Endlich habe ich mir mal die Zeit genommen, die Highlights dieser Stadt, die ich seit 1990 kenne, zusammen zu schreiben und mit Fotos zu versehen. Seit damals hat sich viel geändert und die Highlights sind inzwischen andere als damals. Und viel faszinierender!
Ich war diesmal beruflich länger in Shanghai und hatte an einem Samstag Zeit für ein touristisches Programm mit Stadtbummel und den wichtigsten Highlights an einem Tag. Die Tour hatte ich für einen Kollegen zusammen gestellt, der nur kurz in der Stadt war und dem ich einen umfassenden Einblick geben wollte.
Leider war der Himmel nicht ganz so strahlend blau wie unter der Woche, die wir arbeitend in einem fensterlosen Büro verbracht haben, aber sonst wär's auch zu perfekt gewesen. Angenehm warm war es trotzdem, perfektes Besichtigungswetter.
Das Foto hier ist vom Bund aus nach Pudong rüber fotografiert - ein ziemlich bekanntes Motiv. Rechts sieht man den aktuellen Baufortschritt des Shanghai Tower, der das zweithöchste Gebäude der Erde werden soll.
Ideale Reisezeit für Shanghai ist Frühling oder Herbst, aber besser
nicht in den Wochen um den 1. Mai oder den 1. Oktober wegen der sog.
Golden Weeks in China. Da ist das Land überfüllt und jeder reist.
Blick von oben aus dem Shanghai World Financial Center
Aber nun der Reihe nach. Wir sind los mit dem Taxi zum Shanghai World Financial Center (SWFC), dem mit 492 Metern und 101 Etagen derzeit vierthöchsten Gebäude der Welt. Auf dem oberen Foto erkennt man es relativ weit rechts an der Flaschenöffnerform. Es hat die mit 474 m höchste Aussichtsplattform der Welt und natürlich wollte ich da hoch.
Der Spaß kostet 150 Yuan (derzeit ca. 18 EUR) und lohnt sich wirklich. Wie am Burj Khalifa, wo ich letzten Dezember immerhin auf 452 m war, gibt es zu Beginn einleitende Multimedia-Informationen über den Bau, daneben welche über die Entwicklung von Wolkenkratzern an sich, von Pudong, usw. und dann eine schnelle aber angenehme Fahrt mit dem Aufzug hoch zum Observatory.
Man kommt in der 94. Etage an und fährt dann mit einer Rolltreppe auf die 97. (quasi unten an der Flaschenöffner-Öffnung), danach kann man mit einem Aufzug weiter hoch auf den 100. Stock, das ist die obere Kante der Flaschenöffner-Lücke). Von dort hat man wirklich einen atemberaubenden Rundblick und Ausblick.
Direkt neben dem SWFC befindet sich der Jinmao Tower, hier links unten zu sehen, der mir persönlich sehr gut gefällt. Er hat etwas von einer chinesischen Pagode, soll ebenso an chinesischen Bambus erinnern und beherbergt u.a. eine futuristische Bar namens Cloud 9, in der ich früher oft und gerne war; das erste Mal im Jahr 2000. Das Gebäude ist also schon älter und es war damals der höchste Wolkenkratzer Chinas.
Weiter hinten auf dem oberen Foto sieht man den bekannten Oriental Pearl Tower, das moderne Wahrzeichen Shanghais (es ist ein Fernsehturm, fertiggestellt bereits 1995) und dahinter den Fluss Huangpu, der durch Shanghai fließt. Auf dem Foto sieht man links oben sogar die Mündung des Wusong Flusses (auch Suzhou Creek genannt) in den Huangpu - das nördliche Ende vom Bund.
So sieht es innen in der 100. Etage aus - lauter staunende Menschen. :-)
Es gibt teilweise auch Glasboden, durch den man schräg nach unten schauen kann. Man kann ihn auch betreten, was für viele ungewohnt ist.
Ach ja, die Toilette kann ich noch empfehlen. Mal abgesehen davon, dass die Klobrille beheizt ist, hat man doch selten so einen schönen Ausblick von ganz oben, oder?! ;-) Wenn man auf die Fotos hier im Blog klickt, werden sie größer, dann sieht man den Ausblick noch besser.
Daneben findet man natürlich noch Merchandising-Zeugs, man kann sich ein Zertifikat ausstellen lassen, etwas essen und trinken, usw. Abends ist das SWFC bis 23 Uhr (letzter Einlass 22 Uhr) geöffnet und eignet sich damit perfekt, um die dann so richtig bunt beleuchtete Stadt von oben zu genießen. Bitte beachten: Um 22 Uhr gehen in Shanghai die meisten Lichter aus, also besser rechtzeitig hin!
