Letzten Sommer war ich das erste Mal dort und habe einen warmen Sommerabend in Jena genossen. So richtig mit Draußensitzen, Abendessen auf dem Marktplatz, mit einem Eis in der Hand durch die Gassen der Altstadt schlendern. Diesmal war es zwar noch kühl, aber doch traumhaft schönes Wetter mit klarer Sicht, so dass ich mir nach einem Geschäftstermin in der Stadt noch die Füße vertreten habe. Nach zwei Tagen mit kaltem Nebel und Schnee und viel Sitzen im Büro tat es meinem Körper gut, sich ein wenig zu bewegen.
Ich habe im Stadtzentrum geparkt, dort gibt es einen großen Parkplatz namens Eichplatz. Der Eichplatz ist nach einer längst verschwundenen Eiche benannt und nutzt eine große Baulücke, die bereits durch einen Brand während der bekannten Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 entstanden war. Zuvor war dort dichte Innenstadt-Bebauung; das Rathaus und der Marktplatz liegen direkt daneben. Man kann fürs Parken bar oder mit App bezahlen, nicht mit Karte. Ich hatte nicht genügend Münzen, 1,5 Stunden Parken kosteten 3,49 Euro mit einer Park-App.Der JenTower - Fernglas oder Keksrolle?
Da der Himmel so schön blau war, wollte ich auf den Jentower und von dort die Aussicht genießen. Dieser ist direkt neben dem Parkplatz, allerdings ist der Zugang sehr versteckt, so dass ich erst mit viel Fragen zum Eingang kam. Als Tipp: Man kann durch den nördlichen Eingang des Einkaufszentrums von der Kollegiengasse rein, das müsste der kürzeste Weg vom Parkplatz aus sein.
Der Turm ist 144 Meter hoch und hat 29 Stockwerke.
Die Aussichtsplattform ist auf 125 Meter Höhe. Der Eintritt kostet 6 Euro, dafür geht's mit zwei Aufzügen (einmal umsteigen) nach oben. Man kann oben nicht ganz herumlaufen, aber fast. An zwei Stellen gibt es Treppenstufen, auf denen man nochmal weiter nach oben kommt. Es zieht allerdings, d.h. man sollte sich warm einpacken, falls es draußen kühl und windig ist.
Vom Jentower aus hat man gerade bei so super Wetter eine beeindruckende Aussicht auf die Stadt Jena und ihre Umgebung. Man kann in Ruhe den 360-Grad-Blick genießen und dabei viele Sehenswürdigkeiten und markante Gebäude erkennen. Im Süden sieht man die Ausläufer des Thüringer Waldes mit der Leuchtenburg, die auf einem Hügel thront.
Richtung Osten sieht man den Parkplatz und das Rathaus, die Stadtkirche Sankt Michael und in der Ferne einige Hügel.
Im Norden Jenas erstrecken sich die Hügel und Berge des Saaletals, näher sind der Botanische Garten und das berühmte Planetarium zu erkennen.
Wenn man im Westen direkt nach unten sieht, sieht man die historische Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und malerischen Plätzen und kann sich schon mal überlegen, wo man im Anschluss seinen Spaziergang verbringen möchte.
Den Jentower sieht man von Weitem und kann sich auch innerhalb der Stadt gut daran orientieren. Im Volksmund wird er Keksrolle oder auch Uniturm genannt, oder auch Fernrohr, weil er daran erinnern sollte. Die Fantasie der Menschen zeigt auch sich im Finden lustiger Namen für auffällige Gebäude. Ich habe noch andere Begriffe gelesen, die sich auf den hoch aufragenden Turm beziehen, die allerdings nicht jugendfrei sind. ;-)
Spaziergang durch das sonnige Jena: Jugendstil und Schillers Gartenhaus
Ich bin wieder runter und noch ein wenig durch die Stadt gebummelt. Nicht weit vom Turm steht seit 2017 ein Denkmal für Carl Zeiß. Der Mann war 1816 geboren, stammte aus Weimar und kam nach Wanderjahren 1846 in die Universitätsstadt Jena, wo er eine Werkstatt für Feinmechanik und Optik gründete.
Da er zuvor kein Denkmal hatte, wurde eine Bürgerinitiative gegründet, die Spenden sammelte, um das Denkmal zu errichten. Als ich im Sommer abends da war, war der Platz belebt; auch Kinder spielten damit und drum herum.
Eine weitere bekannte Persönlichkeit Jenas und ein Weggefährte von Zeiss war der Physiker, Optiker, Unternehmer und Sozialreformer Ernst Abbe. Zusammen mit Zeiss und Schott schuf er die Grundlagen der modernen Optik, ab 1899 war er Alleininhaber der Firma Carl Zeiss.
