Nach einer Veranstaltung in Aachen hatte ich die Wahl, mich auf nordrhein-westfälischen Staus zu tummeln oder ein wenig Pause zu machen und später weiter zu fahren. Da traumhaftes Wetter war, wäre natürlich auch Aachen eine Option gewesen, aber da war ich schon oft (bisher nur einmal dokumentiert, hier), daher entschied ich mich nach dem Einkauf von Printen, ein paar Kilometer weiter zu fahren und einen Ort zu besuchen, den ich eigentlich seit Ewigkeiten sehen wollte: Spa!
Der Begriff Spa wird im Englischen als Oberbegriff für Heilbäder und Gesundheits- sowie Wellness-Einrichtungen verwendet und geht auf dieses Heilbad in den Ardennen zurück. Spa ist eines der bedeutendsten Kurbäder und hat zusammen mit einigen anderen Orten vor allem im 18./19. und frühen 20. Jahrhundert das Phänomen Kur und die Reise- und Kurgesellschaft in Europa geprägt. Man zählt diese Anfänge der Erholungsurlaube zu einem wichtigen Schritt für die Entwicklung des globalen Tourismus. Daher wollte ich mir selbst ein Bild machen.
Von Aachen aus sind es ca. 50 km, einfach der Beschilderung Richtung Lüttich/Liège folgen, dann Richtung Verviers und Spa; man ist ca. 45 Minuten unterwegs.
Ich bin unvorbereitet hingefahren und habe mich an den Straßenschildern Richtung Zentrum orientiert. Ein Parkplatz am Rathaus war angeschrieben, auf dem es viele freie und kostenlose Parkplätze gab. Zentral mitten im Ort, also perfekt. Spa ist zwar hügelig, aber für einen kurzen Abendspaziergang war der Ortskern nicht anstrengend zu gehen.
Vom Rathaus geht man über die Quelle Prince de Condé mit einer Brunnenhalle aus Glas und Metall und einer 1988 angebauten gläsernen Pyramide entlang in Richtung Hauptstraße.
Ganz zentral findet man in der Hauptbrunnenhalle auch das Tourismusbüro, das jedoch schon geschlossen war. Das Office du Tourisme liegt verkehrsgünstig und ist. an Werktagen von April bis September von 9 (Donnerstags ab 10) bis 18 Uhr und im Winterhalbjahr bis 17 Uhr geöffnet. Es verfügt über einen Wintergarten mit wechselnden Ausstellungen, zurzeit werden dort Werke von Miró gezeigt.
In der Nähe dieser Hauptbrunnenhalle sind sehenswerte Gebäude zu bestaunen, zum Teil wunderschön renovierte Jugendstil-Stadthäuser wie dieses minzgrüne (wie immer: die Fotos werden größer, wenn man drauf klickt!).
Die Hauptbrunnenhalle Spas namens Pierre-le-Grand wurde 1880 erbaut und nach dem russischen Zaren benannt, der angeblich mit diesem Wasser geheilt wurde. Hier von der anderen Seite.
Die Geschichte Spas ist nicht ganz geklärt, evtl. waren die Quellen schon zur Römerzeit bekannt, vielleicht aber auch erst seit dem Frühmittelalter. Auch der Ortname ist umstritten, Spa steht für Quelle und ob das Wort von einem germanischen Wort für speien/spucken kommt oder nicht, weiß man nicht mehr. Belegt ist, dass die Quellen seit langer Zeit bekannt waren und als heilsam empfunden wurden, so dass viele Besucher kamen und der systematische Ausbau zu einem Kurbad im 18. und 19. Jahrhundert begann. In jener Zeit entwickelte sich der Ort zu einem Treffpunkt der gekrönten Häupter Europas und damaliger Prominenz, irgendwann bekam der Ort daher den Beinamen Café de l’Europe. Das Heilwasser von Spa wurde schon seit dem 17. Jahrhundert exportiert.
Das Casino mit einem großen Ballsaal ist ein Nachfolgebau eines Redoute genannten Casinos des 18. Jahrhunderts. Das Casino von Spa soll übrigens das älteste der Welt sein! An dem dunklen Oktoberabend wirkte es von außen auf mich relativ verlassen.
Auch sonst war nicht allzu viel los in der Stadt. Im Sommer scheint es belebter zu sein, da fährt dann auch eine kleine Touristeneisenbahn, deren Station ich gesehen habe, nicht weit vom Casino. Daneben befindet sich Les Bains: Dieses schöne alte Thermengebäude wurde 1862-68 erbaut.