Spaziergang durch Pudong
Wir sind wieder runter, ein paar Straßen weiter, kurz in ein nobles Shopping Center mit allen teuren Marken, die man sich so vorstellen kann, haben die Baustellen und Gebäude auf dem Weg bewundert und sind dann in Richtung Fluss. Dort musste ich mir natürlich meine geliebten roten kleinen säuerlichen Früchte, die mit rotem Zucker kandiert sind, kaufen.
Die gibt's fast überall in China und sie schmecken total lecker. Sie haben etwas apfelähnliches und große Kerne. Auf Chinesisch heißen sie shānzhā 山查, das ist chinesischer Weißdorn oder so etwas ähnliches.
Von hier hat man einen schönen Blick auf die historischen Kolonialbauten an der berühmtesten Uferpromenade Chinas. Dieser Blick ist sehr zu empfehlen.
Der Bund wurde vor 400 Jahren von den Niederländern als Schutzwall gegen die Fluten des Huangpu errichtet, als Kaimauer quasi.
Bund Sightseeing Tunnel
Von Pudong kommt man am besten mit dem Schiff oder durch eine Unterführung auf die Puxi-Seite (dong heißt Osten, xi Westen und Pu ist die Abkürzung für den Flussnamen Huangpu). Man kann alternativ natürlich auch mit der Metro oder einem Taxi fahren, beides Umwege.
Der sog. Bund Sightseeing Tunnel lohnt sich, finde ich: Für 50 Yuan fährt man mit kleinen Wägelchen durch einen Tunnel und genießt Informationen über die Reise ins Erdinnere, psychedelische Musik und eine richtige Show mit Animation, Vorhängen, Farben, Lichtern.
Auf der Pudong-Seite muss man etwas suchen, bis man den versteckt gelegenen Eingang findet. Er ist in einer Nebenstraße in einem etwas unscheinbaren Gebäude. Hier hilft ein Reiseführer mit chinesischen Schriftzeichen, auf die man deuten oder zeigen kann und man fragt sich am besten durch.
Man kommt auf der anderen Seite direkt vor dem bekannten Peace Hotel hoch und kann von dort aus gemütlich am Bund entlang promenieren, mit dem bekannten Blick vom obersten Foto nach Pudong rüber.
Spaziergang durch Puxi
Auf der Puxi-Seite finden sich die schönen und bekannten Kolonialgebäude und auf dem Bund selbst gibt es massenweise Touristen, vor allem chinesische, die auch Spaß daran haben, sich mal mit Langnasen zusammen fotografieren zu lassen. Mein Kollege mit Vollbart war übrigens ein beliebtes Fotomotiv. :-)
Je nach Temperatur und Wetter kann man hier sehr viel Zeit verbringen. Man kann auch kleine Snacks oder etwas zu trinken kaufen. Der Bund lohnt auch zum Sonnenuntergang. Wenn es dunkel ist, ist bis 22 Uhr alles beleuchtet, danach gehen die Lichter aus. Am südlichen Ende ist ein kleiner Hafen, an dem Ausflugsboote liegen. Eine Bootsfahrt ist auf jeden Fall zu empfehlen (haben wir uns für später aufgehoben).
Viertel um den Yu Garten
Die weiteren Sehenswürdigkeiten sind gut ausgeschildert und wir hielten uns in Richtung des bekannten Yu-Gartens, eine Ecke Shanghais, die nicht nur für diesen Yùyuán 豫园, sondern auch für Teehäuser und wieder aufgebaute chinesische Gebäude der Ming- und Qing-Dynastie drum herum bekannt ist.
Die nach alt getrimmten Gebäude sind eine Art Shopping Center, in dem man alles mögliche bekommt und z.B. Mitbringsel (Tee, Kalligrafie-Sets, Kunsthandwerk, Gemälde, Seidenschals, Kleidung, Süßigkeiten, usw.) kaufen kann. Die Auswahl ist enorm: Wer typische chinesische Souvenirs sucht, wird hier fündig. Außerdem gibt es dort Teehäuser, sehr viele Restaurants und Fast Food, westlich und chinesisch.
Auf einem Platz waren Stände aufgebaut, die verschiedene frisch zubereitete Imbisse aus verschiedenen Regionen Chinas feilboten. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und habe einiges gekauft und verspeist. Frisch zubereitet, ein Genuss!
