Dienstag, 2. Juli 2019

Langes Wochenende in Bulgarien: Sofia und Plovdiv

Mir war mal wieder nach einem langen Wochenende und einer Kurzreise in eine Region, die ich noch nicht kenne. Für mich ist das die beste Art der Entspannung - ich mache mir dabei keinen Stress, sondern genieße eine Stadt oder eine Region in dem Tempo, nach dem mir gerade ist. Meist bereite ich mich gar nicht besonders vor sondern lasse mich treiben und entscheide spontan, was ich mir anschaue.

Da Wizzair ab Nürnberg, meinem nächstgelegenen Flughafen, Direktflüge nach Sofia anbietet und ich zudem von Skipper Marcus den Tipp bekommen habe, dass die Stadt super sei, habe ich ein langes Wochenende in Bulgarien gebucht. Der Flug geht Freitagabends um 21.35 Uhr ab Nürnberg los, man landet um 00:40 Uhr in Sofia. Zurück geht es am Montagabend um 19:40 Uhr, so dass man um 20:50 Uhr wieder in Nürnberg ist.

Sofia - Alexander-Newski-Kathedrale

Ich habe mir also in der Nähe des Flughafens Sofia ein Hotel gesucht, das mich dort abgeholt hat und wollte mir am ersten Tag Sofia anschauen. Der Flughafen ist nur 12 km von Sofia entfernt. Da ich unbedingt Plovdiv, eine der beiden Kulturhauptstädte Europas dieses Jahr, sehen wollte, habe ich von zuhause aus ein Busticket dorthin gebucht. Man kann auch mit der Bahn fahren (oder ein Auto mieten), aber der Bus schien mir nach einiger Recherche am unkompliziertesten. Hin und zurück habe ich 10,- Euro bezahlt, für einfach 150 km und gut 2 Stunden Fahrt, mit festreserviertem Sitzplatz in einem klimatisierten Bus. Der Bus ging um 16:30 bzw. 16:00 Uhr, so dass ich zuvor die jeweilige Stadt anschauen konnte und mich dann im Bus erholen konnte. So der Plan, der auch super funktioniert hat.

Meine Reisedaten:
  • Freitag, 28.06.2019 Hinflug nach Sofia
  • Samstag, 29.06.2019 Stadtbesichtigung Sofia und Busfahrt nach Plovdiv, Abend in Plovdiv
  • Sonntag, 30.06.2019 Stadtbesichtigung Plovdiv und Busfahrt nach Sofia, Abend in Sofia
  • Montag, 01.07.2019 Sofia und Rückflug

Wenn ich es zeitlich schaffe, schreibe ich mehr zu den einzelnen Tagen. Sobald die Reiseberichte fertig sind verlinke ich sie hier.

Wissenswertes zu Bulgarien für Reisende


Die Republik Bulgarien hat 7 Mio. Einwohner und ist seit 2007 in der EU. Bulgarien liegt im Osten der Balkanhalbinsel und grenzt im Norden an Rumänien, im Osten ans Schwarze Meer, im Süden an die Türkei und Griechenland und im Westen an Nordmazedonien und Serbien. Hauptstadt und Regierungssitz ist Sofia mit 1,2 Mio. Einwohnern.

Das Land wird durch Tiefebenen geprägt, die durch die Flüsse Donau und Mariza samt Nebenflüssen gebildet werden. Daneben gibt es zwei große Gebirgsketten, das Balkangebirge (mit dem höchsten Berg des Landes namens Botew, 2.376 m hoch) und die Rhodopen, von denen ich zuvor ehrlich gesagt noch nie gehört hatte. Man kann dort wohl schön wandern.

Plovdiv - Archäologisches Museum

Das Land hat eine reiche Geschichte, von der ich einen Teil auf der Reise mitbekommen habe. Das Land ist seit der Jungsteinzeit besiedelt, der Goldschatz der sog. Varna-Kultur zählt zu den ältesten der Welt. Die indogermanischen Thraker herrschten während der Bronzezeit und gründeten um 450 v. Chr. ein eigenes Reich, das sich bis zur Donau erstreckte. Thrakien gehörte dann zu Griechenland und kam später zu Rom.

