Mittwoch, 20. Januar 2016

Stadt oder Land?

Als ich mit meinem Reise-Blog anfing, gab's noch sehr wenige andere Blogs in der Art. Die letzten paar Jahre hat sich das grundlegend geändert, neue Blogs schießen wie Pilze aus dem Boden und inzwischen gibt es auch immer mehr Blog-Events oder Blogparaden, die ich sonst nur von meinem anderen Blog her kannte. Mir gefällt so etwas, auch wenn ich meist nicht mitkriege, wenn welche stattfinden.

Diesmal habe ich Wind davon bekommen: Ilona von wandernd ~ wandering.wondering.travelling fragt Stadt oder Land?, wo leben wir lieber, was bereisen wir lieber. Das ist ein super Thema, zu dem ich ganze Abhandlungen schreiben könnte. Als Blog-Beitrag tut's was kürzeres, und ein paar Fotos. :-)

Blick auf Dubai und Baustellen Dezember 2011

Lebt ihr in der Stadt oder auf dem Land?
Lebt ihr gerne und freiwillig dort oder würdet ihr es gerne ändern?


Ich habe so ziemlich alles schon erlebt - vom Dorf mit 200 Einwohnern bis hin zur 25 Millionen Metropole. Aufgewachsen bin ich in einer Kleinstadt im Dunstkreis von Stuttgart. Die Großstadt war 25 km entfernt, die Dörfer der Umgebung locker mit dem Fahrrad erreichbar. Zu Schulzeiten bin ich schon gerne gereist und fand z.B. Chicago als 16jährige imposant und manche Viertel auch beängstigend. Fürs Studium bin ich nach Nürnberg gezogen, das damals auch schon eine halbe Million Einwohner hatte und im Gegensatz zu Stuttgart wirklich von Land umgeben ist, man ist schnell draußen im Grünen. Zum Auslandsstudium zog es mich nach China, ich lebte damals (1990-91) in Tianjin mit 8 Millionen Einwohnern. Aber auch da war das meiste gut mit dem Fahrrad erreichbar.

Seit einigen Jahren lebe ich ein paar Minuten Fußweg entfernt von der Stelle, wo ich letzten Sonntag dieses Foto aufgenommen habe. Schön ländlich in Norden Bayerns am Rande des Frankenwalds. Freiwillig. ;-)

Winterspaziergang im Frankenwald

Ich lebe in einem Dorf mit gut 1.000 Einwohnern. Wir haben Ärzte, eine Bank und einen Dorfladen. Daneben gibt es massenweise Vereine und örtliches Leben, an dem ich ehrlich gesagt kaum teilnehme. Dafür bin ich zu wenig sesshaft, zu viel unterwegs oder mit meinen eigenen Themen beschäftigt. Ich mag meine Nachbarn und gleichzeitig auch, dass sie weiter weg wohnen als das in einem Mehrfamilienhaus in der Stadt wäre, das entspannt. Man ist von hier sofort in der Natur und erlebt die Jahreszeiten hautnah mit. Einen Garten-Einblick gab's gestern im anderen Blog, oben das Foto von einem Spaziergang im Schnee. Der Frankenwald ist eine Region, in der andere Menschen Urlaub machen. Ideal.

Ich bin beruflich und auch privat sehr viel unterwegs, in Deutschland und international, da habe ich genügend Trubel und viele Großstädte. Für mich passt das zurzeit, wobei ich ziemlich sicher bin, dass ich irgendwann auch wieder umziehe. Im Alter sind eine Großstadt, in der ich kein eigenes Auto brauche, sowie Barrierefreiheit durchaus eine Option.

Tokio August 2014

Wie sieht es im Urlaub aus? Macht ihr lieber Städtetrips und taucht in das Gewusel einer Großstadt ein oder doch lieber Urlaub auf dem Bauernhof und Wandern? Oder spielt das keine Rolle für die Entscheidung für ein Urlaubsziel?

