Samstag, 17. Februar 2018

Steinzeit an der Elbe: Ringheiligtum Pömmelte

Wenn man die A14 zwischen Halle und Magdeburg fährt, fällt nahe Schönebeck ein braunes Autobahnschild auf, das auf das Ringheiligtum Pömmelte hinweist. Von der Ausfahrt 7 Schönebeck fährt man der Beschilderung nach auf der B246a in Richtung Barby. Die Straße ist traumhaft gut ausgebaut, nur der letzte Kilometer geht auf einer engen Straße. Alles ist wunderbar beschildert. Es gibt auch eine Anbindung zum Elberadweg.

Ringheiligtum Pömmelte von oben

Das Ringheiligtum Pömmelte ist die Rekonstruktion einer jungsteinzeitlich-frühbronzezeitlichen Kreisgrabenanlage. Von Luftbildern wusste man seit 1991, dass hier etwas zu finden war. Die archäologischen Grabungen haben 2005 begonnen und dauerten einige Jahre, gefolgt von der Rekonstruktion der Anlage. Eröffnet wurde das Ringheiligtum Pömmelte zur Sommersonnenwende 2016. Pömmelte ist damit die jüngste Station der archäologischen Tourismusroute Himmelswege in Sachsen-Anhalt. Wer mehr über die Himmelswege lesen möchte, ich war schon in Nebra und habe darüber ausführlich geschrieben.

Am Eingang zum Ringheiligtum sind ein großer Parkplatz, Informationsschilder und Bänke zum Sitzen. Toiletten oder einen Kiosk gibt es nicht. Eintritt wird keiner verlangt, die Anlage ist ganzjährig frei zugänglich. Es handelt sich also um ein Freilichtmuseum.

Parkplatz Ringheiligtum Pömmelte

Führungen gibt es zwischen Ostern und dem Reformationstag Dienstags um 11 Uhr sowie Freitag, Samstag und Sonntag um 14 Uhr. Grabungsfunde werden im Salzlandmuseum in Schönebeck im Rahmen einer Dauerausstellung präsentiert. Das Museum ist Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonntag geöffnet; die aktuellen Öffnungszeiten finden sich hier.

Für mich jetzt im Februar gab's also weder eine Führung noch war das Museum geöffnet, aber man kann sich super selbst zurechtfinden. Ich bin als erstes zur Aussichtsplattform, die auf dem folgenden Foto hinten rechts im Bild zu erkennen ist. Sie ist neun Meter hoch und bietet einen guten Überblick.

Ringheiligtum Pömmelte - Eingangsbereich

Die Wege außerhalb des Rondells sind mit grünen Glassplittern markiert; die Stellen, an denen Gebäude standen, mit weißen.

Im frühen 3. Jahrtausend v.Chr., also ungefähr 3000 Jahre nach Ankunft der ersten Bauern und Hirten, gab es einen Epochenwandel in der Region. Von Osten kamen Einwanderungen aus den südrussischen Steppen, die sog. Schnurkeramikkultur. Vom Westen her hatte sich von der iberischen Halbinsel aus die sog. Glockenbecherkultur ausgebreitet. Diese beiden Kulturen bilden die Basis für den Übergang von der Steinzeit zur Metallzeit. Seit ca. 2200 v.Chr. formte sich in Mitteldeutschland die bronzezeitliche Aunjetzitzer Kultur. In jeder Zeit existierte die Kreisgrabenanlage Pömmelte.

Rondelle jener Zeit bestanden aus Ringen von Gräben und Palisaden. Sie waren schon früher bekannt. Eine Hochphase erlebten sie 3000 bis 1500 v.Chr. auf den Britischen Inseln, aus jener Zeit stammt auch das bekannte Stonehenge. Vergleichbar ist Woodhenge, das aus Holzpfosten bestand, und eben Pömmelte. In Sichtweite zur Pömmelter Anlage lag das Rondell Schönebeck, das jünger ist.

Ringheiligtum Pömmelte Palisaden und Darstellung ehemaliger Gebäude

Man sieht mehrere Ringe von Palisaden aus Holz, die in den letzten Jahren aufgestellt wurden. Es gibt außerdem Gruben und Wälle. Etwas außerhalb sind ehemalige Gebäude angedeutet, die hier einmal standen. Südlich und westlich der Kreisanlage standen früher nämlich große Langhäuser, die man nachweisen konnte; es gab also eine Siedlung hier. Diese war wohl eine der größten der Region, auch das Rondell war überregional bekannt.

Man hat von oben wirklich einen wunderbaren Blick und kann sich auch etwas einlesen.

Ringheiligtum Pömmelte

Solche kreisförmigen Anlagen dienten als Versammlungs- oder Handelsplatz sowie als Stätte für Feste und Rituale. Pömmelte diente wohl als Heiligtum, wobei die Geschichte mit einem Hügelgrab begann und es später zu Ritualen, Menschenopfern, Zeremonien und besonderen Bestattungen kam. Nachdem man den Ort mindestens 300 Jahre lang intensiv genutzt hatte, wurde das Rondell um ca. 2050 v.Chr. bedeutungslos und daher abgebaut, wie das früher oft war. Man begrub quasi den Ort, nachdem man sich von ihm verabschiedet hatte. In jener Zeit wurde das Holz abgebaut, wahrscheinlich abgebrannt und alle Strukturen wurden eingeebnet. Anscheinend wurde Pömmelte aber auch danach gelegentlich für Rituale verwendet.