Im 7. Jahrhundert tat sich wieder einiges, es gab ein Großbulgarisches Reich, Slawen drangen ein und gründeten zusammen mit der verbliebenen thrakischen und römischen Bevölkerung das Erste Bulgarische Reich, das zeitweise fast die ganze Balkanhalbinsel umfasste und Bulgarien zum dritten anerkannten Staat in Europa machte. Simeon I. regierte um das Jahr 900 und gilt als der bedeutendste Herrscher Bulgariens; er führte das kyrillische Alphabet ein und nannte sich Zar. Weiter hat es sich mit Auf und Abs entwickelt; Bulgarien war zeitweise ähnlich wichtig wie das Byzantinische Reich. (Von Plovdiv nach Istanbul sind es übrigens nur 400 km; das ist nicht wirklich weit!) Um 1400 kam Bulgarien unter Osmanische Herrschaft und blieb fast 500 Jahre dabei. Im 19. Jahrhundert gab es auch in Bulgarien wie zu der Zeit verbreitet eine sog. nationale Wiedergeburt und nach dem Russisch-Türkischen Krieg kam es 1878 zur Unabhängigkeit Bulgariens, die 1908 anerkannt wurde.

Stadtzentrum Sofia

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Bulgarien Mitglied des Warschauer Paktes. Das Gebäude mittig im Foto erinnert von der Architektur her an diese Zeit. Ich erinnere mich, dass die Grenzen damals nicht ganz dicht waren; als ich 1987 in der Türkei war, hätte man mit einem Transitvisum durch Bulgarien fahren können, um dann über Jugoslawien nach Österreich weiter zu reisen. Wir hatten uns damals dagegen entschieden, obwohl die Route durch Bulgarien kürzer gewesen wäre. 1990 gab es freie Wahlen, seitdem wurden politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben, seit 2004 ist das Land Mitglied der NATO. Bulgarien zählt zu den ärmeren Ländern in Europa und leidet stark darunter, dass viele Menschen in reicheren Ländern Arbeit suchen; in Bulgarien geht die Bevölkerung daher zurück.

Infos und Tipps für eine Kurzreise nach Bulgarien


Zum Bereisen empfand ich Sofia und Plovdiv gut organisiert und angenehm einfach; ich habe mich sicher und willkommen gefühlt.

