Freitag, 3. Dezember 2021

Stadtbesichtigung Bologna: Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an einem Tag

Die mittelalterliche Altstadt von Bologna mit ihren backsteinroten Ziegeln wurde im Krieg nicht zerstört und zählt zu den schönsten in ganz Europa. Die letzten Jahrzehnte wurde saniert, auch jetzt sieht man noch Bauarbeiten. In so einer großen Stadt wird man wahrscheinlich nie fertig. Ziegel auf Ziegel gemauert, in vielerlei Rot-, Ocker-, Orange-, Rostrot- und Gelbtönen strahlen die jahrhundertealten Palazzi, Kirchen und Wohnhäuser entlang der Plätze und Gassen der Stadt. Selbst einige dieser typischen Geschlechtertürme Norditaliens haben die Zeit überdauert und ragen über das rote Dächermeer. 

Eigentlich wollten wir erst auf einen der Türme, um uns von oben zu orientieren, aber es regnete. Also genossen wir erst ein längers Frühstück im Hotel, bevor wir los sind. Der Frühstücksraum war schon eine Augenweide. Eigentlich ist es ein Sternerestaurant in einem alten Jugendstil-Theater, das renoviert wurde.

Bologna - Frühstücksraum bzw. Restaurant im Hotel I Portici

Erst sind wir trotz Regen zu einem großen Platz namens Piazza VIII Agosto, auf dem einer dieser typischen Wochenmärkte stattfand. Wegen des Regens war wenig los. Unter dem Platz ist eine Tiefgarage, die gut besucht war. Im Schutz der Laubengänge sind wir danach ins Stadtzentrum, auf ähnlichem Weg wie am Vortag abends. 

Einen kleinen Abstecher haben wir gemacht, da wir nachts noch eine malerische kleine Wasserstraße gesehen hatten. Tagsüber war diese gut besucht und nicht mehr ganz so hübsch. Vor dem Fenster standen die Touristen Schlange, um ein Foto zu machen. 

Bologna - Canale di Reno


Es war relativ wenig Wasser im Canale di Reno. Interessant: Zwei Flüsse durchziehen die Stadt, der Reno und die Savena. Seit dem Mittelalter oder ab dem 16. Jahrhundert (oder noch früher? - da habe ich unterschiedliche Aussagen gefunden) wurden unterirdische Höhlen und Kanäle zur Wasseraufbereitung und Umleitung des Wassers angelegt. Normalerweise gibt es Führungen zu den unterirdischen Zisternen, Wasserwegen und hydraulischen Systemen, mit denen z.B. Wasserspiele zu Zeiten der Renaissance realisiert wurden. Außerdem wurde mit Wasserkraft Maschinen angetrieben, für Mühlen, usw. Die Führungen finden zurzeit nicht statt, wegen der Corona-Maßnahmen. 

Bologna - Palazzo del Podestà


Oberirdisches Wasser sieht man an anderen Stellen: In der Stadt gibt es schöne Brunnen, z.B. den Neptunbrunnen Giambolognas auf der zentralen Piazza Nettuno. Ein Foto davon gibt's im Artikel von gestern. Hier ein Foto des Palazzo del Podestà an der Piazza Maggiore. Das imposante Gebäude wurde 1201 errichtet und 1484 im Renaissancestil umgebaut. Unter den Bogengängen sind Läden und eine einladende Bar.

Nicht weit davon ist die Basilica di San Petronio. 

Basilika San Petronio

Nicht zu verfehlen liegt die Kirche an Südseite der Piazza Maggiore. Die dem Stadtpatron Bolognas Petronio geweihte Basilika ist eine der größten Kirchen der Welt. 

Bologna - Basilika San Petronio

Der Heilige war im 5. Jahrhundert Bischof der Stadt. 1390 war mit dem Bau im gotischen Stil begonnen worden, erst um 1650 war das Langhaus fertiggestellt. 1514 gab es Erweiterungspläne, die dafür gesorgt hätten, dass das Gebäude größer als der Petersdom in Rom geworden wäre. Der Überlieferung nach hat der damalige Papst per Anordnung durchgesetzt, dass das nicht passiert. 

An der Fassade haben sich einige Architekten und Bauherren ausgetobt, der Bau wurde wohl mehrmals eingestellt und wieder aufgenommen, allerdings nie wirklich fertig gestellt. 

Bologna - Unvollendete Fassade Basilika San Petronio

1530 fand hier die Krönung Karls V. statt, die letzte Kaiserkrönung auf italienischem Boden. 1954 wurde die Basilika geweiht, im Jahr 2000 wurden die Reliquien des Heiligen Petronius aus der Basilika Santo Stefano dorthin gebracht. Außerdem ruhen die Gebeine einer Schwester Napoleons in der Kirche. In den letzten Jahren wurden mehrere Attentate vereitelt, die die Kirche zerstört hätten. Heute hat die Kirche den Status einer Basilica minor.