Gefeiert hat man wahrscheinlich die Phasen des Ackerbaujahres. Die beiden Hauptzugänge orientieren sich am Sonnenauf- und -untergang zwischen den Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen, was an keltische Daten erinnert. Im Inneren des Rondells war man von der Außenwelt abgeschieden, was das Gemeinschaftsgefühl steigerte und die Aufmerksamkeit aufs Zentrum bündelte. Im Zentrum fanden die Zeremonien sowie Aufführungen oder Wettstreite statt.

Ringheiligtum Pömmelte - Gräben und Beschriftung

Weiße kleinere Flächen am Boden sind entweder Informationsquellen mit Text (das runde rechts unten im Bild) oder stellen Funde anhand von Pictogrammen dar.

Ringheiligtum Pömmelte - Turm und Gräben

Die Rekonstruktion stellt dar, wie Pömmelte kurz vor dem Abbau ausgesehen haben könnte. Der Aufbau der Innenringe orientiert sich an den Steinen von Stonehenge.

Ringheiligtum Pömmelte - Palisaden

Man geht davon aus, dass die Anlage zumindest bei Festen geschmückt wurde; wahrscheinlich wurde rot, weiß, schwarz und ocker bemalt.

Ringheiligtum Pömmelte - Stelen

Als ich ins innere Palisadenrondell kam, habe ich Gäsnehaut bekommen, das war ganz seltsam. Die Anlage strahlt also auch nach so langer Zeit und obwohl sie ja nicht original sondern wieder aufgebaut ist irgendetwas aus.

Ringheiligtum Pömmelte

Man kann überall herum spazieren und ist dabei zumindest in dieser Jahreszeit ziemlich alleine unterwegs.

Ich habe sie umrundet und bin auch zwischen den Gräben und auf den Hügeln marschiert, das Innere bin ich auch abgelaufen, bis ich dann wieder zurück zum Parkplatz bin.

Ringheiligtum Pömmelte - Ruhebänke

Bei schönem Wetter kann man hier noch etwas ausruhen oder ein Picknick genießen. Dafür war es jetzt zu kalt.

Ein Tipp zum Weiterlesen: Auch Cornelia von SilverTravellers war vor kurzem dort und hat einen schönen Artikel über Pömmelte geschrieben.

10 Kommentare:

  1. Davon hatte ich ja wirklich noch nie etwas gehört. Das klingt nach einem tollen Reiseziel, das sofort auf meine Wunschliste wandert. 😍

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    1. Es lohnt sich, wenn Du mal in der Nähe bist. Da gibt es ja mit Magdeburg usw. viel zu sehen.

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  2. Toller Beitrag :) und da hast du mir jetzt was voraus! Ich hab zwar die etwas südlich gelegenere Kreisgrabenanlage von Goseck besucht, aber Pömmelte scheint touristisch ausgebauter und daher anschaulicher und zugänglicher zu sein.
    Super!

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    1. Danke, Torwen! Ein Lob von einer Archäologin freut mich ganz besonders. Nach Goseck wollten wir letztes Jahr nachdem wir in Nebra waren, aber da waren so viele Straßen gesperrt, dass unser Navi überfordert war und irgendwann war es mir zu blöd und wir sind stattdessen auf einen Abendspaziergang nach Naumburg. Das war auch schön. :-)
      Pömmelte ist wirklich einfach zu erreichen und hat eine super Infrastruktur.

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  3. Hallo Barbara,
    ich freue mich, dass Dir mein Beitrag über Pömmelte ebenfalls gefallen hat. Schöne Fotos hast Du aber trotz des bewölkten Himmels gemacht! Ganz toll stelle ich mir den Ort auch im Frühsommer vor, wenn ringsherum die Felder grün sind. Zu dieser Jahreszeit muss ich unbedingt auch noch einmal dorthin. Und Nebra steht auch noch auf meiner Wunschliste - irgendwann besuchen wir das auch mal.
    Liebe Grüße
    Cornelia

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  4. Hallo Barbara,
    danke für den tollen Artikel. In Pömmelte war ich noch nicht, aber in Goseck. Für mich steht schon lange auf dem Plan in Halle mal wieder die Himmelsscheibe zu besuchen. Vielleicht schaffe ich es dann auch noch nach Pömmelte. Muss nur mal schauen, ob ich da ohne Auto hinkomme.
    Viele Grüße, Diana

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  5. Liebe Barbara,
    ich habe noch nie in meinem Leben etwas von Pömmelte gehört! Herzlichen Dank für den schönen Beitrag und die Aufklärung. :-)
    Wenn ich ehrlich bin, steh ich ja auf solche Stätten.
    Ich glaube wir nehmen das noch mit, wenn wir in den Hainich fahren...mal sehen.
    LG
    Charnette

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  6. Liebe Barbara,
    von den Heiligtümern hatte ich ehrlich gesagtnoch nie gehört. Ich danke dir für diesen ausführlichen und sehr informativen Artikel.
    Der Aufbau der Heiligtümer ist ja wirklich sehr besonders. Vielen Dank für den Tipp. ;)

    Viele liebe Grüße
    Kathi

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  7. Das ist mal ein cooler Tipp, von dem ich in der Tat noch nie was gehört habe. Sieht aber sehr interessant aus...
    Liebe Grüße, Tanja

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  8. Liebe Barbara,
    das ist genau was für mich. Ich hatte auch vorher noch nie was von Pömmelte gehört, umso intensiver habe ich deinen Bericht gelesen. Das kommt definitiv auf meine Liste.
    Liebe Grüße, Selda.

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