Ihm ist dieser Gedenkpavillon gewidmet, den Henry van de Velde 1909-1911 entworfen und errichtet hat. Bis 15 Uhr ist der Pavillon geöffnet; dafür war ich zu spät.
Direkt daneben befindet sich das sog. Volkshaus Jena. Er wurde von 1901 bis 1903 auf Initiative von Ernst Abbe erbaut, man sieht viele Jugendstilelemente. Es war als öffentliches Gebäude geplant, eines der ersten Volkshäuser Deutschlands. Diese wurden zu jener Zeit als Zentren der Arbeiterbewegung mit politischem und kulturellem Anspruch konzipiert. Als ich im Sommer dort war, waren die Bauarbeiten noch im Gange; inzwischen scheint es fast fertig restauriert zu sein. Es wird als Kultur- und Kongresszentrum genutzt.
Wenn man etwas weiter geht, kommt man in den Garten, den Schiller schon kannte. Schillers Gartenhaus nennt sich dieser Erinnerungsort. 1789 kam er nach Jena, 1797 hat Schiller Garten und Haus erworben und bezogen. 1799 zog er nach Weimar, behielt das Haus aber noch ein paar Jahre. Hier entstanden viele seiner Werke.
Im Garten steht auch noch ein alter Steintisch, an dem Schiller und Goethe oft zusammen saßen.
Die Forsythien fangen an zu blühen. Langsam wird es Frühling. Den Garten kann man kostenlos besuchen, das Museum im Haus kostet 3 Euro Eintritt.
Marktplatz und Altstadt
Am Jenaer Marktplatz kann man auch gemütlich Kuchen oder Eis essen oder sogar Mittagessen, immer mit Blick auf die imposanten Gebäude, die den Marktplatz umsäumen. Auch die Tourist-Information ist dort; sie befindet sich in einem historischen Gebäude, das eine moderne Glasfassade bekommen hat.
Hier auf dem Foto sieht man links das Hanfried-Denkmal, ein Bronzestandbild. Es zeigt den Kurfürsten Johann Friedrich den Großmütigen, als Begründer der Jenaer Universität gilt. Im Hintergrund die Stadtkirche St. Michael, an der man sich gut orientieren kann. Das Fachwerkgebäude rechts beherbergt das Stadtmuseum. Daneben sind kleine Gassen, die rechts führt zu einer Eisdiele, die noch geschlossen hatte, aber bei der ich letzten Sommer sehr gutes Eis gekauft hatte.
Das Jenaer Rathaus wurde 1368 erstmals erwähnt und ist damit eines der ältesten erhaltenen Rathausgebäude Deutschlands.
Im 15. Jahrhundert erhielt es eine astronomische Uhr, die eines der früher "Sieben Wunder" Jenas darstellt: Der sog. Schnapphans ist eine Figur, die jede volle Stunde nach einer goldenen Kugel schnappt. Jena soll untergehen, wenn er es einmal schafft, die Kugel zu schnappen. Bisher ist das noch nicht vorgekommen.Am Rathausturm befindet sich inzwischen übrigens eine Kopie; das Original ist im Stadtmuseum, das man auf dem oberen Foto rechts sehen kann.
Man kann sich danach einfach durch die Gassen treiben lassen. Die Innenstadt ist aufgrund der vielen Studenten recht belebt, auch ein paar Touristen habe ich gesehen.
Wenn man die Augen offen hält, sieht man viele interessante Details.
Liebe Barbara, vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht über deinen Besuch Jena. Wir sind schon unzählige Male daran vorbeigefahren - es liegt ja so zentral. Besucht haben wir Jena allerdings auch noch nicht. Aber nach deinem schönen Bericht kommt es zumindest einmal auf die "To do-Liste" :-). Liebe Grüße von Gudrun und Thomas
AntwortenLöschenLiebe Barbara!
AntwortenLöschenDeine persönlichen Eindrücke und lebhaften Beschreibungen lassen einen fast selbst durch die Gassen Jenas schlendern. Besonders die Anekdoten rund um den Jentower bieten einen interessanten Einblick in die lokale Geschichte. Dieser Blogbeitrag ist eine inspirierende Lektüre für alle, die das Reisen und Entdecken lieben. Danke für deine Beiträge, Barbara. Ich stoße immer wieder beim Googeln auf dich, wenn ich einen Ausflug plane. Bisher hatte ich immer Glück und uns hat gut gefallen, was du vorgeschlagen hast. Weiter so!
Sebastian