Freitag, 20. Januar 2023

Stippvisite London: Cutty Sark und IFS Cloud Cable Car

Vor über fünf Jahren habe ich über eine andere Stippvisite nach London berichtet, damals über Besuche in der Tate Modern und dem Dockland Museum. Seitdem war ich ein paar Mal beruflich hier, hatte aber nie genug Zeit, um mir etwas anzuschauen. Dieses Mal war es anders und ich habe mir nach einer Konferenz vor dem Rückflug zwei Sehenswürdigkeiten herausgepickt, die ich noch nicht kannte: 

Die berühmte Cutty Sark und die Seilbahn über die Themse unweit der O2 Arena.

Klipper Cutty Sark in Greenwich

Die Cutty Sark war der berühmteste der vielen Teeklipper, die im 19. Jh. zwischen England und China die Weltmeere befuhren. 1869 in Schottland vom Stapel gelaufen, galt sie als das schönste und mit 17,5 Knoten Höchstgeschwindigkeit auch als das schnellste Schiff ihrer Zeit: 1871 brauchte sie von Shanghai nach London 107 Tage, und 1889 überholte sie sogar das neue Dampfschiff Britannia auf der Fahrt nach Sydney.

Cutty Sark

Der Name Cutty Sark stammt aus einem Gedicht von Robert Burns und bezieht sich auf ein kurzes Hemd bzw. Unterhemd, das einer Hexe namens Nannie gehörte, die als Galionsfigur abgebildet ist. 

Bis 1877 wurde das Schiff für den Teetransport eingesetzt, bis die Dampfschiffe über den neu eröffneten Sueskanal deutlich schneller waren. Der Kanal ist zum Segeln schlecht geeignet, die Winde im Roten Meer und im Mittelmeer sind nicht ideal und die Dampfschiffe brauchten nur 60 Tage.

Cutty Sark - Eingangsbereich und Ticketpreise

Als Erinnerung: Die Fotos werden größer, wenn man drauf klickt! Gerade bei den Collagen ist das sinnvoll, da man die Details besser sieht.

Die Cutty Sark segelte danach vor allem nach Australien auf der langen Strecke um das Kap der Guten Hoffnung herum. Sie transportierte zu jener Zeit hauptsächlich Wolle. Sie fuhr auch nie leer; von Haushaltswaren oder Bier und Spirituosen wurde vieles befördert, aber auch Ausrüstung für Bergbau kamen von England nach Australien, oder zuvor auf der Strecke nach Fernost Kohle für Dampfschiffe. 

Die Original-Teekisten aus China fand ich sehr beeindruckend. Der künstliche Boden, auf dem man läuft, ist damit verkleidet. Teils sind sie sehr künstlerisch gemacht, teils zeigen sie einfach nur das chinesische Zeichen für Tee: 茶.

Cutty Sark - Museum im Laderaum mit Teekisten



Es gibt auch ein kleines Filmtheater mit Sitzen, die etwas in die Höhe gehen, so dass man den Film gut sehen kann. Als wir dort waren, war es nicht so voll; wir mussten für diese Installationen oder Videos, die ununterbrochen laufen, nicht anstehen.

Zu ihren Zeiten als Teeklipper waren 30 Seeleute an Bord, als sie London verlief: Kapitän, erster, zweiter und dritter Maat, ein Koch, ein Steward, ein Zimmermann und ein Segelmacher, 19 fähige Seeleuten, drei Leichtmatrosen und ein Lehrling. Dies war eine typische Besatzung für einen Teeklipper jener Zeit; die Zahl stammt von 1872 und war auf einem der Informationsschilder zu lesen. 

Cutty Sark - Collage mit interaktiven Illustrationen

Als die Cutty Sark Wolle transportierte, kam sie mit weniger Menschen klar. Nur 19 Männer waren auf dem Weg nach Australien an Bord, neun Seeleute und drei Lehrlinge. Die meisten fuhren nur einmal mit und fuhren nach der Rückkehr auf anderen Schiffen weiter zur See. Insgesamt sind 682 Männer mit der Cutty Sark gesegelt, fünf davon starben, wurden z.B. bei Sturm von Bord gespült.

