Mittwoch, 6. Januar 2021

Fotoparade 2020 - Jahresrückblick

Das Jahr 2020 war anders als geplant, und außer einer kurzen Reise im Februar war ich nicht mehr im Ausland unterwegs. Auf meinem Foodblog gibt's auch einen kulinarischen Jahresrückblick auf 2020. Lange habe ich daher überlegt, ob ich diesmal bei Michaels Fotoparade mitmachen möchte. 

Ich bin nur unregelmäßig dabei, und eigentlich lebt die Fotoparade vor allem von schönen Reisebildern aus aller Welt. Reisen war 2020 kaum möglich, oft sogar untersagt. Es geht Michael diesmal nicht darum, die schönsten Bilder zu finden, sondern stattdessen mit spannenden Bildern aus dem Corona Alltag auszubrechen.

Eigentlich sollte es auch keine Vorgabe-Kategorien geben, aber hier wurde nachgelegt und es gibt 6 Begriffe sowie die Möglichkeit, weiter zu ergänzen. Die Kategorien der Fotos sind: #kalt, #monochrom, #Weite, #Heimat, #abgedreht, #maskiert. Früher gab's immer das schönste Foto; das habe ich auch diesmal versucht zu finden, habe mich dann aber für ein 'typisch 2020' entschieden.

1. kalt 

Kalt war es sogar im Mai nochmal: In der zweiten Maihälfte gab es Nachtfrost und Schnee, und im Garten erfror so ziemlich alles, was erfrieren kann. Keine Walnüsse, keine Äpfel, keine Birnen, keine Kirschen, keine Pfirsiche - gar nichts! Und genau so trostlos wie das Jahr 2020 ist dieses Foto.

Ich habe mich für ein Foto entschieden, das trotzdem für mich dieses Jahr typisch war. Ich bin sehr viel Fahrrad gefahren. Mein Mountainbike, das fürs Mittelgebirge idealerweise ein E-Bike bzw. Pedelec ist, war mein liebstes Sportgerät. Gekauft habe ich es schon 2016, aber erst dieses Jahr bin ich richtig viel damit gefahren. Vor allem in der Umgebung, immer von zuhause los.

Fotoparade 2020 - kalt - Frankenwald im Winter

Dieses Foto ist vom Dezember und zeigt den ersten Schnee, der liegen blieb. Ich war auf Feldwegen zwischen Äckern und Hecken des Stadtsteinacher Bergfelds unterwegs, wo es nicht ganz so glatt war. Im Hintergrund sieht man die Höhen des Frankenwalds.

2. monochrom

Marmor hat wenig Farben, also eignet sich dieses Foto vom Bamberger Dom sehr gut für das Thema monochrom. Wir haben es im Oktober noch geschafft, an einer Führung der Volkshochschule teilzunehmen, die den Schwerpunkt auf die Skulpturen der Bildhauerwerkstatt legte.

Fotoparade 2020 - monochrom: Bamberger Dom

Dem Dozenten war aufgefallen, dass bei vielen Skulpturen etwas nicht stimmt, sie Fragen hinterlassen oder evtl. durch die Künstler bzw. Handwerker einfach nur Fehler gemacht wurden. Dieser Interpretationsansatz war spannend; man sieht danach den Dom mit ganz anderen Augen.  

Am letzten Oktoberwochenende war es zwar kalt, aber wir haben die Gelegenheit genutzt, danach einen längeren Spaziergang durch die Bamberger Altstadt zu machen. Sie ist bereits seit 1993 in der Welterbe-Liste der UNESCO und immer wieder sehenswert.

3. Weite

Die Kategorie Weite war für mich die einfachste. Weite habe ich dieses Jahr so beeindruckend erlebt, dass ich fast das Fotografieren vergessen und nur noch genossen habe, was vor mir lag.

Fotoparade 2020 - Weite - Sahara in Mauretanien


Die Sahara in Mauretanien bietet einen Weitblick, der einmalig ist. 500 km weit ist nichts als Sand und Wüste. Dahinter kommt Mali. Und ich schätze, da geht es mit Sand und Wüste weiter...

Dieses Foto entstand nahe Chinguetti, übrigens auch UNESCO-Weltkulturerbe. Hier befand sich seit Ewigkeiten ein historischer Handelsposten. Die Region Adrar ist seit Jahrtausenden bewohnt; wir haben Höhlenmalereien aus der Steinzeit gesehen. Chinguetti ist bekannt für die typische Architektur mit Gebäuden aus Stein und Lehm sowie Bibliotheken mit alten Schriften, die mich besonders interessierten.