Bologna - Basilika San Petronio Collage


Hier eine kurze Erinnerung daran, dass die Fotos alle größer werden, wenn man drauf klickt. Vor allem bei Collagen ist das sinnvoll. 

Die Porta Magna, das Hauptportal mit vielen Reliefs auf Gewänden, Türsturz und Pilastern stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert. Zu den Kunstschätzen gehören die diversen Kapellen, die Pietà von Amico Aspertini und die astrologische Uhr im linken Seitenschiff. Das Besondere dabei: Um die Mittagszeit fällt das Licht durch eine kleine Öffnung im Gewölbe auf den Boden und zeigt dabei Monat und Tag an. - Wenn die Sonne scheint ist das sicherlich noch beeindruckender als bei grauem Regenwetter. :-)

Bologna - Basilika San Petronio innen

Der Innenraum beeindruckt natürlich durch seine Ausmaße. Die Halle ist 132 Meter lang und 44 Meter hoch. Aufgrund der strengen Coronaregeln in Italien waren die Stühle zusammengestellt.

Stadtbummel durch Bologna 

Beim Bummeln durch die Straßen von Bologna fallen mir die vielen Lebensmittelgeschäfte auf. Es sieht nach hoher Qualität aus, egal ob Gemüse, Käse, Wurst, Backwaren oder Teigwaren. Auch die berühmten Tortellini stammen aus Bologna!

Bologna - Tortellini

Angeblich wurden sie nach dem Bauchnabel der Venus kreiert. Laut einer Legende kam die römische Liebesgöttin nach Bologna und wurde von einem Koch heimlich durch ein Schlüsselloch beobachtet. Er war von der Schönheit ihres Bauchnabels so begeistert, dass er nach diesem Vorbild kleine Teigtaschen formte. Es gibt sie in der Stadt in verschiedenen Größen und Farben und natürlich mit einer Vielzahl an Füllungen. 

Weil es wieder stärker regnete, sind wir ins Eataly. 

Bologna - Eataly


Es gibt zwei davon, eines außerhalb der Stadt und eins im Stadtzentrum, das wir besucht haben. Es ist im Prinzip eine große Buchhandlung, in der auf 3 Ebenen Bücher und Speis und Trank angeboten werden. Für mich eine gefährliche Kombination und eine geniale Art, etwas Zeit im Warmen und Trockenen zu verbringen.

Due Torre: Die beiden Türme von Bologna und Aufstieg auf den Torre Asinelli 

Die Due Torri an der Piazza Porta Ravegnana sind ein Wahrzeichen der Stadt. Sie heißen Torre Asinelli und Torre Garisenda. Ihre Höhe von 97 bzw. 48 Metern ist beeeindruckend, aber noch mehr die starke, einander entgegengesetzte Neigung. Es sind also zwei schiefe Türme, wobei der höhere und weniger schiefe Torre Asinelli öffentlich zugänglich ist. Er hat 498 rundum laufende Holzstufen und bietet einen sensationellen Ausblick über die Stadt.

Bologna - Due Torre

Man musste sich übers Internet vorneweg Tickets besorgen. Aufgrund der Corona-Regeln gab es weniger Tickets als üblich und auch der Ablauf war anders als sonst. Ein Ticket kostete 5 Euro. Darauf war ein Timeslot aufgedruckt (virtuell natürlich, ich habe das alles vor Ort mit dem Smartphone erledigt). Man sollte 5 Minuten zuvor am Eingang des Turms erscheinen. 

Es ging dann in kleinen Gruppen nach oben. Teils musste man kurz warten, bis eine Gegengruppe (mit entsprechend Abstand, darauf wurde strikt geachtet!) vorbei war, bevor es weiter treppauf ging. Die hölzernen Treppen sind steil. Mit meiner dichten FFP2-Maske war das ziemlich anstrengend. Oben wird man allerdings mit einem faszinierenden Ausblick belohnt!

Bologna - Blick vom Torre Asinelli


Der etwas schönere Ausblick ist im Übersichtsartikel zu Bologna. Auf diesem hier sieht man aber auch gut, wie rot die Stadt ist. Außerdem sieht man Türme. 

Allzu lange durfte man sich natürlich nicht aufhalten, da die nächste Gruppe bereits wartete.

In der Ferne haben wir auf einem Hügel eine Kirche gesehen, über die ich mich später eingelesen habe. Die Santuario della Madonna di San Luca schien uns interessant und wir haben beschlossen, am nächsten Tag dort hin zu gehen. 

Unten gab's erst einmal einen imbiss, bevor wir weiter sind.