  • Bulgarien ist in der EU, gehört aber nicht zu den Schengen-Staaten. Für die Einreise braucht man einen Personalausweis (oder Reisepass), der auch kontrolliert wird.
  • Es gilt die osteuropäische Zeit, d.h. man stellt die Uhr eine Stunde vor. 
  • Die Währung heißt Lew, Plural Lewa, international abgekürzt BGN. Aufgrund von Inflation hat man die Währung 1997 an die DM gekoppelt - der Umrechnungskurs zum Euro ist daher altbekannt: 1 Lew = 0,51129 € und 1 € = 1,95583 Lewa. Also grob über den Daumen, 2 Lewa sind 1 Euro. Für Touristen ist Bulgarien nicht teuer.
  • Man braucht keinen Adapter: Die Steckdosen sind die gleichen wie in Deutschland oder Österreich.
  • Amtssprache ist Bulgarisch, eine slawische Sprache, die mit kyrillischen Buchstaben geschrieben wird. In Sofia und Plovdiv war vieles auch auf Englisch angeschrieben, aber prinzipiell schadet es nicht, sich die Buchstaben einzuprägen. So tut man sich leichter, ресторант als restorant zu entziffern und ahnt schon, was das heißt. Wer eine Ahnung von Tschechisch hat, dem kommt Guten Tag Добър ден, was "dobrr den" ausgesprochen wird, bekannt vor. Tschüß/Ciao heißt Чао und wird gleich wie in Italien ausgesprochen. Weiter: Ja ist wie russisch да da, nein heißt не ne. Danke ist etwas schwieriger: Благодаря - blagodarya. Lächeln ist international. 
  • Ich habe gelesen, dass Bulgarien zu den wenigen Ländern gehört, in denen man mit Nicken nein und mit Kopfschütteln ja meint. Aufgefallen ist mir das nicht. 
  • Es gibt fast überall und zahlreich Geldautomaten, auch am Flughafen von Sofia. Ich habe dort mit meiner Kreditkarte problemlos Geld abgehoben. Man kann auch in Banken wechseln oder in Hotels, Restaurants und Geschäften mit EC- oder Kreditkarte bargeldlos bezahlen. Achtet auf die Mindestabhebesummen Eurer Karten; meine Kreditkarte will den Gegenwert von mind. 50,- Euro in Landeswährung, sonst gibt es kein Geld. Als ich 20,- Euro nachtauschen wollte, ging das nicht und ich habe schließlich in einer Bank Bargeld getauscht.
Bulgarien - Wasser, Fahrkarte, Stadtplan und Geld
  • Öffentlicher Nahverkehr: Ich habe mir am Samstagfrüh auf dem Flughafen eine 3-Tages-Karte ähnlich wie die Oyster-Card (auf dem Foto ist sie vorne zu sehen, blau-weiß) für die öffentlichen Verkehrsmittel in Sofia gekauft. Damit darf man Bus und Metro fahren. Das Ticket kostet umgerechnet ca. 6,- Euro und man ist damit flexibel.
  • Es gab verbreitet kostenloses WLAN, außerdem kann man in Bulgarien über den heimischen Provider surfen, da das Land zur EU gehört.
  • Ich habe das Leitungswasser getrunken, da ich am Anreisetag vergessen hatte, mir Wasser zu kaufen, und ich hatte keine Probleme. Das Leitungswasser in Bulgarien ist prinzipiell Trinkwasser, allerdings gibt es verbreitet alte Rohre und Wasserleitungen, so dass man allgemein davon abrät, es zu trinken. Man kann überall Wasser kaufen, es ist nicht teuer und ich habe mir zwischendurch immer mal welches besorgt. 
  • Trinkgeld wird gerne genommen; ich habe das ähnlich wie hierzulande gehalten und ca. 10-15% aufgerundet. Das entspricht der allgemeinen Empfehlung. Bei den niedrigen Löhnen in Bulgarien bin ich da eher etwas großzügiger, wenn der Service gut war, aber das kann jeder halten, wie er kann und mag.  
  • Die Hotels und meine Busfahrt nach Plovdiv und zurück habe ich ca. 2 Wochen vor der Fahrt online von zuhause aus gebucht und ausgedruckt bzw. auf dem Smartphone dabei. Das hat problemlos funktioniert.  
  • Das bulgarische Essen ist mediterran-balkanmäßig mit viel frischem Gemüse, Schafkäse, Fleisch. Bekannt ist der Schopska-Salat (шопска салата) sowie eine kalte Gurken-Joghurt-Suppe namens Tarator (таратор). Rakija (ракия) heißt der lokale Obstbrand, empfehlenswert ist auch der bulgarische Rotwein. Es gibt verbreitet internationale Fastfood-Ketten, guten Kaffee und Espresso, außerdem habe ich viel Pizza gesehen.
  • In Bulgarien sind verschiedene Religionen verbreitet, vor allem das orthodoxe Christentum, aber viele Menschen sind nicht religiös (auch ein Erbe der sozialistischen Zeit, denke ich). Man kann relativ frei herumlaufen: Ich habe Einheimische mit kurzen Hosen, Miniröcken und leicht bekleidet gesehen. An der Schwarzmeerküste sei oben ohne okay. 
  • Die beste Reisezeit für Bulgarien ist eher im Frühsommer oder Frühherbst, es kommt aber darauf an. Ich hatte jetzt im Hochsommer ideales Reisewetter mit ca. 25°C und leicht bewölkt, während zuhause 33°C schwüle Hitze waren. Im Hochsommer kann es also sehr heiß werden, muss aber nicht. In Sofia kann man übrigens im Winter Ski fahren! Südlich der Stadt gibt es einen Berg, der im Winter Schnee und entsprechende Infrastruktur hat.  