4. Heimat

Vor 25 Jahren bin ich in den Norden Bayerns gezogen. Am Anfang wohnte ich nicht weit vom Fichtelgebirge, inzwischen am Rand des Frankenwalds. Ich mag die Wälder und Hügel der deutschen Mittelgebirge, auch wenn ich zwischendrin gerne reise und mich am und auf dem Meer gut erholen kann. 

Fotoparade 2020 - Heimat - Bärenfang am Großen Waldstein im Fichtelgebirge

Das Foto vom sog. Bärenfang am Großen Waldstein hat daher symbolische Bedeutung für dieses Jahr. Auch ich habe mich oft gefühlt wie einer der Bären, die hier gefangen wurden. Im Gegensatz zum Bär weiß ich, dass diese Zeit vorbei geht und dass wir irgendwann wieder reisen können. Trotzdem fühlte ich mich oft eingesperrt. 

Ich bin glücklich, dass ich mich vor vielen Jahren gegen die Großstadt und fürs Landleben entschieden habe. So hatte ich 2020 doch etwas mehr Luft als manche, die in Großstädten oft nicht einmal einen Balkon hatten oder mit richtigen Lockdowns wie in Italien oder China zu kämpfen hatten. Selbst jetzt mit der Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr nachts könnte ich im Garten frische Luft schnappen.

5. abgedreht 

Abgedreht fand ich den längsten Güterzug der Welt, der in Mauretanien die Eisenerzbergwerke von Zouérat mit der Hafenstadt Nouadhibou verbindet. Die Strecke ist 700 km lang und mehrere Züge verkehren täglich. Die Züge können schon mal 2,5 km lang sein. Je nach Länge des Zugs ziehen bis zu vier Lokomotiven die oft bis zu 220 Waggons.

Fotoparade 2020 - abgedreht - Zug in Mauretanien

Manchmal hängt ein Personenwagen dran, der allerdings nicht sehr einladend aussah. Auf den Eisenerzwaggons wie hier auf dem Foto kann man kostenlos mitfahren. 

Ich war mit einer französischen Reisegruppe unterwegs und hatte es etwas besser: Es gibt einen Touristenzug, der aus Lokomotive und zwei Waggons besteht; damit waren wir unterwegs auf der Strecke. Gebaut in der DDR vor doch schon einigen Jahren ist der Standard auch nicht hoch; trotzdem war es irgendwie abgedreht: Die langen Eisenerzzüge, der einfache Touristenzug, die unendliche Weite, die Bahngleise. Surreal.

6. maskiert 

Auch das Thema 'maskiert' ist einfach. Ich folge seit langem den engagierten Mitarbeitern des Frankenwald Tourismus auf Instagram und habe laut hallo gerufen, als es im Frühjahr darum ging, dass die ersten Frankenwald Mund-Nasen-Schutzmasken verlost werden sollten. 

Fotoparade 2020 - Maske

Ich zeige also ein Selfie mit einer typischen in Deutschland behelfsmäßig genähten Maske. Sie ist wie viele aus nicht allzu dichtem Stoff gefertigt aber mit Liebe und Engagement genäht. Dass ich sie am Ufer der Rodach, wo außer mir fast keiner unterwegs war, getragen habe, war ein Gag für das Foto. Außerdem gefällt sie mir.

So ähnlich wie dieses Exemplar wurden in der ersten Hälfte des Jahres aus Mangel an richtigen Masken hierzulande sehr verbreitet Stofffetzen über Munde und Nase gezogen. Es gab nichts anderes. Ich hatte zum Glück noch eine Maske aus China, die ich zu Zeiten des heftigsten Smogs dort gekauft hatte. Bis die Bestellungen eintrudelten, dauerte es.

7. schönstes Foto - oder doch eher 'typisch 2020'

Hier habe ich länger überlegt, es gibt nämlich ein paar richtig schöne Fotos auf meiner Festplatte. Aber ich wollte doch etwas typischeres für dieses untypische Jahr heraussuchen und habe mich daher für einen Blick entschieden, den ich dieses Jahr öfter genossen habe: Die Lucas-Cranach-Stadt am Fuße des Frankenwalds ist nicht weit von zuhause entfernt und hat viele schöne Ecken. Nach dem schnellen Einkaufen im Supermarkt war oft Zeit für einen kurzen Spaziergang.

