Donnerstag, 15. April 2021

Stippvisite nach Lindenhardt und zur Rotmainquelle

Auch dieses Jahr bin ich wenig unterwegs, und meist im näheren Umkreis. Die 15km-Regel, die wir Anfang des Jahres hatten, wurde zwar gekippt, aber da man eh nirgends übernachten kann, macht es wenig Sinn, weit weg zu fahren.

Als ich beruflich unterwegs war und wie üblich zu viel gesessen bin, habe ich die Gelegenheit genutzt, auf dem Heimweg ein wenig frische Luft zu schnappen und mich etwas zu bewegen. Zwischendurch fing es an zu schneien (Aprilwetter...), so dass meine Wanderung allerdings nicht allzu lange dauerte. ;-)

Pfarrkirche St. Michael, Lindenhardt mit Grünewald-Altar

Seit langem wollte ich mir schon die Kirche in Lindenhardt anschauen. Der Ort ist ein Stadtteil von Creußen und liegt südlich von Bayreuth. Die Kirche ist an der Autobahn A9 angeschrieben: Ein braunes Schild weist nahe der Ausfahrt Trockau auf den berühmten Grünewald-Altar hin.

Pfarrkirche St. Michael, Lindenhardt


Auch von außen ist die Kirche imposant. Sie zählt zu den Markgrafenkirchen, von denen es in Oberfranken eine ganze Menge gibt. Sie entstanden unter der Herrschaft der Markgrafen zu Brandenburg-Bayreuth-Kulmbach. Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren viele Kirchen in schlechtem Zustand und wurden danach im Stil des Barock umgebaut oder neu errichtet. Es gibt ein Projekt im Kirchenkreis Bayreuth, in dem diese Kirchen beschrieben werden. Hier der Link zu den Markgrafenkirchen in Oberfranken.   

Die Kirche in Lindenhardt ist dort auch gut beschrieben (Link), so dass man sich vor dem Besuch bereits informieren kann. Auch die Website der Kirchengemeinde lohnt einen Besuch. Als ich gegen 19 Uhr dort war, war sie noch geöffnet und ich bin eingetreten.

Pfarrkirche St. Michael, Lindenhardt

An der Stelle der Kirche gab es bereits um 1130 eine Kirche, die vom Bamberger Bischof Otto dem Heiligen gestiftet wurde. Im Laufe der Zeit wurde sie immer wieder umgebaut, bis sie im Jahr 1684 mit fast dem ganzen Ort abbrannte. Danach wurde die Kirche wieder aufgebaut, wobei wohl Teile noch genutzt werden konnten, brannte 1855 teilweise wieder ab, wurde wieder umgestaltet und erweitert. 

Mir ist u.a. die Holzdecke aufgefallen, so etwas sieht man nicht häufig. 

Pfarrkirche St. Michael, Lindenhardt

Beim großen Brand 1684 wurde auch der Altar zerstört und die Lindenhardter bekamen im Jahr 1687 von der Gemeinde Bindlach (das liegt etwas nördlich von Bayreuth) deren Altar, da die Kirche dort einen neuen Altar erhielt. 

Dieser Altar hat es aber in sich! Er stammt aus dem Jahr 1503 und wird dem damals noch jungen Matthias Grünewald zugeordnet. Bekannte Werke dieses Künstlers sind der Isenheimer Altar in Colmar und die Coburger Tafel, die auf der Veste Coburg steht. Der Lindenhardter Flügelaltar entstand in der Werkstatt eines Michael Wolgemut in Nürnberg, wo Grünewald als junger Künstler gearbeitet hat. Sein  Beitrag waren wohl die Vierzehn Nothelfer auf den Außenseiten der Flügel und evtl. ein Gemälde eines Schmerzensmanns auf der Rückseite. Die Figuren aus der Nürnberger Werkstatt zeigen rechts das Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde.

Grünewald-Altar in Lindenhardt

Ganz sicher ist man nicht, ob die Bildtafeln ein Frühwerk von Grünewald sind. Es gibt auch Hinweise, dass vielleicht Hans von Kulmbach tätig war. Beide waren Zeitgenossen im Umfeld von Albrecht Dürer.

Es geht um diese Rückseite, auch Werktagsseite genannt. In der Mitte ist dieser sog. Schmerzensmann, links und rechts sind die 14 Nothelfer aufgemalt. Die linke und rechte Tafel können zugeklappt werden, so dass man sie von vorne sieht. Derzeit ist von Besucherseite die sog. Feiertagsseite zu sehen, also mit geöffneten Flügeln, wie auf dem oberen Foto.

