Eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten der Region Bayreuth ist die Eremitage. Diese historische Parkanlage mit abwechslungsreicher höfischer Architektur wurde hauptsächlich im 18. Jahrhundert gestaltet, immer wieder renoviert und ist heutzutage auch bei den Einheimischen sehr populär.
Der Eintritt in den Landschaftspark kostet nichts und ist ein beliebtes Ziel für einen Sonntagsspaziergang mit der Familie. Die meisten Wege sind eben und gut ausgebaut, so dass man an vielen Stellen auch mit Kinderwagen oder Rollator unterwegs sein kann. Wer gut zu Fuß ist, geht auf kleineren Wegen oder auch Treppen, und kann einige Stunden in der 49 Hektar großen Anlage verbringen.
Das Foto zeigt das Alte Schloss, in dem es auch Führungen gibt (dazu unten mehr). Ich mische hier einige Fotos von heute und vom 01.06.2019, als ich ebenfalls hier war.
Ich kenne die Eremitage seit über 20 Jahren und gehe gerne dorthin, auch um zu entspannen. Die großen Bäume und geometrisch angelegten Gärten sowie die vielen Gebäude wirken auf mich irgendwie beruhigend. Die Bäume und Bepflanzungen sind je nach Jahreszeit sehr unterschiedlich, jede Zeit hat ihren Reiz. Besonders schön finde ich die Eremitage im Frühsommer, wenn die großen Rhododendren blühen.
Geschichte der Bayreuther Eremitage
Bereits im 17. Jahrhundert gehörte das Waldgelände östlich von Bayreuth den örtlichen Markgrafen, die dort einen Tiergarten unterhielten und den Wald zur Jagd nutzten. 1715 ließ Markgraf Georg Wilhelm eine Einsiedelei (frz. "Eremitage") bauen. Dieses Sommerschlösschen (das heutige Alte Schloss) war das Zentrum, daneben wurden einige Wirtschaftsgebäude errichtet. Solche Einsiedeleien gab es in der höfischen Gartenkunst schon länger; sie waren Gestaltungselement und auch ein Ort, um Ruhe zu finden oder als Adliger das Leben eines Eremiten nachzuempfinden.
1735 trat Markgraf Friedrich die Regierung an, seine Frau Wilhelmine (die Schwester Friedrichs des Großen) begann, die große Parkanlage und die Gebäude nach ihren Vorstellungen zu erweitern. Als erstes wurde das
Alte Schloss um einige Räume vergrößert, es kamen ein chinesisches und ein japanisches Kabinett dazu, ebenfalls ein Musikzimmer. Die Anlage wurde ihre Sommerresidenz, in der sie auch wohnte, malte, musizierte und schrieb. Auch der Park wurde erweitert; für die damalige Zeit typisch waren Ruinentheater, Grotten, Brunnen, Laubengänge, Wasserspiele.
Zwischen 1749 und 1753 wurde das Neue Schloss mit der Oberen Grotte erbaut.
Das Foto hier zeigt keine wirklich alte Ruine, sondern ein Bauwerk, das zu Zeiten von Wilhelmine entstand. Damals war es Mode, ruinöse Gebäude in Parks zu stellen; das sieht man häufiger. Oft hört man, dies sei das Grabmahl des Lieblingshundes von Wilhelmine, Folichon. Der Zwergspaniel ist jedoch einige Meter weiter begraben; dort findet sich ein Schild. Diese Ruine soll dem Grabmal des Vergil nachgebildet sein, das jedoch anders aussieht. Diese Ruine steht nicht weit von einer anderen Ruine, die ein römisches Theater darstellt und auch heute noch von der Studiobühne Bayreuth für Aufführungen benutzt wird. Zwischen den beiden Ruinen befindet sich eine kleine Einsiedlerkapelle, die ein bayerischer Herzog 1819 bauen ließ.
Spaziergang durch den Park
Die einzelnen Sehenswürdigkeiten im Park sind gut ausgeschildert, so dass man sich seine Route zusammenstellen kann. Auch der Weg vom Parkplatz lässt sich unterschiedlich gestalten; man kann entlang des Kanalgartens und der Seerosenteiche auf direktem Weg zum Sonnentempel gehen, oder man orientiert sich in Richtung Wald und geht auf kleineren Wegen.
Überall findet man großformatige Pläne und kann sich gut orientieren.
Gut gefällt mir der Übergang zwischen angelegter Garten- bzw. Parkanlage und der freien Natur. Der Rote Main fließt hier in einem Bogen ("Mainknie") entlang und ist an einigen Stellen gut zu sehen bzw. ist die natürliche Grenze der Eremitage.