Das 20. Jahrhundert mit seinen beiden Weltkriegen ist der Region nicht gut bekommen, und auch Spa verschwand ein wenig in der Versenkung. Englische Touristen blieben nach dem Krieg aus, gekrönte Häupter urlauben anderswo, alles verstaubte. Mir persönlich kam der wallonische Teil Belgiens die letzten Jahrzehnte immer ein wenig grau und verschmuddelt, wenig einladend vor. Aber ich bin auch eher durchgefahren oder war nur mal auf einen kurzen Abstecher in Belgien.
Seit einigen Jahren hat man sich darauf besonnen, dass Spa legendär war und wieder sein könnte und die Quellen immer noch ihren Reiz haben. So wurde viel investiert, renoviert, saniert, es gibt ein neues Hotel (ein Radisson Blu, rechts im Bild) und seit 2004 ein modernes Thermalbad mit dem Namen "Les Thermes de Spa".
Diese Therme kann mit einer Funiculaire genannten Standseilbahn mit zwei Kabinen vom Hotel (kostenlos, denke ich) und von der Unterstadt für 3,- Euro für die Hin- und Rückfahrt erreicht werden. Man kann auch mit dem Auto hinfahren, neben den Thermengebäuden gibt es Parkplätze.
Ich fand die Standseilbahn interessant und bin natürlich mit ihr hoch und runter gefahren. Innen sieht sie aus wie ein gläserner Aufzug. Die Therme bietet Torfbäder, Wasserspiele, Innen- und Außenbecken mit Massagestrahlern, Strömungsbecken, Whirlpools und Sauna. Sie ist täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet, Freitags bis 22 Uhr, Sonntags bis 20 Uhr und macht einen modernen, einladenden Eindruck.
Man kann im Thermengebäude nahe der Kassen auch Wasser probieren. Am interessantesten vom Geschmack her fand ich das stark Eisenhaltige, das war am besten.
Ich bin dann wieder mit dem Aufzug zurück und noch etwas durch die Straßen gebummelt, zurück in Richtung Parkplatz. Inzwischen war es zu dunkel zum Fotografieren.
In der Stadt gibt es Gastronomie, die einladend wirkte. Ich wollte aber noch weiter und habe auf dem Rückweg nach Deutschland kurz vor Aachen ein paar belgische Fritten mit fünf verschiedenen Saucen als Imbiss gegessen.
Fazit: Spa lohnt also definitiv einmal einen längeren Besuch. Bei Tageslicht stelle ich mir die waldige bergige Landschaft und die Bäderarchitektur schön vor. Die Region eignet sich auch sehr gut zum Wandern und die müden Knochen kann man abends in den einladenden Thermes de Spa wieder erholen. Jedes Jahr findet in Spa das Rockfestival "Francofolies" statt, und ein paar Kilometer weiter die bekannte Rennstrecke Spa-Francorchamps.
Ich habe bereits einige andere Kurbäder besucht und hier im Blog über Marienbad, Bad Homburg v.d.H. sowie Bad Berneck berichtet.
Interessant! Von dem Ort habe ich vorher noch nie gehört. Sollte ich mal in die Gegend kommen, dann werde ich mir das bestimmt mal überlegen!
AntwortenLöschenDas ist ja gar nicht soooo weit von den Niederlanden, wo Ihr kürzlich wart, vielleicht ergibt es sich also mal. Ich fand's echt schön dort, allerdings wird auch noch einiges in Spa renoviert, d.h. wenn man in ein paar Jahren hin fährt, ist es sicherlich noch schöner.
LöschenDa war ich so oft in Belgien und noch nie in Spa. Das sieht wirklich sehr schön aus. Vielleicht sollte ich Spa mit einkalkulieren, wenn ich wieder in Belgien bin...
AntwortenLöschenViele Grüße
Maria
Maria, Dein Kommentar hing im Spam, sorry!
LöschenDu bist oft in Belgien? Dann fahr' da echt mal hin, ich fand es total schön.
Schön, mal wieder neuere Bilder von Spa zu sehen. ich war ja ewig nicht dort. Nur den Geruch des eisenhaltigen Wassers habe ich noch in der Nase.
AntwortenLöschenFür mich war's ja das erste Mal. Mir hat Spa echt gefallen, aber bei Tageslicht und mit etwas mehr Zeit wäre es bestimmt nochmal so schön. Und vielleicht mit Dir und Deinen Tipps, was belgisches Essen angeht! :-)
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