Interessant fand ich, dass viele Seemänner nach Australien fuhren, aber die Rückreise nicht mehr antraten sondern vor Ort blieben. Der Kapitän musste dann für ein Vielfaches an Geld vor Ort Seeleute finden, die die Rückfahrt mit ihm antraten. Auf einer Reise 1876 desertierten 12 der 15 Seeleute.  

Cutty Sark - Museum im Deck mit interaktiven Illustrationen

1895 wurde das Schiff an eine portugiesische Reederei verkauft und 1922 in schlechtem Zustand von einem pensionierten Kapitän gekauft, restauriert und danach als Ausbildungsschiff genutzt. 

Erst 1954 wurde die Cutty Sark komplett außer Dienst gestellt und in ein eigens gebaute Trockendock in Greenwich überführt. Seit 1957 ist sie als Museumsschiff zugänglich.

Cutty Sark - Deck mit Blick auf die Themse und die Docklands

Im Jahr 2007 brach bei Renovierungsarbeiten ein schweres Feuer aus, das große Teile des Schiffs zerstörte. Einiges blieb erhalten und der Rest wurde wieder aufgebaut. Die Queen eröffnete 2012 die wiederhergestellte Cutty Sark, die man seitdem wieder besichtigen kann. 

Interessant fand ich auch die Masten und Stützen an Deck sowie die Kabinen der Mannschaft und des Kapitäns bzw. der ranghöheren Seemänner. Am Anfang waren die Kabinen unter Deck, was viele Nachteile hatte - es war dort sehr laut und es dauerte zu lange, um an Deck zu kommen und Segel zu setzen oder irgendwie zu agieren. Daher hat man die Kabinen nach oben versetzt. 

Cutty Sark - Mannschaftskabine an Deck

In dieser Kabine wurde gegessen, geschlafen, geruht. Jeder Seemann hatte seine eigene Koje, die so klein war, dass man bei unruhiger See nicht herausfiel. Wer hier wohnte, war eher mit Säubern oder Malen beschäftigt und kein aktiver Seemann. Nur bei Sturm hieß es "all hands on deck", da wurde jede Hand gebraucht.

Cutty Sark - Seile

Das Schiff steht heute auf Stützen über dem Boden und ist teilweise eingebaut. Außerdem wurden eine Halle mit Kassen und Shop sowie ein Gebäude mit Fahrstuhl darum herum gebaut. An Bord wird die Geschichte des Schiffs und des Teehandels erzählt, mit vielen Requisiten, Erinnerungsstücken sowie Informationsmaterial wie Videos oder interaktive Karten. 

Man beginnt im Laderaum und läuft dann nach oben, bis man die Kabinen und die Masten sieht und erlebt. Der Besuch endet in der Kellergalerie unterhalb des Rumpfs. Der Rumpf bestand aus Eisen und Teakholz, unter dem Wasser war Kupferblech angebracht.

Cutty Sark - Kellergalerie

Cutty Sark - Anfahrt, Tickets und Tipps für Greenwich

Pro Erwachsenem zahlt man 16 Pfund Eintritt, man kann die Tickets vorab online kaufen oder auch direkt vor Ort.  

Am besten fährt man mit dem Boot, die Station heißt Greenwich. Alternativ fahren Busse oder man nutzt die Station Cutty Sark der Docklands Light Railway. Neben dem Schiff findet man den Zugang zum Fußgängertunnel unter der Themse; man kommt dann in den Docklands raus. 

Greenwich ist interessant, es gibt hier noch viel mehr zu sehen. Darüber habe ich hier geschrieben. 

Seilbahn IFS Cloud Cable Car

Rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in London 2012 wurde die Seilbahn über die Themse fertig und ging am 28.06.2012 in Betrieb. Sie ist nahe der O2 Arena gut ausgeschildert und verbindet North Greenwich (Greenwich Peninsula) mit den Royal Victoria Docks, etwas östlich der Docklands. Die Aussicht ist ein Traum, daher fahren viele Touristen und auch Londoner extra dort hin, um innerhalb der Großstadt Seilbahnluft zu schnuppern und die Aussicht zu genießen. 