Diese Brücke über den Roten Main hat sicherlich einige Jahre auf dem Buckel. Einige Wanderwege, z.B. der Fränkische Gebirgsweg, überqueren den Roten Main an dieser Stelle.
Vom Fluss kommt man auf unterschiedlichen Wegen wieder bergauf in Richtung Altes Schloss und Parkanlage.
Über die künstlichen Ruinen habe ich oben bereits geschrieben. Daneben finden sich die Beetgartenanlagen des Alten Schlosses und ein weiterer Abgang zum Roten Main. Die Beete sind das ganze Jahr über hübsch bepflanzt, im Frühsommer finde ich sie aber am schönsten.
Wenn man am Schloss vorbei geht und den Schildern leicht bergab folgt, gelangt man zur Unteren Grotte. Barocke Parkanlagen spielten gerne mit Wasser, und solche Grotten und Wasserspiele waren beim Adel beliebt.Die Wasserspiele erlebt man stündlich ab 10:15 Uhr, immer um Viertel nach.
Etwas bergauf gelangt man auf die Allee nach Monplaisir. Mir gefällt dieses Haus mit wunderschönem Garten besonders gut. Es wurde bereits 1718/19 gebaut, und war privates Wohnhaus des Verwalters. Wilhelmine erhielt es von ihrem Schwiegervater als Geschenk, als sie nach Bayreuth kam; sie gab ihm den Namen Monplaisir.
Mon plaisir ist französisch für "mein Vergnügen". Auch für mich ist es jedesmal ein Vergnügen, in dem formalen Garten zu spazieren und das schöne Haus zu bewundern.
Nicht weit von Monplaisir geht es zum sog. Schneckenberg, auf dessen Spitze sich ein chinesischer Pavillon befindet.
Auch hier sehe ich eine Ähnlichkeit zu den Gärten von Sanssouci in Potsdam; Wilhelmines Bruder hat dort viel bauen und gestalten lassen. Die Geschwister standen in ständigem Austausch.
Führung im Alten Schloss und in der Grotte
Auf dem folgenden Bild sieht man das Alte Schloss inmitten der Parkanlage. Die Bäume sind relativ groß und gepflegt, wie man es erwartet. Man kann querfeldein oder auf Wegen zum Eingang des Schlosses gelangen.
Zu Pandemiezeiten finden natürlich keine Führungen statt; die Museen in Bayreuth sind geschlossen. Ich habe daher ein paar Fotos vom letzten Jahr herausgekramt und zeige sie hier. Der Raum mit der Kasse ist gut ausgeschildert, regelmäßig finden Führungen statt.
Ich war Ende der 1990er das letzte Mal bei einer Führung dabei, und inzwischen hat sich einiges getan. Die Räume wurden aufwändig renoviert und erstrahlen in neuem Glanz.
Wilhelmine hat das Schloss ja umgebaut, vor allem im Stil des Rokoko, und sie hat hier viel Zeit verbracht. Das wird bei der Führung klar. Es gibt einen sog. Damenflügel, das Appartement der Markgräfin mit Audienz, Musikzimmer oder die hier fotografierte Schreibkammer. Auf der Chaiselongue würde ich mich glaube ich auch wohlfühlen. ;-)
Sehr beeindruckt hat mich auch das chinesische Spiegelkabinett. Es zählt zu den Prunkzimmern und fällt nicht nur durch (pseudo-)asiatische Elemente, sondern durch eine wilde Anordnung unterschiedlichster Spiegel auf.
Ich bilde mir ein, als ich früher dort war, wurde man als letztes in die
Grotte geführt und etwas nass gespritzt. Diesmal begann die Führung in
der Grotte, bzw. man geht durch einen dunklen Gang gefühlt bergab und
steht plötzlich in diesem dunklen Raum.
Die Markgrafen ließen ein aufwändiges Wasserleitungssystem installieren, um ihre Besucher mit Wasserspielen zu beeindrucken. 200 Düsen mit unterschiedlichem Wasserdruck beeindrucken auch heute noch die Besucher.
Neues Schloss, Orangerie, Sonnentempel und Café
Wenn man die Eremitage auf Fotos sieht, sieht man meist den Sonnentempel oder das Schloss mit Sonnentempel und den Wasserspielen. Diesen Gebäudekomplex erreicht man vom Parkplatz kommend auch als erstes, und entsprechend voll ist es oft.
