Mittwoch, 26. Oktober 2011

Lissabon bei Regen

Lissabon kann man wunderbar erlaufen; daher hatten wir auch keinen Ausflug gebucht. Das Schiff legt nahe der Ponte 25 de Abril an; von dort kann man mit der Bahn ins Zentrum der Stadt fahren. Da man in Portugal ja auch mit Euro bezahlt, ist das unkompliziert.

Für mich war es das erste Mal, dass ich nach Lissabon kam, eigentlich sogar das erste Mal Portugal für mich. Ich war 1990 mal in Macau gewesen und hatte damals einen portugiesischen Einreisestempel in meinen Pass gekriegt; inzwischen gehört Macau ja zu China und Portugal ist schon lange in der EU. Auf die portugiesische Hauptstadt habe ich mich gefreut. Sie ist seit einigen Jahren ein beliebtes Städtereiseziel und lohnt sicherlich einen längeren Aufenthalt.



Wir hatten nur einen halben Tag Zeit, uns ein wenig umzusehen. Lissabon wird wegen der einzigartigen hellen Ausstrahlung auch Weiße Stadt genannt. Beliebt sind lange Spaziergänge durch die verschiedenen Viertel der Stadt, die normalerweise von Licht durchflutet sind.

Als wir uns Lissabon näherten, bildete sich gerade ein Sturm auf dem Atlantik (von dem wir die nächsten Tage noch viel mitkriegen sollten) und es regnete teilweise sehr stark. Das wurde den Tag über auch nicht besser, es war kühl und so nass, dass wir wirklich komplett durchgenässt waren. Ich hatte mein Smartphone mit in der Stadt, da ich noch beruflich etwas zu erledigen hatte. Dem ist die Nässe (trotz gut verpackt im Rucksack) nicht gut bekommen...



Wenn man vom Meer in die Tejo-Mündung in Richtung Lissabon einfährt, kommt man als erstes nach Belém. Vom Strand dieses Ortes, der jetzt ein Stadtteil von Lissabon ist, brachen die Schiffe von Vasco da Gama auf, um den Seeweg nach Indien zu entdecken. Hier spürt man Entdeckertum und die Größe des ehemaligen portugiesischen Imperiums.

Der Turm von Belém (Torre de Belém) ist UNESCO-Weltkulturerbe und vom Wasser aus super zu sehen, im folgenden Foto links. Im 16. Jahrhundert erbaut besteht er aus einem charakteristischen quadratischen Turm und ienem vieleckigen Bollwerk und ist an der Achse des Tejo ausgerichtet. Arabische und venezianische Einflüsse erkennt man an der Dekoration außen. Innen soll er strenger gestaltet sein; uns fehlte die Zeit, aber nächstes Mal schauen wir uns Belém an.



Gut zu sehen war auch das Entdeckerdenkmal (Padrão dos Descobrimentos), rechts im Foto. Dahinter liegt das große Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymitenkloster oder Hieronymuskloster auf Deutsch), zusammen mit dem Turm von Belém seit 1983 UNESCO-Welterbe. Der Stadtteil Belém lohnt alleine schon mindestens einen Tag: Dort sollte man übrigens die Pastéis de Belém probieren, die als die wohlschmeckendsten Pastéis de Nata Portugals gelten. Daneben bietet Lissabons Gastronomie eine Menge an spannenden Entdeckungen: Vom Steak (bife à café) über den so typischen Stockfisch (bacalhau) und frische Meeresfrüchte sowie Gemüse bis hin zu ausgezeichneten Gebäckstücken oder Eis.

Beeindruckend bei der Anfahrt mit dem Schiff ist die Durchfahrt unter der Ponte 25 de Abril. Diese Brücke des 25. April überquert den Tejo. Sie ist mit 2278 Metern eine der längsten Hängebrücken der Welt mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr und verbindet in den Lissabonner Stadtteil Alcântara mit der Stadt Almada.



Auf dem oberen Foto in der rechten Hälfte sieht man das Lotsenboot, durch das Schiff zum Hafen geleitet wird.



Trotz Regem waren viele Passagiere an Bord, um zu schauen, ob das Schiff wirklich durch die Brücke passt. Es war gefühlt sehr knapp, aber es passte drunter durch.