Teigtaschen, mit Gemüse gefüllte Pfannkuchen, fritierte Fladen, Suppen, usw. - chinesische Garküche vom feinsten. Man sieht auch auf den ersten Blick, dass die Brühe auf dem zweiten Foto recht gehaltvoll ist. ;-) Wenn Ihr die Fotos noch größer sehen wollt, drauf klicken!
Für den Yu-Garten war es schon zu spät (der ist auch sehr überlaufen und ich finde, es gibt anderswo schönere chinesische Gärten), aber wir sind noch kurz in einen daneben liegenden Tempel, was ja auch immer interessant ist.
Es ist ein daoistischer Tempel, und zwar der des Stadtgottes, der die Stadt Shanghai und deren Bürger beschützen soll.
Während der Kulturrevolution zerstört, jahrelang gemieden, ist er jetzt wieder ein Treffpunkt vieler Chinesen, die Räucherstäbchen anzünden und sich vor dem Gott des Reichtums oder des Wissens verbeugen und beten. Schaden kann's ja nicht und interessant zu beobachten finde ich das auch.
Chinesische Teezeremonie
Danach freuten sich die Beine auf etwas Ruhe und wir waren froh, dass wir zufällig in einem der Teehäuser eine Dachterrasse mit sensationeller Aussicht fanden.
Eine chinesische Teezeremonie (30 Yuan) war genau das richtige zum Ausspannen und gegen den Durst.
Hier ist man auf Ausländer eingestellt: Eine junge Dame informierte auf Englisch über die verschiedenen chinesischen Teesorten, die sie frisch für uns aufgoß und die man natürlich auch alle probieren konnte. Interessant finde ich immer die Jasmintees mit Blüten, die sich farbenfroh öffnen (in den Weingläsern), Oolong-Tee aus Tonkännchen, schwarze und grüne Tees. Klasse.
Wer mag, kann danach gleich Tee einkaufen.
Und: Ist dieser Ausblick von meinem Tisch aus nicht ein Traum???
Nachtrag 2016 mit einer Warnung: Inzwischen kommt es wohl ab und zu vor, dass Touristen mit solchen Teezeremonien geneppt werden und nachher viel mehr bezahlen müssen als sie vorher gedacht hatten. Bitte informiert Euch genau, was es kosten soll und werdet auch mal laut, wenn es anders läuft als vereinbart. Vielleicht lasst Ihr Euch aktuell einen Tipp geben, wo man hin kann (ich hatte nie Probleme, aber mein Besuch ist ja schon etwas länger her.) Siehe auch unten in den Kommentaren.
Französisches Viertel
Danach wurde es dunkel, wir sind noch in das französische Viertel, in dem man schön bummeln kann (Platanen säumen die Straßen, zwischen Neuem findet man interessante alte Häuser) und das vielfältigste Restaurants und Bars bietet. Davon habe ich keine Fotos. Mit dem Taxi ging's abends zurück.
Modernes Pudong, Kolonialgebäude und Bund, authentisches chinesisches Streetfood, Tempel, Altstadt mit Tee, französische Konzession: Shanghai an einem Tag. Das war so ziemlich die perfekte Tour.
Es gibt natürlich auch noch vieles anderes zu sehen, aber mehr bringt man an einem Tag kaum unter.
Weitere Tipps für Shanghai und Tagesausflüge von Shanghai aus habe ich hier zusammengestellt.
Wahnsinn, eine Toilette mit beheizter Brille und dann dieser Ausblick *ich staune*
AntwortenLöschenToller Bericht :)
Lieben Gruß
Björn :)
Diese Toiletten sind in Japan Standard, in China findet man sie wirklich selten, Björn.
LöschenHallo,
AntwortenLöschenbeneide dich um den Weissdornspiess, den du abgelichtet hast. Ich esse das auch immer gerne in China. Ist einfach lecker. Natürlich sind auch viele andere Sachen sehr lecker.
Lg
Thomas
In Nordchina gibt's diese roten Süßigkeiten auch überall, ich mag sie gerne. Aber Du hast recht, andere Sachen sind auch sehr lecker, auch Streetfood mag ich ihn China.
LöschenHallo Barbara, ich stöbere mich gleich mal durch all Deine Shanghai Artikel. Die kommen genau zur richtigen Zeit. Ich spiele gerade mit dem Gedanken Shanghai um Ostern herum zu bereisen.Eine Toilette mit solch einem Ausblick hätte ich übrigens auch gerne :-)
AntwortenLöschenHallo Eva, ja super, das motiviert mich, vielleicht doch noch ein paar der halbfertigen Artikel zu ergänzen. :-)
LöschenUii Shanghai ... ich glaub da war ich 2009 oder 2010? Weiß nicht mehr, ich war auf jeden Fall total geflasht! Doppelstöckige Straßen und sooo voll alles.