Dieses Gebäude wird auch Neues Schloss genannt (nicht zu verwechseln mit dem Neuen Schloss im Stadtzentrum von Bayreuth!); es entstand ebenfalls zur Zeit von Wilhelmine, um 1750. Der Sonnentempel ist das kleine Gebäude oben in der Mitte mit der goldenen Quadriga auf dem Dach. Links und rechts davon sind zwei Arkadentrakte, in denen exotische und wärmeliebende Pflanzen ihr Winterquartier bekamen.
Der Sonnentempel soll den Palast Apolls symbolisieren, von dem er täglich mit seinem Sonnenwagen die Welt überquert. Die Welt ist hier oben dargestellt; das Wasserbecken (Großes Bassin) symbolisiert das Meer, die aufgestellten Pflanzen die Erde und Volieren mit Vögeln stellten die Luft dar. Auch die Details sind interessant, das
Mauerwerk besteht aus bunten Steinen, Glas und Bergkristallen, die Licht symbolisieren sollen. Man fühlt sich an Theaterkulissen erinnert. Die märchenhafte Ausführung des Neuen Schlosses sollte den Markgrafen als Sonnengott Apoll verherrlichen. Die Innenräume wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, heute werden sie als Café und für Veranstaltungen genutzt.
Nach so vielen Eindrücken, Spazierwegen und Besichtigen bietet sich ein Besuch des Cafés an.
Schön sind die außen gelegenen Sitzplätze mit Blick auf die Wasserspiele. Im Café wird man bedient; empfehlenswert sind auch die Kuchen und Torten.
Die Markgräfin-Wilhelminen-Torte (mit Rum getränkte Trüffel-Schokocremetorte für 3,80 EUR) ist allerdings sehr mächtig.
Anfahrt, Tipps und weitere Informationen
- Bayreuth ist gut erreichbar, von der Autobahn A9 nimmt man am besten die Ausfahrt Bayreuth-Nord und folgt den Schildern zur Eremitage. Es gibt einen großen kostenlosen Parkplatz, der jedoch an sonnigen Tagen teils überfüllt ist. Mit der Bahn fährt man zum Hauptbahnhof Bayreuth und von dort mit dem Bus zur Eremitage.
- Der Hofgarten der Eremitage ist rund um die Uhr geöffnet.
- Eine Führung durch das Alte Schloss kann ich empfehlen, die lohnt sich auf jeden Fall. Für Erwachsene kostet der Eintritt 4,50 EUR, ermäßigt 1 Euro weniger.
- Durch die Eremitage führen einige Wanderwege, u.a. der Fränkische Gebirgsweg, ein Main-Wanderweg und der Jean-Paul-Weg.
- Bayreuth lohnt einen längeren Besuch. Ein Highlight ist z.B. das Markgräfliche Opernhaus, das seit 2012 UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Hallo Barbara
AntwortenLöschendas sieht ja wirklich nach einem herrlichen Ausflugsziel aus! Dort spazieren zu gehen oder einfach in der Sonne ein Buch zu lesen würde mir gut gefallen. Im Odenwald war ich übrigens auch einmal in einem Park, in dem es ganz viele Ruinen gab, die gar keine waren :D
Ganz liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
Löschenja, ein Spaziergang in der Eremitage auch am späten Nachmittag (nach Feierabend) ist sehr entspannend. Der Park strahlt dann irgendwie eine besondere Ruhe aus.
Lustig, dass es so viele künstliche Ruinen gibt!
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
AntwortenLöschendas ist ja spannend, dass der Fränkische Gebirgsweg direkt durch die Eremitage führt, war mir nicht bekannt.
Ach, du machst richtig Lust Bayreuth mal wieder einen Besuch abzustatten.
Vielleicht hast Du ja auch Lust mit dem tollen Beitrag beim Franken Round up dabei zu sein.
Sende dir gerne alle Infos.
Liebe Grüße, Katja
Hallo Katja,
Löschendas war mir auch nicht so bewusst, aber das Logo kenne ich inzwischen gut. Ich finde, der Fränkische Gebirgsweg hat super Ziele; ich bin schon ab und zu darauf gewandert, allerdings noch nie größere Strecken.
Das mit dem Franken Roundup schaue ich mir gerne mal an.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
AntwortenLöschenDas scheint mir ja ein toller Ausflug zu sein. Wie witzig, dass es mal in war, sich Ruinen in Parks zu stellen - ich hätte das jetzt auch eher für echt gehalten. Und ein gutes Stück Kuchen oder Torte nach dem Spaziergang ist immer gut!
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap
Hallo Miriam,
Löschendanke für Deinen Kommentar. Das mit den künstlichen Ruinen war glaube ich ein Spleen des Adels damals... ;-)
Liebe Grüße
Barbara