Grünewald-Altar Lindenhardt - Rückseite


Dieses Foto der Rückseite stammt übrigens vom Sonntag, 18. April. Mir gefiel mein Abstecher so gut, dass ich mit meiner Mutter als Sonntagsausfahrt beide Sehenswürdigkeiten nochmal besucht habe. Es war etwas früher und heller, so dass das Foto der Rückseite so wurde, dass ich es zeigen kann. Es ist mit dem Handy schwer zu fotografieren, der Heilige Georg auf der rechten Tafel spiegelt ein wenig. Die Farben und die Leuchtkraft sind nicht mit dem Isenheimer Altar vergleichbar, aber trotzdem sehr beeindruckend.

Aber nun zurück zum 15. April:

Ich habe mich ein wenig umgeschaut und bin dann weiter. 

Die Rotmainquelle im Lindenhardter Forst

Etwas nördlich von Lindenhardt liegt die Rotmainquelle. Der Rote Main ist einer der beiden Quellflüsse des Mains. Er fließt nahe Kulmbach mit dem Weißen Main zusammen und bildet so den Main. Über den Mainzusammenfluss habe ich hier schon geschrieben. 

Straße von Lindenhardt zur Rotmainquelle

Ich hatte mir zuvor Wanderwege herausgesucht, hätte abends aber dafür keine Zeit mehr gehabt. In Lindenhardt fiel mir ein ganz normales Straßenschild auf und das Navigationsgerät meinte auch, dass da eine Straße sei (Richtung Spänfleck). Im Wald sind einige Windräder, die Energie produzieren. Um diese dort zu bauen, wurden Straßen gebraucht, also bin ich lang gefahren und das war auch kein Problem. Wie man auf dem Foto sieht, fing es an zu schneien. 

An einem der Windräder habe ich mein Auto geparkt und bin die letzten ca. 300 Meter zur Quelle des Roten Mains zu Fuß marschiert. Ein Wegweiser ist abgebrochen, aber man kann sich nicht wirklich verlaufen.   

Weg zur Rotmainquelle - Collage

Der Weg geht geradeaus durch den Wald. Auch wenn schon Mitte April ist, wirkt alles noch sehr winterlich. 

Irgendwann geht es dann nach rechts, und nach ein paar Metern kommt man zu diesem Platz. Hier finden sich Informationstafeln und Bänke und ein großer Stein, auf dem "Rotmainquelle - restauriert 1995" steht. Ich kann mir vorstellen, dass es hier im Sommer voller ist. Heute bei der Kälte und kurz vor der Dämmerung war natürlich außer mir keiner da.  

Rotmainquelle im Lindenhardter ForstRotmainquelle

Rechts davon ist dann die Quelle. Das Gestein darum herum ist brauner Jura. Im Jahr 1907 wurde die Quelle in Stein gefasst und das Wasser fließt über zwei schmale Rohre ab. Dies hier ist das obere.

RotmainquelleDas nächste Foto zeigt dieses Rohr und quasi von dort den Blick auf den jungen Roten Main. Er fließt durch ein weiteres Rohr und dann weiter als kleines Rinnsal leicht bergab. 

Ich hatte fast das Gefühl, dass er bald wieder versickert, so wenig Wasser fließt hier. Aber das ist ja ganz normal, später kommen weitere Bäche dazu, irgendwann wird er breitet bis zu dem Fluss, den ich in Oberfranken kenne. :-)

Rotmainquelle und Abfluss

Er fließt zuerst in südöstlicher Richtung, biegt dann nach Nordosten ab nach Creußen und hält sich dann nordwärts. Er fließt durch Bayreuth, auch an der Eremitage vorbei, und dann Richtung Kulmbach. Einige Fahrrad- und Wanderwege führen entlang. Das Rotmaintal ist ein beliebtes Ausflugsziel; die Landschaft ist lieblich, hügelig, grün, schön. 

Der Rote Main ist zwar etwas länger als der Weiße, enthält aber weniger Wasser als der Weiße Main, welcher als Hauptzufluss des Mains gilt.

5 Kommentare:

  1. Ein wirklich inspirierender und gut verfasster Bericht.

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    1. Danke! Das freut mich, dass Dir mein Bericht gefällt! :-)

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  2. Ahhh, wie schön.
    Heute Vormittag habe ich mein neues Buchprojekt abgegeben in dem ich viele geheime Tipps in Franken verraten habe. Die Quelle des roten Main allerdings war nicht dabei :-)

    Mit der schönen Geschichte machst Du richtig Lust endlich wieder durch fränkische Wälder zu streifen und die Region zu genießen.

    Liebe Grüße,
    Katja

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    1. Hallo Katja,
      dann kommt die Rotmainquelle vielleicht in Band 2 der Geheimtipps in Franken?! ;-)
      Liebe Grüße
      Barbara

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  3. Zufällig über Google gefunden und gleich nachgereist, danke.
    LG von Moni

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