Hier ein Blick auf das Hafengebäude vom Schiff aus.



Wir sind zurück in unsere Kabine, haben uns so gut es ging regendicht eingepackt, sind aus dem Schiff raus und haben noch einen Blick auf die Celebrity Silhouette im Hafen vor der Brücke geworfen.

Celebrity Silhouette im Hafen von Lissabon neben der Ponte 25 de Abril

Dann sind wir durch das Hafengebäude durch und geradeaus marschiert. Alcantara-Mar ist der Name der Station, man fährt bis zum Endbahnhof Cais do Sodré nur zwei Stationen. Wer mag, kann dort gleich heiße Röstkastanien zum Aufwärmen kaufen; im Herbst findet man an vielen Stellen der Stdt frisch geröstete Maroni.

Bummel durch Lissabon


Wir sind weiter zu einem Gebäude, das mir aufgefallen war.Mercado das Colecções stand dort; offiziell heißt die Markthalle wohl Mercado da Ribeira.



Seit dem 19. Jahrhundert werden hier frischer Fisch, Gemüse und Obst verkauft. Auch schöne Blumensträuße gab es.



Gut gefallen haben mir die verschiedenen Kacheln, schwarz-weiß am Boden und bunt an den Wänden.



Wir sind dann weiter in Richtung Osten bzw. Nordosten, dort liegt das Zentrum von Lissabon.



Zwischen engen Gassen finden sich immer wieder Plätze oder breite Straßen. Es war wegen des Regens wenig belebt.



Am Praça do Município steht das neoklassizistische Rathaus (Câmara Municipal) von Lissabon. Schön das typische Schwarzweiß-Mosaik am Boden. Gut gefallen hat mir die gewundene Doppelsäule in der Mitte des Platzes, die wohl einst als Pranger diente und zudem das Emblem für das Stadtrecht bildete.



Man sieht überall rote oder gelbe Straßenbahnen, die die Hügel hinauf oder hinunter fahren. Die Stadt ist sehr dreidimensional und hügelig. Zwischendurch findet man auch Treppen, die überdacht sind und auf denen man auch bei Regen in die höhergelegenen Stadtviertel kommt. Ich wollte zur Kathedrale von Lissabon, die nicht weit entfernt auch zu Fuß gut erreichbar ist.

Kathedrale von Lissabon


Die Catedral Sé Patriarcal wird auch Igreja de Santa Maria Maior genannt. Sie ist die Hauptkirche der Stadt Lissabon und die Kathedrale des Patriarchats von Lissabon. Früher stand an dieser Stelle eine Moschee, seit 1147 hat man gebaut und die Kathedrale ist die älteste Kirche Lissabons.



Hauptstilrichtung ist Romanik, man findet aber auch andere Elemente, da die Kirche durch Erdbeben mehrmals beschädigt und wieder ergänzt wurde. Man kann einige Zeit darin verbringen.



Sehr gut gefallen hat mir der angebaute Kreuzgang, der um 1400 errichtet wrude.



Man findet dort antike Ruinen und eine archäologische Ausstellung. Diese ist zum Glück überdacht. ;-)



Wir sind weiter und fanden wieder in die Baixa, die Unterstadt, das traditionelle Zentrum und Einkaufsviertel mit unzähligen Geschäften.

Die Baixa Pombalina


Die Baixa ist ideal für einen Spaziergang, um das Leben zu spüren. Bei Regen kann man sich in den Läden aufwärmen und natürlich auch Mode o.ä. einkaufen. Das Viertel wurde nach dem großen Erdbeben von 1755 wieder aufgebaut, und zwar von einem Marquis de Pombal, daher heißt es auch Baixa Pombalina.



Beeindruckend fand ich den Personenaufzug namens Elevador de Santa Justa, der über 100 Jahre alt ist und von einem Schüler Gustave Eiffels entworfen wurde. Er ist im oberen Foto in der Mitte hinten zu erkennen. 



Zur Erinnerung, die Fotos werden alle größer, wenn man drauf klickt!

Der Aufzug entführt einen von der Baixa hoch zum Stadtteil Chiado und einem Aussichtspunkt, von dem man bei nicht regnerischen Wetter sicher einen schönen Ausblick hat. Bei uns sah das so aus.