Ich mag fast alles - Städtetrips, um das pulsierende Leben zu genießen oder auch mal Konzerte oder Theater live zu erleben und Großstadtluft zu schnuppern. Ich mag auch das Land und Natur; Wandern auf Madeira, eine Trekkingtour durch den Urwald, eine Hundeschlittentour in Schweden, Schlendern durch malerische Dörfer in Südeuropa - ich nehm' alles mit, was geht und genieße es. Immer wieder anders, immer interessant.

Es spielt also durchaus eine Rolle - je nachdem, ob ich gerade eher Erholung brauche (dann ist das Land besser geeignet) oder etwas erleben will (dann eher eine Städtereise).

Landleben am Mekong, Kambodscha Dezember 2012

Was haltet ihr von den Klischees, die es über Stadt- und Landmenschen gibt?

Ich glaube inzwischen, dass sich das - zumindest hierzulande - erledigt hat oder sich gerade erledigt. Naive Landeier, über die man Witze reißt, weil sie die Mode des Vorvorjahrs tragen, arrogante Städter, die nicht grüßen und mit verbissenem Gesicht hektisch durch die Straßen laufen. Hm... Durch die Medien, das Internet, die Reiselust der Menschen hat jeder mehr Zugang zu Information, zu Neuem, und auch mehr eigene Erfahrung als das in früheren Jahrzehnten üblich war. Daher vermischt sich das bzw. passt sich an, finde ich.

In anderen Ländern sieht das noch etwas anders aus...

Dorfleben auf Boracay, Philippinen 2005

Hat sich eure Einstellung zum Stadt- bzw. Landleben im Laufe eures Lebens geändert?

Ja, ich glaube schon. Als Teenager neigt man ja dazu, das Landleben langweilig zu finden und Großstädte cool. Inzwischen, mit guten Internetverbindungen auch in abgelegenen ländlichen Regionen kann man trotzdem am Zahn der Zeit sein oder kriegt zumindest mit, was anderswo passiert. Ich hatte vor allem in Asien sehr unter Smog zu leiden (wer schon mal 625 AQI erlebt hat, weiß wovon ich spreche), da genieße ich die gute Luft hier im Frankenwald und das Gefühl in meinen Lungen, wenn ich befreit atmen kann.

Es gibt also viele Aspekte, die für oder geben Land- und Stadtleben sprechen. Ich persönlich mag beides und mir ist auch klar, dass beides Nachteile hat. Daher genieße ich es, dass wir in einer Zeit leben, in der man immer mal wechseln kann, ob durch Umzug oder - einfacher, häufiger - durch Reisen.

Blick auf Miami Beach bei Sonnenuntergang

Danke, Ilona, für die Fragen, die mich zum Nachdenken gebracht haben.

Update: Hier findet Ihr die Auswertung der Blogparade über Landeier und Stadtkinder. 

4 Kommentare:

  1. "Was haltet ihr von den Klischees, die es über Stadt- und Landmenschen gibt?

    Ich glaube inzwischen, dass sich das - zumindest hierzulande - erledigt hat oder sich gerade erledigt."

    Zieh mal nach Niederbayern oder auf den fränkischen Jura *husthusthust* ;)

    Schön, dass Du mitmachst!

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    1. Mir fiel letztes Jahr erst wieder auf, dass in Bayern mehr gegrüßt wird als anderswo - da werden Kinder motiviert, Gäste mit Handschlag zu begrüßen. Das habe ich in Städten schon anders erlebt, da hast Du recht, Ilona. :-)

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  2. Liebe Barbara,

    als Insel des ewigen Frühlings lockt uns Madeira schon lange. Gerade die vielen exotischen Pflanzen und die Parks der Insel interessieren uns sehr. Herzlichen Dank für Deinen Einblick in die Inselwelt Madeiras.

    Liebe Grüße,
    Monika

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    1. Hallo Monika,
      Madeira werdet Ihr lieben, da bin ich sicher! Vielleicht ergibt es sich ja mal für Euch. :-)
      Liebe Grüße,
      Barbara

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