Eigentlich ist Kronach mittelalterlich geprägt und hat eine der größten Burganlagen Europas. Die Festung Rosenberg sieht man auch im Hintergrund. Vorne ist es grün (meine dieses Jahr dominierende Farbe), das ehemalige Landesgartenschaugelände lädt das ganze Jahr hindurch zum Spazierengehen und Entdecken ein.

Fotoparade 2020 - typisch 2020 Kronach


Also ein Foto, das ich auch bei der Kategorie Heimat hätte bringen können. Ich habe immer schon Zeit in Deutschland verbracht und mir hierzulande vieles angeschaut. Dieses Jahr kam erzwungenermaßen noch mehr dazu; ich habe wie die meisten meine Heimat noch besser kennen gelernt und dabei einiges neu oder wieder entdeckt. Im Umkreis von 20 Kilometern Luftlinie, also eine gemütliche Radtour entfernt, gab es eine Menge zu erkunden. Und ich bin noch nicht durch; für 2021 habe ich weitere Ideen in der Region; so wie es aussieht, werden wir ja weiterhin unsere Heimat erkunden und besser kennen lernen.

Für die Statistik: Ich war in 2020 in Deutschland, England, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich und Mauretanien. Nicht mal nach Tschechien habe ich es geschafft. obwohl das nur eine Stunde Fahrt entfernt wäre - wenn da der Konjunktiv nicht wäre. ;-)

Fotoparade 2020 - Collage 2020 Instagram bestnine und Google Zeitachse


So, genug Trübsal geblasen; ich bin gesund und dankbar, dass wir hierzulande doch die Chance haben, Abstand zu halten. Wie die meisten, bin ich auch gespannt, wie sich die nächsten Monate entwickeln und wie mein Jahresrückblick auf 2021 aussehen wird. 

Die Fotoparade des Nicht-Reisejahrs 2020 wurde auch von anderen Reisebloggern gut angenommen. Hier sind die Beiträge zur Fotoparade 2020. Es lohnt sich, zu stöbern, da sind wie jedesmal tolle Fotos und Blogs dabei!

12 Kommentare:

  1. Wouw - schöne Bilder, aber besonders beeindruckt haben mich die Güterzüge. Und wenn man dann gratis mitreist, dann sitzt man oben auf dem Eisenerz in dem Waggon? Für uns Deutsche mit all unseren Regeln undenkbar. Wie schnell fahren die Züge denn?

    Auch beeindruckt hat mich die Wüste. Sand bis zum Horizont und danach weiter Sand. Ich erinnere mich gerade daran, wie beschwerlich es ist durch Dünen zu laufen. Nein - ich möchte da nicht durchlaufen.

    Danke für Deinen interessanten Beitrag.

    Herzliche Grüße
    Birgit

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    1. Hallo Birgit,
      danke für Deinen Kommentar!
      Ja, die ewig langen Güterzüge waren echt der Hammer und seit Jahren ein Grund, warum Mauretanien mich so interessiert hat.
      Es gibt schon einige Touristen, die auf den Zügen mitfahren, allerdings ist es in der Nacht eiskalt und am Tag hast Du keinen Schatten. Auf Eisenerz zu schlafen ist auch nicht so meins, die meisten nehmen einen Schlafsack und eine Thermoskanne mit, sowie etwas zu essen und tragen eine Maske gegen den Staub. Auf YouTube usw. findest Du einige Videos. So wie es für mich aussieht, macht man das nur, um andere zu beeindrucken...
      Die Züge fahren sehr langsam, da kann man daneben her rennen und auf die Waggons steigen.
      Um von Chinguetti nach Timbuktu zu kommen, wäre mir eine Karawane auch lieber. Zu Fuß hast Du da keine Chance.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  2. Liebe Barbara,

    wie gut, dass du mitgemacht hast. Das sind tolle Bilder und noch beeindruckendere Texte.
    Das Gefühl, ein Bär im Käfig zu sein, hätte auch von mir stammen können. Reisen ist eigentlich meine "Seelenentlastung" und 2020 war das kaum möglich. Dafür war ich auch viel draußen, um wenigstens etwas meine Seele baumeln lassen zu können.

    Das es so lange Züge gibt, wußte ich tatsächlich noch nicht. 220 Waggons? Da verzählt man sich leicht :D Ich zähle sehr gerne Waggons.