Oben auf der Anhöhe erkennt man das Castelo de São Jorge. Dabei handelt es sich um eine Festungsanlage mit integrierter Burgruine, die ursprünglich von den Mauren erbaut wurde.

Wir sind dann weiter zur Praça do Comércio (Platz des Handels), einem weiteren berühmten Platz Lissabons. Auch er wurde nach dem Erdbeben von 1755 neu gebaut und liegt am Tejo.



Man kann erkennen, wie stark es wieder geregnet hat. Dazu kam der kalte Wind, den man an den Wellen des Tejo gut erkennen kann.



Über einen kurzen Stopp im Supermarkt (ich bin immer wieder beeindruckt von dem getrockneten Stockfisch Bacalhau, der sich in portugiesischen Supermärkten auftürmt) sind wir wieder zurück zum Hafen.



Wieder auf dem Schiff


Auf dem Schiff haben wir uns erst mal abgetrocknet. Die Jacken und Klamotten waren total durchnässt, trockneten aber relativ schnell. Wir haben uns auf der Kabine erst mal aufgewärmt und dann das Auslaufen vom Deck aus beobachtet. Belém sah man noch weniger als am Morgen, inzwischen hatte es sich total zugezogen und regnete weiterhin stark. Dazu kam starker Wind und Wellengang, so dass auch in der Kabine einiges in Bewegung kam.

Abends entschieden wir uns für das Essen im Hauptrestaurant Grand Cuvée und bekamen einen Tisch für 20:45 Uhr.

Abendessen im Restaurant Grand Cuvée

Die Vorspeise fand ich sehr lecker und interessant: Curry-Hühnchen-Salat in einer Scheibe Ananas, die mit Kokosraspeln getoastet war.

Ausflugstipps für Lissabon


Es gibt vom Schiff aus organisierte Touren, da ist für jedes Interesse und jeden Geldbeutel etwas dabei. Wir waren das erste Mal in Lissabon und wollten uns einen Überblick über die Stadt machen, daher war unsere Tour auf eigene Faust zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln für uns ideal.

Belém ist eine super Idee, wenn man einen halben Tag Zeit hat und das Wetter schöner ist. Die Sehenswürdigkeiten (oben im Beitrag schon beschrieben, da man sie vom Schiff aus sieht) locken, außerdem kann man dort super essen, wie mir eine Bekannte erzählte. 

Wer Lissabon und Belém schon kennt, kann bei schönem Wetter auch einen Ausflug nach Estoril machen. Das hatte ich mir als Alternative überlegt, aber bei dem Regen war mir die Hauptstadt lieber. Die Küste von Estoril lässt sich mit öffentlichen Verkehrsmittel leicht vom Hafen aus erreichen. 

Dieser Artikel ist Teil eines Reiseberichts über unsere Transatlantik-Kreuzfahrt mit der Celebrity Silhouette von Rom nach New York. Details dazu sowie Links zu den anderen Tagen finden sich hier.

14 Kommentare:

  1. Liebe Barbara, immer schade, wenn das Wetter auf Reisen nicht so ganz mitspielt...Aber es liest sich dennoch, als ob du ne gute Zeit gehabt hättest und viel von Lissabon gesehen hast. Und zumindest ist die Lust auf weitere Besuche geweckt. Freue mich schon auf die nächsten Berichte der nächsten Etappen.
    VG Simone

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    1. Hallo Simone,
      wir haben das beste draus gemacht, die nächsten 6 Tage waren Seetage, da wollten wir noch etwas Landluft schnuppern. :-)
      Liebe Grüße
      Barbara

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  2. Liebe Barbara!
    Ich habe Lissabon im Sommer 2009 besucht, damals galt die Stadt noch als kleiner Geheimtipp ;) Noch ohne Smartphone haben wir die Stadt unsicher gemacht und Lissabon war für mich Liebe auf den ersten Blick! Die Stadt mit den vielen Miradouros ist einfach bezaubernd. Allerdings hatten wir im Juni wirklich Glück mit dem Wetter und fast nur Temperaturen über 35 Grad und Sonnenschein. Unmittelbar in der Nähe der Metropole gibt es traumhafte Strände :)
    LG Anita