Wie immer, ohne Gewähr - es gibt die üblichen offiziellen Seiten, auf denen man sich informieren kann; manchmal ändert sich ja auch etwas. Wenn mir noch etwas einfällt, ergänze ich.

Zum Weiterlesen


Auf Reiseblogs findet man authentische Berichte und gute Informationen zu Reisezielen. Hier ein Links zum Weiterlesen:
  • Miriam und Johannes hat es in Bulgarien gut gefallen, sie schreiben hier fundiert über Reisen im Land und gut recherchierte Hintergrundinformationen, auch was Archäologie und Geschichte angeht.  
  • Ein paar weitere Impressionen und das Rezept für den bulgarischen Schopska Salat sowie das für die kalte Gurkensuppe Tarator, die ich beide dort gegessen hatte habe ich auf meinem Foodblog geteilt.

11 Kommentare:

  1. Immer wieder spannend zu sehen, wieviel ich noch nicht kenne und das noch dazu in Europa.
    Da turnt man durch die halbe Welt und vergisst, wie interessant es doch hier ist. Ich bin dabei mein Reiseverhalten zu ändern. Deine spannenden Artikel über "fast unbekannte" Reiseziele machen das einfach.
    Liebe Grüße, Katja

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    1. Hallo Katja,
      eben, Europa hat so viel Unbekanntes zu entdecken! :-)
      Liebe Grüße
      Barbara

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  2. Das ist ein sehr ausführlicher und spannender Bericht über eine Stadt, die ich auch noch nicht kenne. Ich hätte gar nicht gedacht, dass sie so interessant ist.
    Liebe Grüße
    Gabriela

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    1. Hallo Gabriela,
      danke für das Kompliment. Die Städte sind total interessant, mir war das zuvor nicht so bewusst, aber wenn man überlegt, welche lange Geschichte Bulgarien hat wird das klarer. Allein die Thraker damals...
      Liebe Grüße
      Barbara

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  3. Ich war gerade beim Surven und habe das jetzt gefunden. Zu Bulgarien ließt man sonst wenig. Danke, hier steht alles an Tipps zu Sofia die ich brauche. Wir buchen den Flug für September.

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    1. Hallo Andrea,
      danke für Deinen lieben Kommentar. Bulgarien ist echt ein Geheimtipp. Freut mich, dass ich Dir noch ein paar Tipps geben konnte.
      Ich wünsche Euch eine schöne Reise und viel Spaß!
      Liebe Grüße
      Barbara

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  4. Liebe Barbara,
    ein schöner und informativer Beitrag!
    Ich war leider noch ein keiner der beiden Orte, aber ich habe mir fest vorgenommen, Europa ein wenig mehr zu erkunden :)
    Liebe Grüße,
    Kerstin

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    1. Hallo Kerstin,
      ich mag Europa sehr gerne, die Reisen sind unkomplizert ohne Jetlag und man erlebt immer etwas Interessantes.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  5. Ich muss gestehen, Bulgarien hab ich ganz allgemein mal so gar nicht auf meiner Liste stehen irgendwie. Das klingt allerdings alles ganz klasse und die Gebäude sehen in der Tat beeindruckend aus. Soweit weg ist es ja auch gar nicht, vielleicht überlege ich mir mal einen Abstecher dort hin in naher Zukunft. Danke fürs zeigen!

    Lieben Gruß,
    Andreas

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    1. Hallo Andreas,
      auf meiner Liste war Bulgarien auch nie, aber manchmal ergibt es sich und mir hat es echt super gefallen. Ich finde, Sofia ist ein super Ziel für einen Städtetrip übers Wochenende, mit Ausflug nach Plovdiv oder auch in die andere Richtung zu Bergen und Klöstern.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  6. Toller Artikel, vielen Dank dafür! Sehr hilfreiche Tipps.

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