    Wir hoffen alle auf bessere Reisezeiten. Wenigstens mal im Umkreis von 200km wäre schon schön.

    Liebe Grüße
    Liane

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    1. Hallo Liane,
      ja, im Nachhinein denke ich auch, dass es interessant ist, diese Gedanken in ein paar Jahren wieder zu lesen. Man vergisst ja doch schnell...
      Mir geht's genauso, ich hole mir auf Reisen extrem viel Energie, die mir lange davor (Vorfreude) und noch länger danach Kraft gibt. Das fehlt. Ich weiß, dass das Jammern auf hohem Niveau ist, aber zum Reisen gehört ja auch Interagieren mit Menschen in den anderen Ländern, das fällt jetzt weg.
      Die Waggons habe ich übrigens nicht gezählt. ;-)
      Liebe Grüße
      Barbara

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  3. Liebe Barbara,
    ein schöner Rückblick. Wobei ich das Jahr gar nicht so als kalt empfand. Eigentlich war es verrückt warm, oder? Mit der Sahara und Mauretanien hattest du ja spannende Ziele! Und wo du dann Bamberg schriebst, konnte ich das monochrombild auch super erkennen :)
    Liebe Grüße und ein besseres Jahr 2021 Lisa von Travellerin.de

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    1. Hallo Lisa,
      eine der vorgegebenen Kategorien war kalt, und ganz ehrlich, als ich den Text schrieb, war mir auch kalt. :-)
      Sonst, ich erinnere mich an wärmere Jahre, 2020 war zumindest bei uns in Oberfranken durchaus erträglich. :-)
      Liebe Grüße und Dir auch ein schönes 2021!
      Barbara

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  4. Ach, wie toll, dass du Anfang des Jahres noch nach Mauretanien reisen konntest! Das sind sicher unvergessliche Eindrücke, von denen du noch eine ganze Weile zehren konntest.
    Bei aller Freude am Heimat entdecken, ist so ein bisschen Fremde und Exotik doch immer was ganz besonderes.

    Liebe Grüße
    Gina und Marcus

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    1. Hallo Gina und Marcus,
      ich hatte für Anfang des Jahres noch ein anderes Ziel im Auge, habe mich dann aber kurzfristig aufgrund von Job dagegen entschieden. Aber wenigstens diese eine Woche hatte ich noch und davon zehre ich bis heute. :-)
      Liebe Grüße
      Barbara

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  5. Liebe Barbara,
    Deine Mauretanien-Reise beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Ich hab ja schon ein paar Bilder sehen dürfen - das ist einfach so speziell und großartig und ich finde es toll, dass du diesem eher unbekannten Reiseziel hier in deinem Jahresrückblick auch noch zweimal einen kleinen Push gibst. Die Wüste ist für mich auch absolut faszinierend und ich liebe diese Weite, daher kann ich die Auswahl dieses Bildes absolut verstehen.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

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    1. Hallo Miriam,
      ja, Mauretanien ist echt etwas ganz anderes; ich kannte zuvor auch niemanden, der je dort war. Aber das war bei Moldawien genauso - und wenn mir keiner etwas davon erzählt, dann fahre ich halt hin und schaue mir das selber an. ;-) Derzeit geht die Realisierung solcher Barbara-Schnapsideen nicht.
      Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen Regionen besuchen, die nicht so überlaufen sind.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  6. Hallo Barbara,
    erst einmal musste ich über deinen Blognamen schmunzeln Spielwiese finde ich toll und der Name "Heikes Spielwiese" spukte mir auch schon im Kopf herum. Da haben wir den gleichen Gedanken, aus meiner Spielwiese ist jetzt die Linie 5 geworden. Besonders gelungen finde ich das Foto vom Güterzug in Mauretanien. Ganz klasse. Und die Wüste natürlich. Da träume ich mich gerne gleich mal weg. Hut ab, dass du auch bei Kälte radelst. Das habe ich noch nicht geschafft. Für 2021 wünsche ich dir alles Gute. Heike von Linie 5

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    1. Hallo Heike,
      hihi, das mit Spielwiese war eine gute Idee, damit bin ich offen zu bloggen worüber ich mag. Auf meinem Foodblog habe ich mal über Spielwiesen geschrieben und wie es dazu kam: https://barbaras-spielwiese.blogspot.com/2007/05/spielwiesen.html
      Deinen Namen Linie 5 finde ich auch einen spannenden Ansatz. :-)
      Liebe Grüße
      Barbara

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