ist. Zuvor gehörte das Land als Moldauische Sowjetrepublik zur UdSSR. Er grenzt im Westen an Rumänien und wird sonst vollständig von der Ukraine umschlossen, was (wie ich finde) vor allem im Süden ein wenig schade ist, es gibt nämlich keinen direkten Zugang zum Schwarzen Meer, obwohl dieses teils nur 2 km entfernt ist.
Eine weitere Besonderheit: Im Osten des Landes gibt es einen de facto unabhängigen Staat namens Transnistrien, der sich im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion vom Rest der Republik Moldau abspaltete und stark an die frühere UdSSR erinnert, wie hier auf dem Foto mit einer Lenin-Statue. Transnistrien (das bedeutet "jenseits des Flusses Dnister gelegen") steht unter russischem Einfluss, russische Streitkräfte sind dort stationiert. Der Transnistrien-Konflikt ist kein offener Krieg, aber erinnert ein wenig an die Situation auf der Krim, nur gibt es ihn schon seit 1991. Er hat sich beruhigt und wird als eingefrorener Konflikt bezeichnet. - Konflikt! 150 km östlich der EU! Vor unserer Haustüre! Ein Nicht-Staat! In Europa!
Bei so vielen Ausrufezeichen ist klar, dass ich mir das anschauen wollte. Aus Gründen wieder als Kurzreise, in der ich zumindest die Hauptstadt Chișinău, ein wenig vom Land sowie eines der bekannten Weingüter und natürlich Transnistrien sehen wollte.
Moldau gehört nicht zur EU; der ungelöste Transnistrien-Konflikt verhindert einen Beitritt. Es gibt allerdings ein wirtschaftliches und politisches Assoziierungsabkommen mit der EU. Sehr viele der rumänischsprachigen Einwohner Moldaus haben nebenbei noch einen rumänischen Pass, so dass sie innerhalb der EU reisen können. Die offizielle Amtssprache ist Rumänisch, daneben wird regional auch Russisch, Gagausisch und Ukrainisch gesprochen. Seit dem Ende der Sowjetunion wird wieder mit lateinischen Buchstaben geschrieben; in Transnistrien kyrillisch. Die Hauptstadt der Republik Moldau heißt Chișinău; auf deutsch sagt man manchmal auch Kischinau und so ungefähr spricht sie sich auch aus. Die Hauptstadt Transnistriens heißt Tiraspol.
Eckdaten: Meine Reise nach Moldau und Transnistrien und weitere Ideen
Organisiert habe ich das selbst: Ich habe bei Lufthansa einen Direktflug ab München gebucht, zurück ging es (zusammen mit dem Hinflug über Lufthansa gebucht) mit Austrian über Wien, da das von den Flugzeiten für mich besser passte. Das Hotel habe ich über booking.com gebucht, und nach der Buchung im Hotel angefragt, ob sie mir einen Transfer vom Flughafen und einen Tagesausflug organisieren können. Von einem guten Hotel erwarte ich das, und es hat auch hier super geklappt.
Ich fand meine Reise für den ersten Eindruck ideal, würde mir das nächste Mal aber ein wenig mehr Zeit nehmen, um mehr von dem kleinen sympathischen Land zu entdecken. Nichts aufgeregtes, nichts, was große Touristenmassen anzieht, aber entspannt: Die archäologisch schönste Sehenswürdigkeit Orheiul Vechi lohnt sicher eine längere Besichtigung; dort gibt es neben einer Festung mit Zitadelle, einem tatarische Badehaus und einem Felsenkloster auch ein Dorfmuseum, das mir empfohlen wurde. In Soroca kann man eine mittelalterliche Festung erkunden, in Comrat, der Hauptstadt der autonomen Region Gagausien, eine sehenswerte Kathedrale. Es gibt außerdem eine Reihe interessanter Klöster zu besichtigen. Auch auf den Spuren jüdischer Geschichte kann man in Moldau wandeln; allein in Chișinău gab es früher über 70 Synagogen. Die Hauptstadt des früheren Bessarabien wurde seit dem 16. Jahrhundert stark durch Juden geprägt. Wer etwas mehr Zeit hat und tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, fliegt ins rumänische Iași und fährt von dort über Land weiter. Iași war früher die wichtigste Stadt des Fürstentums Moldau.
Meine Reise, die einzelnen Reise-Tage mit Links:
Tipps für eine Reise nach Moldau: