Freitag, 31. März 2017

Sightseeing in Marrakesch

Marrakesch ist eine der vier Königsstädte und existiert schon seit fast 1000 Jahren. Die Stadt am Fuß des Hohen Atlas gilt als schönste Stadt Marokkos und des ganzen Maghreb. Gegründet 1062 oder 1070 von den Almoraviden, einer Berberdynastie, die Wasser in Quellen fassten und Brunnen- und Kanalisationssysteme schufen. Wasser war und ist wichtig hier am Rand der Wüste. Marrakesch wurde zur Hauptstadt Marokkos (unser Wort für Marokko stammt übrigens vom Namen Marrekesch her!).

1154 folgte die Berberdynastie der Almohaden und errichtete u.a. die Koutoubia-Moschee, das heutige Wahrzeichen der Stadt. 1269 folgten die Meriniden, auch Berber, und machten Fès zur Hauptstadt. Ab 1554 war Marrakesch wieder Hauptstadt, die Saadier hatten die Herrschaft übernommen. Ein gigantischer Palast nach dem Vorbild der Alhambra entstand, die Stadt wurde mit Moscheen, Springbrunnen, Universitäten ausgestattet. Die Dynastie der Alawiden eroberte Marrakesch 1659 und verlegte die Hauptstadt wieder nach Fès; der derzeitge König entstammt dieser Dynastie. Die heutige Hauptstadt Marokkos ist Rabat, das nicht weit von Casablanca an der Atlantikküste liegt. Marrakesch ist heute die viertgrößte Stadt Marokkos.

Marrakesch - Parc Lalla Hasna mit Koutoubia-Moschee

Nach dem Frühstück war Statdtbesichtigung und Sightseeing angesagt. Saadier-Gräber, Medersa Ben Youssef, Palais de la Bahia, dann Bummel durch die Souks und über den Djemaa El Fna.

Als erstes fuhren wir zum Parc Lalla Hasna, der einen wunderschönen Blick auf das Minarett der Koutoubia-Moschee gewährt. Bis ich das Foto schießen konnte, musste ich ein wenig warten. Wie überall an diesen Tagen waren wir in Marrakesch nicht allein; überall waren Menschen, die ebenfalls fotografieren wollten.

Die Koutoubia-Moschee ist die größte Moschee Marrakeschs und mit ihrem hohen Minarett von fast überall zu sehen. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut, als erste Moschee der neuen Hauptstadt. Sie ist eine der ältesten Moscheen Marokkos. Den Namen Koutoubia erhielt sie von einem Souks mit Büchern, der früher in der Nähe war. Das Minarett der Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen Marrakeschs und wird abends beleuchtet. Man sieht es auf sehr vielen Fotos von Marrakesch und kann sich in der Stadt gut daran orientieren.

Bab Agnaou und Saadier-Gräber


Als nächstes ging es zum Bab Agnaou, dem bedeutendsten (ich glaube auch ältesten, aber da bin ich nicht sicher) Stadttor Marrakeschs. Es stellt die Grenze zwischen der Altstadt (Medina) und dem ehemaligen Regierungsviertel (Kasbah) dar. Interessant finde ich die Vogelnester und den Storch, der sich hier offensichtlich ungestört und wohl fühlt. (Zur Erinnerung, die Fotos werden alle größer, wenn man drauf klickt!)

Marrakesch - Bab Agnaou

Noch ein Tipp: Zebrastreifen in Marokko haben eher symbolische Bedeutung... Der Stärkere hat Vorfahrt. Als Fußgänger passt man also geduldig eine Lücke zwischen Autos, Mofas und Pferdekutschen ab und huscht schnell hinüber. 

Das Tor (eines der wenigen arabischen Wörter, die ich mir merken kann: bab باب) Agnaou stammt aus dem Ende des 12. Jahrhunderts. Mir gefallen die Ornamente; hier ein Detail.

Marrakesch - Bab Agnaou

Durch das Tor betritt man eine andere Welt: Man ist plötzlich in einem engen Gassengewirr ohne Autos, sieht und hört Händler und ist umgeben von Gerüchen und Geräuschen. Das noble Spa Les Bains de Marrakech befindet sich ein paar Häuser weiter. Aufwendig renoviert, hochwertig und geschmackvoll eingerichtet fühlt man sich dort schon beim Eintreten entspannt. Es lohnt sicher einen Besuch, Wellness modern marokkanisch.

Ein paar Gassen weiter befinden sich die Saadier-Gräber (Tombeaux Saadiens), die Nekropole der Königsfamilie der Saadier und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Gräber entdeckte man erst 1917 und zwar eher durch Zufall, sie waren nämlich an die Kasbah-Moschee angebaut, nur von dort erreichbar und hinter dicken Mauern verschlossen.

Marrakesch - Saadier-Gräber

Im früheren Garten der Kasbah-Moschee wurden schon seit Jahrhunderten Emire und Sultane beigesetzt, unter den Saadieren (1549–1664) wurde es weiter als Nekropole genutzt und ausgebaut. Umgeben von schmucklosen Stampflehm-Mauern befindet sich nun ein Garten mit Fußweg sowie zwei Mausoleen in dem Areal. Die Gräber von sieben Sultanen, 62 weitere Familienmitglieder und über 100 weitere Gräber sind hier untergebracht.

Marrakesch - Saadier-Gräber

Marrakesch - Saadier-Gräber

Das sog. Große Mausoleum hat drei nebeneinanderliegende Säle, wobei der mittlere der prächtigste ist. Hier stauen sich Besucher, aber das Warten lohnt. Man sieht einen prachtvoll ausgestatteten Raum, Zedernholz und Carrara-Marmor wurden verbaut, am Boden sind die Gräber. Allgemein waren die Gräber von Frauen und Kindern weniger prachtvoll als die der männlichen erwachsenenen Familienmitgliedern. Das Foto direkt oberhalb zeigt das Mausoleum mit den Frauengräbern.

Marrakesch - Saadier-Gräber

Einige Gräber sind auch im schönen Garten verteilt. Die Saadier waren eine muslimische Dynastie, die Marokko erobert hatten, den Handel mit Ländern des westlichen Afrika oder England förderten und Feldzüge führten. Sie kämpften gegen die Portugiesen, Osmanen und bis in den Süden nach Timbuktu gegen das Songhaireich am Niger. Interessante Geschichte; es ist sicherlich spannend, da mehr darüber zu erfahren.

Marrakesch - Saadier-Gräber

Marrakesch - Saadier-Gräber

Die Saadier-Gräber sind von 9 bis 16:45 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 10 Dhs. Je nachdem wie voll es ist und ob man die alten Fotografien in der Ausstellung im gegenüberliegenden Gebäude der Anlage anschauen möchte, sollte man ca. eine Stunde einplanen.

Medersa Ben Youssef


Die Medersa Ben Youssef ist eine ehemalige Koranschule (Madrasa) mitten in Marrakesch, neben der Moschee Ben Youssef und nahe den Souks, und eine weitere Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Ich hatte sie mir 2006 schon einmal angesehen und damals auch darin fotografiert (Kurzbericht und Fotos hier), heute war ein vielfaches an Besuchern dort.

Marrakesch - Medersa Ben Youssef

Es handelt sich bei der Medersa Ben Youssef um die schönste Koranschule Marokkos. Im 14. Jahrhundert gegründet erlebte sie unter den Saadiern eine Blütezeit. Damals wurden Studenten des gesamten Machtgebiets bzw. damaligen Staates nach Marrakesch geholt und diese wohnten und studierten in der Medersa; sie ist quasi ein ehemaliges Studentenwohnheim.

Marrakesch - Medersa Ben Youssef

Prachtvoll und wirklich sehenswert ist das Innendekor mit fein gedrechselten Zederholz-Ornamenten, mit schönsten Kaligrafie-Inschriftbändern, Arabesken sowie wunderbaren Stein- und Kachelmosaiken. Die Stuckarbeiten sind herausragend, sehr aufwändig gearbeitet mit floralen oder geometrischen Motiven. Der Innenhof hat Bodenfließen aus Carrara-Marmor; damals wurde 1 kg Zucker gegen 1 kg Carrara-Marmor getauscht. Bei der Medersa Ben Youssef handelt es sich um sog. espano-maurische Archtektur.

Marrakesch - Medersa Ben Youssef

Die Medersa umfasst 680 qm und enthält 132 Räume. Die meisten sind sehr klein, oft ohne Fenster und dienten mehreren Studenten gleichzeitig als Zimmer. Zeitweise sollen 900 Studenten hier gewohnt haben.

Marrakesch - Plan Medersa Ben Youssef

Es lohnt, nach oben zu gehen und sich dort umzuschauen. Wer mag, kann sich anstellen und von Freunden von der anderen Seite fotografieren lassen.

Marrakesch - Medersa Ben Youssef

Oben findet man auch immer wieder ruhigere Ecken.

Marrakesch - kleiner Innenhof Medersa Ben Youssef

Der Eintritt kostet 20 Dhs und lohnt, auch wenn es meist voll ist. Man sollte möglichst nicht am Wochenende hin und sich mindestens eine Stunde Zeit nehmen. Ich schlage vor, erst den großen Innenhof anzuschauen, um alles auf sich wirken zu lassen und eine erste Orientierung zu bekommen. Dann kann man die kleinen Gänge und die Treppen nutzen, um weitere Räume und Innenhöfe zu erkunden.

Palais de la Bahia


Am Rand der südlichen Medina befindet sich der Palais de la Bahia oder auch Bahia-Palast. Die großzügige Anlage besteht aus mehreren Gebäuden, Innenhöfen mit Brunnen und Gärten. Der Palais de la Bahia wurde um 1880 herum erbaut, sei einer der schönsten Paläste Marokkos und zählt zu den Top-Sehenswürdigkeiten in Marrakesch.

Marrakesch - Palais de la Bahia

Bis man solch ein Foto schießen kann, muss man relativ lange warten, bis keiner im Bild steht. Es hat sich gelohnt, ich finde diese Ansicht sehr schön und mit dem Brunnen mitten auf dem Innenhof auch so typisch für Marrakesch.

Marrakesch - Palais de la Bahia

Aber erst zum Palast: Der Großwesir Ba Ahmed Ben Moussa war erfolgreich damit, seinen Sultan zu unterstützen, er regierte das Reich mit und lebte hier mit vier Frauen und angeblich 80 Konkubinen. Der Palais de la Bahia hat 160 Räume, 8000 qm Grundfläche, 14 Jahre wurde daran gebaut.

Marrakesch - Palais de la Bahia

Nach dem Tod des Wesirs wurde der Palast von der französischen Verwaltung genutzt und ist seit 1910 der Öffentlichkeit zugänglich. Nicht alle Räume sind für Besucher geöffnet. Die miteinander verbundenen Räume, Innenhöfe und Gärten sind prachtvoll ausgestattet. Es lohnt auch, nach oben zu schauen: Beachtenswert sind die bemalten Zedernholzdecken, die aus dem Holz von Atlas-Zedern bestehen.

Marrakesch - Palais de la Bahia

Bahia war wohl der Name der Lieblingsfrau dieses Ministers. Die Lieblingsfrau war immer die Mutter des ersten Sohnes, so meinte unser Guide. Früher waren islamische Männer, die es sich leisten konnten, mit mehreren Frauen verheiratet. Zudem gab es noch sog. Konkubinen, die allerdings (im Gegensatz zu z.B. China) wohl eher Dienerinnen waren, arme Mädchen, die in die Sklaverei verkauft und eingesperrt ohne Männerkontakt (außer Eunuchen und den Herrn des Hauses) das Haus in Schuss hielten. Falls eine der Konkubinen dann doch mal schwanger wurde, gab es Kräuter, die bei Abtreibungen halfen.

Seit 2003 ist übrigens die Monogamie in Marokko gesetzlich verankert. Bei den Berbern gab es früher das Matriarchat, das auch heute noch prägend ist.

Marrakesch - Palais de la Bahia

Hier ein Blick in den Harem, der auf mich im Vergleich zu den anderen Räumen eher schlicht wirkte und weniger schön gearbeitete Details aufweist. Filmszenen aus Lawrence von Arabien wurden hier gedreht.

Marrakesch - Palais de la Bahia

Geöffnet ist der Palais de la Bahia von 9 bis 16:30 Uhr, der Eintritt kostet 10 Dhs. Man kann hier mühelos mehrere Stunden verbringen. Eine Führung lohnt sich.

Tipp zum Weiterlesen: Die Stimmung im Bahia-Palast hat Marion hier schön eingefangen.

In der Nähe befindet sich übrigens die sog. Mellah, früher eines der größten Judenviertel Nordafrikas. Die meisten Juden sind inzwischen ausgewandert, es gibt noch eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof sowie einige Gold- oder Silberschmiedegeschäfte.

Mittagessen im Restaurant Dar Essalam


Kennt Ihr den Hitchcock-Film Der Mann, der zuviel wusste mit James Stewart und Doris Day? Die beiden machen Urlaub in Marrakesch und verlieren ihren Filmsohn namens Hank dort. Ein richtig guter Thriller, die Royal Albert Hall, Ambrose Chapel und das Lied Que Sera, Sera spielen eine Rolle.

Gegessen haben sie im prachtvollen Salon K'Dim des Dar Essalam mitten in der Medina von Marrakesch. Wir sind zu Fuß hin, es ist etwas versteckt und man geht eine Treppe hinunter und fühlt sich plötzlich in einer anderen Welt: Es gibt dort mehrere reich geschmückte palastartige Salons, die durch Oberlicht beleuchtet sind. Solche Räume sind im Sommer relativ kühl, ohne dass man Klimaanlagen braucht. Früher war das wichtig.

Marrakesch - Restaurant Dar Essalam

Das Dar Essalam ist auf marokkanische Küche und große Gruppen spezialisiert. Wir bekamen zuerst eine Auswahl an marokkanischen Vorspeisen. Fein geraspelte Karotten mit Rosenwasser sind ein besonderes leckeres Geschmackserlebnis.

Marrakesch - Restaurant Dar Essalam

Danach gab es Lamm mit Gemüse oder Couscous mit Gemüse für die Vegetarier. Ich habe die Speisekarte abfotografiert, man kann für 250 Dhs eine Vorspeise, ein Hauptgericht und ein Dessert mit Tee oder Kaffee bekommen oder auch einzeln bestellen (Vorspeise 70 Dhs, Hauptgericht ab 150 Dhs). Typische marokkanische Gerichte stehen zur Auswahl, viele Tajines und auch Tangias oder Pastillas, von eifrigen Kellnern serviert, die auch mal für einen Scherz zu haben sind.

Marrakesch - Pastilla im Restaurant Dar Essalam

Schön fand ich, dass wir auch einmal eine Pastilla versuchen konnten, oder sogar zwei verschiedene. Pastilla ist der Name einer Pastete mit knusprigem Filoteig, die typisch für Marokko ist. Klassisch ist eine Füllung aus Taube und Mandeln, süß mit Puderzucker bestäubt und wie auf dem Foto schön verziert wie ein Kuchen. Statt Taube gab's für uns Hühnchen. Für die Vegetarier kam eine kleine Pastilla, die herzhaft mit Gemüse und Käse gefüllt war und großen Anklang fand.

Die Souks von Marrakesch


So gestärkt sind wir in die Souks. Die Bazarstraßen von Marrakesch sind die größten Marokkos. Hier findet man neben Mode auch noch Kunsthandwerker, die wie vor hunderten von Jahren arbeiten. Das Warenangebot ist sehr vielfältig und man kann in diese Shopping-Welt regelrecht eintauchen. Freitag nachmittags sind allerdings sehr viele Läden zu.

Marrakesch - Souks

Souk bedeutet übrigens Markt, und die Souks von Marrakesch finden sich überall nördlich vom Djemaa El Fna. Je nach Schwerpunkt und Lage haben die Souks unterschiedliche Namen und Waren, auf die sie sich spezialisieren, z.B. Lederarbeiten, Holzhandwerk, Gewürze oder Ziselierkunst. Dazwischen gibt es kleine Markthallen oder Gebäude mit Innenhof und verschiedenen Handwerkern, denen man bei der Arbeit zuschauen kann.

Marrakesch - Handwerker in den Souks

Der Souk Cherifa ist bekannt für trendige Designer und Mode, individuelle Taschen oder Hüte, schicke Wäsche oder Stiefel. Im Souk el Haddadine arbeiten Schmiede, im Souk des Teinturiers wird Wolle knallbunt gefärbt (angeblich mit Naturfarben) und hängt dort zum Trocknen.

Marrakesch - Souk des Teinturiers

Marrakesch - Souk des Teinturiers

Hier ein paar Impressionen vom Warenangebot in den Souks:

Marrakesch - Impressionen aus den Souks

Marrakesch - Impressionen aus den Souks

Marrakesch - Impressionen aus den Souks

Marrakesch - Impressionen aus den Souks

Tour Guides in Marrakesch sind bekannt dafür, dass sie Gruppen zum Kräuter- und Gewürzhändler Herboriste du Paradis bringen. Hier hat es Platz, die ganze Gruppe ist untergebracht, wird über Gewürze, Tees, Cremes, Arganöl usw. informiert und kann dort einkaufen, auch mit Kreditkarte. Ich habe einiges mitgenommen und bin gespannt. Wer mehr Zeit hat, kann in den Souks schauen, was einem gefällt und es zu einem wahrscheinlich günstigeren Preis auch dort kaufen. Auf die Qualität sollte man dann achten; und auch darauf, dass wirklich das in der Einkaufstasche landet, was man zuvor ausgewählt hat.

Marrakesch - Herboriste du Paradis

Zwischendurch findet man auch kleine Snacks oder Konditoreiwaren sowie kunstvolle traditionelle Süßigkeiten.

Marrakesch - Impressionen aus den Souks

Je näher man dem Djemaa El Fna kommt, desto mehr Läden haben auch freitags geöffnet und desto voller wird es.

Marrakesch - Impressionen aus den Souks

Tipp für die Souks: Am interessantesten sind die Souks am späten Nachmittag, so gegen 17 Uhr, wenn die Touristen ihr Besichtigungsprogramm erledigt haben und die Einheimischen nach der Hitze des Tages einkaufen gehen. Und: Zeit einplanen! Viele Waren sind von guter Qualität und haben ihren Preis, der aber erst verhandelt werden muss. Geschick, Erfahrung und Spaß am Feilschen helfen weiter. Aber nicht vergessen: Auch der Handwerker muss leben und wahrscheinlich eine Familie versorgen; die Einkommen in Marokko sind niedriger als unsere. Beide sollten bei dem Geschäft ein gutes Gefühl haben.

Djemaa El Fna


Der Djemaa El Fna (Jemaa el-Fna) ist erstes immaterielles Erbe der Menschheit auf der UNESCO-Welterbeliste. Mit der optimalen Lage am Eingang der Stadt auf dem Weg zu den Souks und neben der Koutoubia-Moschee war der zentral gelegene Marktplatz auch in der Vergangenheit wichtig, dort tobte und tobt das Leben. Versammlung der Toten oder Platz der Gehängten könnte die Bedeutung sein, so ganz klar ist das nicht; sicher ist, dass früher auch Hinrichtungen hier stattfanden.

Marrakesch - Djemaa El Fna

Tagsüber ist der Platz heute ein verschlafener Durchgangsplatz, der zu den Souks führt und der neben einigen Ständen mit Nippes und frisch gepressten Säften nicht viel zu bieten hat.

Marrakesch - Schlangenbeschwörer am Djemaa El Fna

Sobald es dämmert, beginnt das Schauspiel: Einheimische und Besucher kommen hier zusammen, um in einer der vielen Garküchen zu essen oder Geschichtenerzählern zu lauschen, sich die Zukunft vorhersagen zu lassen oder den Akrobaten und Gauklern zuzuschauen.

Marrakesch - Djemaa El Fna

Abends verschwindet der Platz dann unter dem Rauch der vielen Garküchen. Das Essen wird frisch zubereitet in diesem vielleicht größten täglichen Fressmarkt der Welt unter freiem Himmel. In Marokko wächst so ziemlich alles, daher kann die Küche aus dem Vollen schöpfen, was Gemüse und Kräuter angeht; außerdem ist das Meer nicht weit, so dass auch frisches Meeresgetier serviert wird. Beliebt sind die geschmorten Gerichte im typischen Tontopf, Tajine genannt. Seltener geworden sind Gerichte aus einem etwas anders geformten Tongefäss, das an eine Amphore erinnert und Tangia oder Tanjia genannt wird. Sie werden klassischweise über Stunden in Kohlen von Hammams oder in Bäckereien gegart.

Marrakesch - Garküchen am Djemaa El Fna

Zum Fotografieren und zum Überblicken des Platzes eignet sich eines der zahlreichen Cafés am Rand des Djemaa El Fna. Wir waren im Café Glacier, das eine große Terrasse hat. Es gibt dort einen Mindestverzehr, d.h. man bestellt beim Eingang im Obergeschoss z.B. einen Minztee, einen Kaffee oder ein Wasser und konsumiert dieses während man den Ausblick genießt. Zum Sonnenuntergang ist es besonders schön, hier mit dem Koutoubia-Minarett im Hintergrund.

Marrakesch - Djemaa El Fna

Tipp für den Djemaa El Fna: Kleingeld für die Straßenkünstler bereithalten! Das benötigt man, falls man das bunte Treiben fotografieren möchte. Wieviel man bezahlt, um einen Schlangenbeschwörer oder einen niedlichen Affen fotografieren zu dürfen ist Diskussions- und Ermessenssache; ebenso, ob man die nicht ganz artgerechte Haltung der Tiere auf diese Weise unterstützen möchte.

Abendessen im Restaurant Dar Moha


Das Restaurant Dar Moha liegt in einem romantischen Riad mit einem Brunnen im ersten Innenhof.

Marrakesch - Restaurant Dar Moha

Man wird in einen grünen Garten geführt, der von einer blauen Wand und einem türkisfarbenen Pool sowie den roten Teppichen und Stuhlhussen dominiert wird. Nach oben hin ist er offen, durch ein Netz abgedeckt, damit keine Blätter oder ähniches herunter fallen können.

Die Tische und Stühle sind um den Pool angeordnet, größere Tische wie unserer und direkt am Wasser auch viele kleine Tische mit nur zwei Stühlen, ideal für ein romantisches Abendessen. Wir waren gegen 19:30 Uhr dort und die ersten Gäste.

Marrakesch - Restaurant Dar Moha

Es gibt im Riad selbst noch weitere Räume mit Tischen. Ich fand es schön, dass wir draußen essen konnten, die Temperatur war dafür ideal.

Marrakesch - Restaurant Dar Moha

Das Restaurant gehört dem marokkanischen Küchenchef und bekannten Fernsehkoch Mohamed (Moha) Fedal. Seine Karriere begann im berühmten La Mamounia in Marrakesch, danach ging er für 14 Jahre in die Schweiz, um international Erfahrung zu bekommen. Er ist bekannt dafür, dass er die traditionelle marokkanische Küche modernisiert. Eigentlich sind jahrhundertealte Rezepte in Marokko gesetzt, man mag sein Essen so wie die Rezepte überliefert wurden und wie man sie immer schon gegessen hat. Dass nun einer kommt und die Gerichte leichter macht und ausländische Ideen rein bringt, ist etwas Besonderes.

Marrakesch - Restaurant Dar Moha

Los ging es mit den 14 kleinen marokkanischen Salaten, für die das Dar Moha bekannt ist. Sie kommen in kleinen Tajineformen her, was schon etwas besonderes ist - schließlich wird diese Form klassisch für Tajines verwendet und nicht für kalte Vorspeisen. Zu den Salaten wurden weitere Vorspeisen serviert, von denen mir die gefüllten Auberginenröllchen besonders gut geschmeckt haben.

Marrakesch - Restaurant Dar Moha

Danach gab's eine kleine Pastilla, darauf folgte eine Tajine mit Gemüse und Fisch, am Schluss dann ein leichtes Dessert mit Cremeschichten zwischen Filoteig. Das Essen war gut (viel zu viel!), allerdings hatte ich mir etwas mehr Fusion, mehr Experimente, irgendwie etwas Exotischeres vorgestellt oder erhofft - nach all dem, was ich zuvor über den Koch gelesen hatte. Das Menü abends kostet 530 Dhs.

Marrakesch - Restaurant Dar Moha

Wie man sieht, später hat sich der Garten etwas gefüllt und Live-Musik kam dazu. So beleuchtet und mit der Musik ist die Stimmung im Riad bzw. im Restaurant ganz besonders.

Highlights von Marrakesch an einem Tag


Müde vom vielen Sightseeing ging's dann zurück ins Hotel. An diesem Tag hatten wir wirklich die geballte Ladung an kulturellen Highlights, pulsierendem Leben im Souk und am Djemaa El Fna, getoppt von klassischem und neu interpretierten marokkanischem Essen.

Typisch bei dem geballten Programm war der bekannte Ruf yalla yalla (يالا يالا) - das ist arabisch und heißt so viel wie "los geht's, beeilit euch, weiter". Sabine hat diesen Ruf in ihrem Bericht über diesen Tag aufgenommen. Wir sind etwas wild abwechselnd mit Bus und zu Fuß durch die Stadt - nicht immer hatte ich mein Smartphone auf Empfang, aber so ungefähr zeigt die Karte meiner Zeitachse bei Google Maps, wie wir uns fortgewegt haben. 7,3 km mit dem Auto, 4,6 km zu Fuß, als Anhaltspunkt kann das hinhauen, denke ich.

Marrakesch - Sightseeing an einem Tag

Tipp: Wer auf eigene Faust unterwegs ist, sollte dieses Pensum auf zwei bis drei Tage verteilen. Innerhalb der Medina ist man am besten zu Fuß unterwegs und kann eigentlich alles gut erreichen. Am besten nicht so kreuz- und quer. :-)

Dies ist Teil meines Berichts über meine Kurzreise nach Marrakesch. Allgemeine Informationen dazu und Links zu den anderen Tagen folgen. Zu dieser Reise wurde ich vom marokkanischen Fremdenverkehrsamt eingeladen.

18 Kommentare:

  1. Jetzt habe ich wieder Hunger ... Danke für den Bericht über Deinen Tag in Marrakesch!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bei den Essensfotos kriege ich auch sofort wieder Hunger! ;-)

      Löschen
  2. Sehr schöne Detailsfotos.
    Eine Stadt und ein Land, wo ich noch nicht war und mein Mann will so gerne hin und ich bin davor irgendwie zu ängstlich.
    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, liebe Flögi!
      Angst braucht man keine zu haben; Marokko und vor allem auch Marrakesch sind wirklich sehr sehr sicher! Man wird auch nicht so oft angemacht oder gewaltsam in Restaurants gezerrt oder in Läden gezogen - es läuft wirklich entspannt, ich hatte keine Sekunde ein ungutes Gefühl. In die allerkleinsten Gassen würde ich alleine wenn es dunkel ist, vielleicht nicht, aber das mache ich auch nirgends anders. Selbst als ich als Frau alleine unterwegs war, habe ich mich sicher gefühlt. Und wenn Du Deinen Mann dabei hast, ist es natürlich noch schöner.

      Löschen
  3. Danke für den schönen Bericht, Barbara - ich war vor drei Jahren in Marrakesch und muss leider sagen, dass war bisher das Ziel, an dem ich mich am allerwenigsten wohl gefühlt habe. Sehr aggressive Grundstimmung, sehr wenig Freundlichkeit, sehr hohe "Geschäftstüchtigkeit" - und ich war auch schon in Istanbul, Ägypten, Indonesien, Lateinamerika allein als Frau unterwegs und hatte dort nie Probleme. Nein, unsicher fand ich Marrakesch nicht, aber willkommen habe ich mich überhaupt nicht gefühlt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, Gabi, für Deinen Kommentar. Mir ging es vor 11 Jahren so ähnlich, als ich das erste Mal in Marrakesch war und mich teilweise irgendwie nicht so wohl und nicht willkommen fühlte. Daher hatte es mich auch interessiert, wie die Stadt sich nach so vielen Jahren und diesem intensiver werdenden Tourismus entwickelt hat. Es war besser, aber so ganz daheim (wie in Asien) fühle ich mich in Nordafrika oder im arabischen Raum nicht, obwohl ich sogar mal die Sprache angefangen habe zu lernen. Gastfreundschaft und Lächeln habe ich in anderen Ländern intensiver erlebt, ja, aber ich hatte schon das Gefühl, dass Touristen sich willkommen fühlen können oder zumindest akzeptiert werden. Von Bolivien z.B. habe ich schon ganz anderes gehört, kann das aber nicht selber bewerten.

      Löschen
  4. Welch ein schöner und ausführlicher Bericht! Ich liebe ja diese Mosaikwände. Sie sind nicht nur einfach farbenfroh sondern unheimlich geschmackvoll gestaltet. Bei deinem Satz "Zebrastreifen in Marokko haben eher symbolische Bedeutung." musste ich sehr schmunzeln. :-) Herzliche Grüße Sabine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Sabine, das mit dem Zebrastreifen ist ja in einigen Ländern so... Was Fliesen angeht, haben es die Marokkaner echt zur Meisterschaft entwickelt. Wirklich geschmackvoll.
      Liebe Grüße, Barbara

      Löschen
  5. Hallo Barbara,
    danke für diesen wunderbaren Bericht. Ich habe sofort Hunger bekommen! Wir kochen Zuhause sehr gerne marokkanisch und Deine Fotos aus dem Salon K'Dim haben lautes Magenknurren ausgelöst. Auf den Souks würde ich ja auch sofort fündig werden - allerdings muss ich sagen, dass mir solche Märkte nach ein paar Minuten meistens zu anstrengend werden. Entspanntes Shopping und arabische Souks schließen sich leider aus... ;-)
    LG
    Katharina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Katharina,
      ich mag die marokkanische Küche auch sehr gerne, am liebsten natürlich vor Ort. Ja, mit den Souks geht es mir manchmal auch wie Dir - manchmal kann ich sie gut ab, aber manchmal finde ich sie furchtbar anstrengend.
      Liebe Grüße,
      Barbara

      Löschen
  6. Hallo Barbara,
    habt ihr DAS alles an EINEM Tag geschafft? Respekt! Wir waren im Januar mehrere Tage in Marrakesch und haben vielleicht gerade mal die Hälfte geschafft... und das lag jetzt nicht nur an unseren Kindern, die irgendwann dann nicht mehr durch die Gassen gehen wollten... manchmal wurde es selbst uns zu viel und wir genossen lieber unseren Minute und die Aussicht aufs bunte Treiben anstatt ein Teil davon zu sein...

    Du hast jedenfalls eine sehr schöne Zusammenfassung über die Vielseitigkeit Marrakeschs geschrieben. Ja, und Lust auf marokkanische Küche habe ich auch gleich wieder bekommen. Vielen Dank!

    LG aus dem hohen Norden,
    Hartmut

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Hartmut,
      ja, das haben wir an einem einzigen Tag geschafft - was geht, wenn man alles vorgekaut bekommt, gefahren wird und nicht selbst nach dem Weg fragen muss. Für mich war es nicht so anstrengend, weil ich das meiste schon von meinem letzten Besuch in Marrakesch kannte, aber am einen oder anderen Ort hätte ich gerne länger verweilt. Trotzdem war es klasse, so geballt zu sehen, was sich alles lohnt. Hier sieht man doch sehr viel zum Thema "Highlights in Marrakesch in einem Tag". Die anderen Tage unserer Reise waren zum Glück entspannter.
      Liebe Grüße
      Barbara

      Löschen
  7. Liebe Barbara,
    dein Bericht liest sich wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Einfach schön.
    Hast du dich in der Stadt immer sicher gefühlt oder gab es auch hin und wieder ein komisches Gefühl? Im Bezug auf "Frau" oder auch was Straßendiebe und Co anbelangt?

    Liebe Grüße Katja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Katja,
      ja, ich habe mich wirklich sicher gefühlt - irgendwie wohler als vor 11 Jahren. Vielleicht liegt es natürlich auch daran, dass ich 11 Jahre älter bin... ;-)
      Marrakesch soll wirklich sehr sicher sein mit extrem wenig Taschendieben u.ä.; da achtet man sehr darauf. Man sieht ab und zu Polizei, aber nicht so viel wie in manchen anderen Ländern. Passieren kann natürlich überall auf der Welt etwas, aber auch statistisch ist die Kriminalitätsrate sehr sehr niedrig.
      Liebe Grüße, Barbara

      Löschen
  8. Hallo Barbara, toller Bericht und die Bilder machen wirklich Lust auf Marrakesch. Ich war vor ewiger Zeit mal als Kind dort und konnte hier viele Erinnerungen auffrischen. Die bunten Farben und orientalischen Gerüche sind mir noch im Gedächtnis. Viele Grüße Daniel

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Daniel,
      als Kind in Marrakesch - wow, das war bestimmt eine Erfahrung. Schön, dass Du Dich noch erinnerst, die Gerüche kann man über den Blog ja nicht so transportieren.
      Liebe Grüße
      Barbara

      Löschen
  9. Liebe Barbara,
    jetzt weiß ich endlich, was yalla yalla heißt! Mein Sohn hat diesen Ausruf aus der Schule mitgebracht. Der passt ja prima in unsere kleine Reise-Familie!
    Da Marokko ganz weit oben auf der Liste für die nächsten Osterferien steht (wir haben zu wenig Ferien, deshalb bin ich bei der Planung schon so weit), finde ich deinen Bericht total spannend. Ich bin ja so gar keine Städtereisende und vor dem Gewimmel in den Souks graut mir eher. Aber ein Tag Marrakesh mit dem Programm, das du dort gemacht hast, scheint sich zu lohnen.
    Liebe Grüße
    Gela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Gela,
      Yalla war mal in der Endauswahl zum Jugendwort des Jahres - das ist also aus dem arabischen Sprachraum offensichtlich in Berlin gelandet! :-)
      Von Marokko kenne ich bisher nur Casablanca und Marrakesch, aber ich glaube, gerade auch mit Deinem Sohn lässt es sich in dem Land gut aushalten. Das Sightseeing-Programm für Marrakesch würde ich an Deiner Stelle etwas abspecken. Das Gewimmel in den Souks lässt sich aushalten, wenn man zwischendrin gemütlich in einem der Dachterrassen-Cafés etwas trinkt und sich dort zurück zieht zum Ausspannen. Darüber kommt im Bericht über den Folgetag was.
      Bevor Du fährst, kannst Du Dich gerne nochmal melden.
      Liebe Grüße
      Barbara

      Löschen

Ich freue mich über Kommentare und einen freundlichen Austausch.

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden sich in der Datenschutzerklärung auf dem Blog und in der Datenschutzerklärung von Google.