AntwortenLöschenDen Bund Sightseeing Tunnel habe ich aber wohl verpasst ... schon ein Grund mal wieder dorthin zu gehen :)
Viele Grüße
Marc
Hallo Marc,
LöschenJa, mit den fünfstöckigen Straßenkreuzungen übereinander macht Shanghai schwer Eindruck. Die lassen sich nur so schlecht fotografieren... Mega-City... :-)
Liebe Grüße, Barbara
Hallo Barbara, villeicht schaffe ich es wieder einmal in den fernen Osten, dann würde Shangai zumindest auf der Wunschliste stehen. Wie viel sich da wohl in den letzten fünf Jahren wider verändert hat? Ich schick dir ganz liebe Grüße Claudia
AntwortenLöschenHallo Claudia,
Löschenich war seitdem ja noch oft dort und fand, dass sich nicht wirklich viel verändert hat; außer dass der Shanghai Tower höher wurde und irgendwann fertig. Der Unterschied zwischen 1990 und 2000, das waren damals 10 Jahre Abstand zwischen meinen ersten beiden Besuchen dieser Stadt, das war echt der Hammer! Die Stadt hätte ich nicht mehr wieder erkannt. Seit 2000 hat sich nicht sooo viel verändert, ein wenig zur Expo 2010, aber nicht mehr so grundsätzlich. Shanghai lohnt definitiv einen Besuch! 1990 hätte ich gesagt, nein, fahr' da nicht hin, langweilig... Aber seitdem ist es echt irre, wie die Stadt sich verändert hat. Sie war ja schon in den 1920ern eine der Metropolen Asiens und hat diesen Status wieder erlangt. Falls Du je mal hin fährst, gib' bitte vorher Bescheid!!!
Liebe Grüße, Barbara
Hallo Barbara,
AntwortenLöschenist schon toll, was man an einem Tag in einer Stadt wie Shanhai alles sehen und erleben kann. Und nach so einer Arbeitswoche tut es einfach gut. Hast mich aber auch neugierig gemacht, wie der Alltag so während der Woche aussieht.
Viele Grüße
Klaus
Hallo Klaus,
Löschenich neige dazu, etwas viel in Tagesprogramme rein zu packen; kürzlich habe ich einen Freund in Berlin auch so zugepackt mit Informationen, dass er echt satt mit Sightseeing war. ;-)
Eindrücke von normalem Alltag hatte ich damals eher auf anderen Kanälen geteilt, ein paar Entwürfe habe ich noch auf dem Blog; die könnte ich mal veröffentlichen. Wie deutsche Expats leben, das wäre eher Stoff für ein ganzes Buch... ;-)
Viele Grüße, Barbara
Asien ist so toll und abwechslungsreich. Auch wenn ich noch nicht in China, so erinnert es mich teilweise doch auch an Süd-Ost-Asien, besonders das Streetfood. Es gibt doch nichts tolleres, als sich durch die Straßenstände zu futtern und neue Geschmäcker zu entdecken :) Liebe Grüße, Nina
AntwortenLöschenHallo Nina,
LöschenStreetfood ist eh der Hammer, ich esse das unheimlich gerne. :-)
Liebe Grüße, Barbara
My brother recommended I might like this blog.
AntwortenLöschenHe was totally right. This post truly made my day.
You cann't imagine simply how much time I had spent for this info!
Thanks!
You're welcome!
LöschenDanke für deine Tips, Barbara! Das ist heute noch genauso und wir haben unser Wochenende in Shanghai genossen. Wir waren auch auf dem Shanghai Tower auf der Aussichtsplattform auf 561 Meter Höhe. Ein Traum!
AntwortenLöschenVG Linda
Hallo Linda,
Löschendas freut mich, dass Euch Shanghai so gut gefallen hat! Als ich das letzte Mal dort war, war der Shanghai Tower fast fertig, aber noch nicht ganz, so dass ich diese Aussichtsplattform noch nicht kenne. Das nächste Mal schaue ich mir die auch an!
Liebe Grüße
Barbara
Wir waren beruflich dort und haben den Sonntag fast so verbracht wie du empfielst. Den Tee haben wir ausgelassen, dafür waren wir shoppen. Danke für die super Tipps, sehr wertvoll!
AntwortenLöschenPeter
Hallo Peter, das freut mich, dass Ihr meine Anregungen nutzen konnten. Shoppen klingt auch gut! VG Barbara
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