Bologna - unterwegs in der Innenstadt


Auf dem oberen Foto rechts hinten im Bild sind Teile der Universität. Im 11. Jahrhundert gegründet, zählt die Universität Bolognas zu den ältesten der Welt und als die älteste Europas. Berühmt waren die juristische und die medizinische Fakultät, die im 14. Jh. als erste in Europa das Studium der Anatomie des menschlichen Körpers einführte. Heute lernen hier 85.000 Studierende an fünf verschiedenen Standorten. Wir kamen zufällig dazu, wie eine Graduiertenfeier (oder etwas in der Art) statt fand.

Wir haben eine Menge weitere Kirchen besichtigt, Denkmäler gesehen, Menschen beobachtet, die Stadt auf uns wirken lassen. 

Santo Stefano 

Um uns wieder etwas aufzuwärmen, haben wir uns eine heiße Schokolade gegönnt. Der Name Cremeria lässt schon erahnen, dass die Sahne ein Knaller war. Das hatte ich so lecker seit meiner Kindheit irgendwo im Urlaub in Italien nicht mehr bekommen. 

Bologna - Cremeria Santo Stefano


Dort gibt es auch Eis und Pralinen. Ein paar Pralinen habe ich mir eingepackt; die haben wir abends im Hotelzimmer genascht. 

Gegen 17 Uhr wurde es bereits dunkel, aber dafür hatte der Regen aufgehört. Die Stadt ist faszinierend, man geht ein paar Meter und landet immer wieder auf interessanten schönen Plätzen. Dieser hier ist die Piazza Santo Stefano. Die Renaissancepaläste mit den schön beleuchteten Arkaden strahlen eine tolle Atmosphäre aus.

Bologna in der Abenddämmerung

Hier entstanden im Laufe vieler Jahrhunderte insgesamt sieben Kirchen, die man als Complesso delle Sette Chiese besichtigen kann. Santo Stefano wird dieser Kirchenkomplex auch genannt. 

Da er aus mehreren Bauwerken besteht, die in verschiedenen Epochen erbaut wurden, sagt man auch "sieben Kirchen". Die Geschichte ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich hat Petronius auf den Ruinen eines heidnischen Tempels eine Kirche bauen lassen, die eine Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem sein sollte. Ein wenig hat sie mich auch daran erinnert. Auch diese Kirche ist übrigens eine Basilica minor.

Bologna - Basilika Santo Stefano

Am Foto sieht man schon, dass selbst um diese Uhrzeit und im Winter eine Menge Besucher da sind, die Fotos machen. Auch innen war es gut besucht. 

Man betritt den Komplex über die Hauptkirche Chiesa del Crocifisso. Links davon schließt sich die Chiesa del San Sepolcro an, beeindruckend als achteckiger Zentralbau aus dem 12. Jahrhundert. Dort befand sich das Grabmahl des Heiligen Petronius, bevor es in die Basilika San Petronio umgesiedelt wurde. Von dort gelangt man in den Pilatushof (Cortile di Pilato), dessen Taufbecken und Ornamentreliefs an den Wänden auf die Zeit der Langobarden (8. Jahrhundert) zurückgehen. 

Bologna - Basilika Santo Stefano Collage

Beeindruckend ist auch ein zweistöckiger romanischer Kreuzgang, in dem weitere Gemälde und Statuen zu sehen sind. Die Stirnseite des Innenhofes nimmt die Chiesa della Trinità (13. Jh.) ein, dahinter ist noch die romanische Chiesa dei Santi Vitale e Agricola, der älteste Bau von Santo Stefano (8.–11. Jahrhundert). Es sind also nicht unbedingt sieben, sondern eher vier Kirchen.

Bologna - Basilika Santo Stefano Kreuzgang

Im Innern des Kirchenkomplexes gibt es einige Informationstafeln, so dass man sich vor Ort beauskunften kann. Die Fotos sehen aus wie dunkle Nacht. Es war allerdings zwischen 17 und 18 Uhr.

Nach einem kurzen Stopp im Hotel sind wir weiter in Richtung Mercato delle erbe, einer Markthalle. In der Gegend drum herum finden sich eine Menge Kneipen und Restaurants. Wir haben uns für Ramen entschieden; etwas asiatisches zur Abwechslung tat gut. 

Bologna - Restaurants im Freien nahe Mercato delle Erbe

Auch diesmal saßen viele Menschen draußen. Das Foto ist direkt neben der Markthalle aufgenommen.

Ich bin an dem Tag trotz Regen über 20.000 Schritte gelaufen.

Dies ist Teil meines Berichts über meine winterliche Kurzreise nach Bologna. Allgemeine Informationen zu der Reise, Tipps und Links zu den anderen Tagen finden sich hier.

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