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    1. Hallo Anita,
      die letzten Jahre ist Lissabon irgendwie zum Hotspot und beliebten Reiseziel geworden; ich war damals auch die erste meiner Freunde, die dort waren, und 2009 waren sicher noch weniger dort. Das Smartphone hätte ich echt besser in der Kabine gelassen... Aber egal, ich fand's interessant. Und danke für den Tipp mit Hochsommer - traumhafte Strände, das klingt verlockend!
      Liebe Grüße
      Barbara

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  3. Liebe Barbara,

    ich war letztes Jahr zum zweiten Mal in Lissabon, aber beide Male war perfektes Wetter. Ich mag ja Kälte und Regen so gar nicht, sodass ich wahrscheinlich einfach an Board geblieben wäre :D Also: Hut ab, dass ihr euch doch echt viel angesehen habt! Das sieht echt nach einem straffen Programm aus! In der Kathedrale war ich übrigens bisher nicht... Muss ich wohl mal nachholen!

    Liebe Grüße,
    Barbara

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    1. Hallo Barbara,
      Lissabon wollte ich unbedingt sehen, da hätte es wahrscheinlich noch hageln und ich weiß nicht was müssen, dass ich da nicht raus wäre. Wir sind viel gelaufen und nur einmal kurz mit der Straßenbahn gefahren (viele der Fotos wurden nichts, manchmal habe ich mich wegen des Regens auch nicht getraut, die Kamera raus zu holen). Aber wir waren echt klatschnass, das erkennt man auf den Fotos glaube ich auch. Das nächste Mal wünsche ich mir Sonne für Lissabon.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  4. Oje, da habt ihr ja echt nicht das beste Wetter für euren Kurzbesuch erwischt :-( Städte im Regen machen nicht wirklich Lust zum Bummeln. Die Kathedrale ist aber wohl bei jedem Wetter ein Erlebnis!

    Gruß, Jenny

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    1. Hallo Jenny,
      ja, zum Glück gab's die Kathedrale. Man hätte natürlich auch Shoppen können, aber dafür wäre mir der eine Tag zu schade gewesen.
      Liebe Grüße,
      Barbara

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  5. Liebe Barbara, Lissabon steht schon lange auf meinem Wunschzettel, allerdings bei Schönwetter ;-) Ich bin gerade emotional berührt, du hast den Beitrag an dem Tag geschrieben, an dem mir die Magensonde gelegt wurde, die mir das Leben gerettet hat. Interessant, dass man auch nach mehr als fünf Jahren für solche Details einen Fühler hat. Ganz liebe Grüße, Claudia

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    1. Hallo Claudia,
      geschrieben habe ich auch später, erlebt wirklich an jenem Tag und mit Hilfe der Fotos erinnere ich mich auch sehr gut. Die Geschichte mit der Magensonde und Deine Operationen wirst Du sicher nie vergessen! So ein Glück, dass das alles gut gelaufen ist. Und für Lissabon, falls Du mal hin fährst, wünsche ich Dir auch schönes Wetter! :-)
      Liebe Grüße,
      Barbara

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  6. Liebe Barbara, ich weiß nicht ob ich aus der Markthalle wieder verschwunden wäre. Dort essen und trinken un den Tag verweilen, das hätte mir bei dem Regen gereicht.

    Lg. Ralf

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    1. Hallo Ralf,
      ich bin da gnadenlos - wenn ich schon mal die Chance habe, eine so interessante Stadt zu sehen, dann ziehe ich das durch! ;-)
      Liebe Grüße,
      Barbara

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  7. Liebe Barbara, vielen Dank für Deine Eindrücke und vor allem die Ausflugstipps. Ich war erst einmal in Lissabon, aber das ist schon so lange her, so dass ich sehr wenige Erinnerung gen daran habe. So kann ich Deine Tipps beim nächsten Besuch zu Rate ziehen.
    LG Diana

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    1. Hallo Diana,
      fährst Du bald mal wieder hin?
      Ich hätte auch mal wieder Lust auf Lissabon - diesmal aber bei Sonnenschein. :-)
      Liebe Grüße,
      Barbara

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