IFS Cloud Cable Car, London im Abendhimmel

Hersteller ist der österreichische Weltmarktführer Doppelmayr, der bereits über 15.000 Seilbahnen weltweit gebaut hat und für jeden Wunsch die ideale Seilbahn baut. Die Anlage kostete damals 60 Millionen Pfund und wurde vor allem aus privaten Mitteln, u.a. von der Fluggesellschaft Emirates finanziert. Es gibt insgesamt 34 Gondeln, in denen je 10 Personen Platz finden und die auf einer Länge von ca. 1 km unterwegs sind, als Umlauf-Gondelbahn. Angegeben wird eine Kapazität von 2.500 Passagieren pro Stunde und eine Höhe von 91 Metern. Das habe ich nicht nachgezählt oder gemessen, aber wie man auf dem Foto erahnen kann, ist die Konstruktion beeindruckend.

Früher wurde die Seilbahn von Emirates gesponsert und hieß damals Emirates Air Line. Ich wollte bei meinem letzten Besuch 2017 eigentlich mit ihr fahren, allerdings reichte das damals von den Docklands aus kommend vor meinem Rückflug zeitlich nicht. Diesmal hatte ich mehr Glück: Seit Oktober 2022 wird die London Cable Car von IFS gesponsort. IFS ist ein global agierender Softwarekonzern - und ich arbeite seit ein paar Jahren für das Unternehmen! Eine Veranstaltung fand in der Nähe der Seilbahn und der O2 Arena statt und wir bekamen Tickets, um kostenlos damit zu fahren. 

Zwischen Veranstaltung und Rückflug habe ich das dann doch noch geschafft und war total begeistert. Das Wetter passte, und als ich am Freitagnachmittag fuhr, begann die Sonne langsam unterzugehen und die Farben des Himmels waren unvergleichlich. Statt Berggipfel sieht man den Fluss und die Wolkenkratzer der Großstadt.

IFS Cloud Cable Car - Anfahrt, Tickets und Tipps

Wer kein kostenloses Ticket bekommt, kann sich vor Ort eins kaufen oder die Oyster oder Kreditkarte dafür verwenden. Am Ticketschalter kostet die Strecke 6 Pfund, hin und zurück das Doppelte. Wer eine Oyster Card hat oder die kontaktlose Kreditkarte verwendet, zahlt 5 Pfund, für den Round Trip 10 britische Pfund. Die Fahrt dauert je nach Auslastung ca. 10 Minuten in eine Richtung. Man kann am Ziel entweder aussteigen oder auch sitzen bleiben und gleich zurück fahren.  

Im Winterhalbjahr ist sie bis 21 Uhr geöffnet, im Sommer bis 23 Uhr. Bei Sturm oder ähnlich schlechtem Wetter kann es passieren, dass die Seilbahn geschlossen wird. 

Ich bin in der Station IFS Cloud Greenwich Peninsula eingestiegen, die nahe der O2 Arena ist. Man kommt am besten mit der Tube Jubilee Line North Greenwich oder mit dem Boot aus hin, auch dort heißt die Haltestelle North Greenwich. Man sieht sie auf dem oberen Foto unten rechts. Von beiden ist gut ausgeschildert. Die Station IFS Cloud Royal Docks erreicht man am besten über Bus oder die Dockland Light Railway (DLR) über die Haltestelle Royal Victoria. 

2 Kommentare:

  1. Hi Barbara, das Segelboot fanden wir auch toll. Dank deines Tips haben wir sie online gekauft, damit konnten wir die Schlange umgehen. Die Seilbahn hatten wir gar nicht auf dem Plan, sind dann aber doch zur O2 Arena und damit gefahren. Toll! Hat uns richtig gut gefallen.
    Wie immer bei dir, super Tips, die uns bei der Städtereise London unterstützt haben. Chinatown war auch super.
    Liebe Grüße Sebastian

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Barbara,
    die Cutty Sark, Wahnsinn, dieses Segelschiff habe ich 1975 besucht. Ist das lange her. Damals war ich ganz begeistert und habe immer nur gedacht, Mensch, ist das alles eng hier auf diesem Schiff.
    Liebe Grüße, Katharina

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über Kommentare und einen freundlichen Austausch.

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden sich in der Datenschutzerklärung auf dem Blog und in der Datenschutzerklärung von Google.