Ich war zwei Jahre zuvor schon einmal in Tikal gewesen, damals geführt im Rahmen eines Kurzausflugs von Cozumel her. Tikal hat mich so begeistert, dass ich auf jeden Fall noch einmal in Ruhe hin wollte.
Wir hatten beschlossen, dass wir uns den Sonnenaufgang in Tikal anschauen. Der Wecker ging schon um 4:15 (Fehlbedienung...), Weckruf vom Hotel kam auch zu früh, um 4:30. Der Minibus kam kurz nach 5 Uhr ans Hotel.
Der Minibus brachte uns dann zu einer Sammelstelle am südlichen Ende von Flores an der Brücke nach Santa Elena. Dort Warten und Umstieg in einen großen, sehr altersschwachen Bus, bei dem wir nachher froh waren, dass er die Fahrt überhaupt gepackt hat. Ein Getriebeschaden steht kurz bevor, der Fahrer rührte regelrecht in der Gangschaltung, bis er einen Gang fand, der reinspringen wollte. Es dauerte alles ewig, so dass der Sonnenaufgang leider irgendwo zwischen Flores und Tikal stattfand.
Trotzdem war es dann schön, die Morgenstimmung an den Ruinen zu erleben.
Circa 15 km vor Tikal hält der Bus am Eingang des Nationalparks, dort kauft man für 50 Q oder 7,5 US$ ein Ticket. Im Park haben wir dann, da es für den Sonnenaufgang eh zu spät war, ein sehr lustiges Frühstück eingenommen: Am Nebentisch bekam ein Paar aus Quebec statt Cornflakes einen Suppenteller mit Bohnen und Spiegelei. Jedes Getränk war falsch, d.h. Kaffee mit Milch statt ohne, Kaffee statt Orangensaft, usw. Wir tranken den schlechtesten Kaffee unseres Lebens, und das in einem Land, das selbst sehr guten Kaffee produziert (und leider alles exportiert und dafür Instantkaffee importiert...). Wir haben sehr viel gelacht. Unsere zwei Kaffees kosteten 10 Q und einen Lachmuskelkater.
Dann haben wir Tikal besichtigt und waren total begeistert von den Ruinen und der einzigartigen Stimmung. Auch hier ist es nicht allzu voll, wobei uns auf der ersten Ruine ein paar laut umherrufende Amerikaner gestört haben.
Tikal ist eine antike Stadt der Maya in den Regenwäldern des Petén. Sie unterscheidet sich von anderen Städten durch besondere Stufentempel. Tikal war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode (3. bis 9. Jahrhundert) und ist sehr gut erforscht, wobei noch nicht alles ausgegraben und entdeckt ist. Im 5. Jahrhundert gab es einen ersten Höhepunkt, als eine mächtige Maya-Herrscherdynastie einen Kleinstaat nach dem anderen unterwarf. Einen zweiten Höhepunkt erlebte Tikal im 8. Jahrhundert, nachdem ein Rivale besiegt worden war.
Im frühen 9. Jahrhundert schwand die Macht von Tikal, die Bautätigkeit hörte auf. Spätestens im 10. Jahrhundert war die Stadt vollständig verlassen. Warum, ist nicht ganz klar, darüber wird noch geforscht.
Man kann die meisten Ruinen besteigen, die Treppen sind recht steil, aber die Ein- und Ausblicke ein Traum. Man braucht auf jeden Fall einen ganzen Tag dafür. Ich könnte auch mehrere Tage dort verbringen und weiter im Urwald (die Geweihfarne waren beeindruckend, und vieles mehr) herum stapfen und suchen, was man dort noch findet.
Mir gefällt an Tikal die viele Natur herum, das Grüne, wenn man oben ist, hat man einen enormen Weitblick und erkennt weitere Tempel und Türme. Es ist schwer in Worte zu fassen, einfach faszinierend.
Nasenbären gab es auch eine Menge. Einer hat ein paar Krümel von unseren Keksen bekommen und ist uns wohl gefolgt; das sollte mal besser nicht machen. Er hat dann in einem unbeachteten Moment den Rucksack meiner Freundin geklaut und damit Fußball gespielt, weil er an die dort gelagerten Kekse wollte. Freche putzige Kerlchen... Wir haben auch einige kleine Nasenbärfamilien gesehen. Die Natur, der Dschungel, das Klima, alles ist beeindruckend.
Wir sind fast das ganze Gelände abgelaufen, bis wir nicht mehr konnten. Zwischendurch auf alles mögliche geklettert und auch etwas gesonnt. Viel Sonne war nicht, meist wolkig, wie überhaupt fast die ganze Woche.
Gegen 15 Uhr waren wir richtig kaputt vom vielen Laufen und Sehen und erwischten den Minibus nach Flores. Was ich dabei mal wieder interessant fand, quasi ein Zeichen, dass ich doch noch nicht ganz urlaubsentspannt war, wir rannten auf den Minibus zu, der gerade am Losfahren war, während ein französisches Pärchen gemütlich schlenderte und den Minibus auch noch bekam. Deutsche Hektik... ;-)
Auf dem langen Weg nach Flores bin ich eingeschlafen, der Tag war mit frühem Aufstehen und aufgrund der vielen Eindrücke doch anstrengend gewesen. In Flores haben wir uns noch kurz im Hotel ausgeruht und sind dann los, um den Ort in Ruhe zu erkunden. In einem Laden ein paar Souvenirs gekauft, dabei etwas gefeilscht. Abendessen in einem anderen Restaurant mit Seeblick, nahe der Brücke, Restaurant Tucan. Auch sehr leckeres Essen und Cocktails. Ging auch problemlos mit Kreditkarte.
Dies ist Teil eines Reiseberichts über meine zweieinhalbwöchige Reise nach Mittelamerika mit einer Segelkreuzfahrt auf der Star Clipper und einer individuellen Tour. Details dazu sowie Links zu den anderen Tagen finden sich hier.
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